Aussergewöhnlich wie Wipkingen

Am 24. November wurde Wipkingens neue Weihnachtsbeleuchtung eingeweiht: 20 «Hale Bopps» hängen über dem Röschibachplatz, leuchten bei Nacht und glitzern in der Mittagssonne.

20 «Hale Bopps» über dem Weihnachtsmarkt Anfang Dezember
Carla Egg (links) und Leana Fischer rahmen Quartiervereinspräsident Beni Weder ein.
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Die beiden Designerinnen Leana Fischer und Carla Egg, verantwortlich für das Design der Weihnachtsbeleuchtung, sind von Mailand nach Zürich gereist, um sich das Ergebnis eines fünf Jahre dauernden Entwicklungsprozesses und eines lange gehegten Wunsches des Quartiervereins anzuschauen. Bei einem Glas Wein erzählen sie, wie der «Hale Bopp» entstanden ist.

«Wipkinger»: Wie fühlt es sich an, jetzt da die «Hale Bopps» über dem Platz hängen?

Carla Egg: Wir waren in Mailand, als die Leuchtkörper aufgehängt wurden. Es sieht gut aus, professionell und sauber. Wir haben so lange daran gearbeitet und jetzt ist es schon fast ein wenig surreal, dass sie tatsächlich dort oben hängen. Ich bin gespannt, wie die Leute darauf reagieren.

Leana Fischer: Die Frage ist schwierig zu beantworten, weil es ein sehr emotionales Projekt war. Klar, da ist das Design, die Ästhetik, aber es stecken eben auch fünf Jahre Arbeit darin und alles, was wir miteinander erlebt haben. Wir wissen, wie viele Leute sich dafür engagiert haben. Es ist ein Gefühl von: Wow, wir haben es endlich geschafft!

Carla: Mir gefällt, dass es schon wirkt, obwohl es noch nicht leuchtet. Das gehört ja auch zum Konzept: Es sollte eine Tages- und eine Nachtversion geben.

Wie verlief eigentlich die Zusammenarbeit mit dem Quartierverein?

Leana: Am Anfang stand die Idee des QVW-Präsidenten Beni Weder. Da war noch nicht klar, ob wir das überhaupt dürfen und auch können. Es ging noch nicht um das Design, sondern in erster Linie darum, sich mit der Idee einer Weihnachtsbeleuchtung auf dem Röschibachplatz auseinanderzusetzen und herauszufinden, finden wir das «lässig». Alle waren sich einig, dass es nichts Konventionelles sein sollte, sondern man etwas Mutiges machen wollte – etwas Aussergewöhnliches, so wie Wipkingen selbst.

Carla: Wir haben mit dem Quartierverein lange über Themen und Wirkungen gesprochen. Schnell kristallisierte sich das Thema «Licht und Schatten» heraus. Wir haben erste Konzeptentwürfe gemacht und diese präsentiert und besprochen. So ging das vorwärts, in kleinen Schritten.

Leana: Wir haben sehr früh kleine Prototypen gemacht, um die Wirkung zu testen. Welche Stimmung entsteht mit flächigen Körpern, welche, mit einem dreidimensionalen Körper. Wir haben am Anfang nicht realisiert, wie stark die Quartierbevölkerung betroffen ist und miteinbezogen wurde. Wir haben auch auf die kritischen Stimmen gehört. Dieser Prozess brauchte Zeit, dafür ist es jetzt ein richtiges Gemeinschaftsobjekt. Das wiederspiegelt sich auch im «Hale Bopp» selber: Der Körper besteht aus vielen, flachen Einzelteilen, die für sich alleine keine grosse Wirkung haben. Aber wenn man alles zusammenfügt, entsteht dieser dreidimensionale Körper. Das ist eine schöne Metapher für die Entstehung der Weihnachtsbeleuchtung.

Carla: Wir konnten die Prototypen auf dem Platz testen, indem wir sie einfach aufgehängt haben. Anders ist es kaum möglich sich vorzustellen, was mit dem Licht in einer gewissen Höhe und Distanz passiert. Diese Testphase war wichtig, um die Reaktionen abzuholen. Wenn wir einfach in unserem Kämmerlein etwas entworfen hätten, wäre es, glaube ich, nicht so gut geworden.

Leana: Ohne Beni Weder wäre das Projekt nicht zustande gekommen. Es war kein kleines Projekt, er musste viele Leute überzeugen. Er ist ja selber sehr begeisterungsfähig, vor allem wenn er das Gefühl hat, es bewegt sich etwas. Dann kann er auch andere mitreissen.

Welche designtechnischen Überlegungen habt Ihr Euch gemacht?

Leana: Eine Weihnachtsbeleuchtung soll ein besonderes Erlebnis sein, soll berühren, wenn man sie anschaut. Wir stellten fest, dass sie am schönsten leuchtet, wenn wir das Material roh lassen, weil das Licht darin gut reflektiert. Dies wäre nicht der Fall gewesen, wenn wir die Körper beispielsweise goldfarben gemacht hätten, weil Gold viel Licht absorbiert.

Carla: Wir verfolgen bei unserer Arbeit einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollten nicht nur eine funktionale Beleuchtung kreieren, sondern eine, die Emotionen auslöst. Wir fragten uns, wie das Erlebnis gesteigert werden könnte. So sind wir auf die Idee gekommen, dass die Farben je nach Stimmung eingestellt werden können.

Werdet Ihr auch in Zukunft mit Licht arbeiten?

Carla: Ich finde das Thema Licht faszinierend, auch in Kombination mit dieser Technik, dass man etwas «auslasert». Das bietet viele Möglichkeiten. Etwas Unscheinbares kann plötzlich grossartig erscheinen, wenn man das Licht anmacht. Ich interessiere mich aber vor allem für strategisches Design und den digitalen Bereich.

Leana: Es tut sich zurzeit sehr viel im Designbereich, es gibt viele verschiedene Felder, physische und digitale Produkte oder Plattformen. Wir sind beide sehr vielseitig interessiert und begeisterungsfähig. Ich weiss noch nicht, wohin es mich treiben wird. Es gibt kein definiertes Ziel, wir wollen einfach Dinge neu denken, uns weiterentwickeln. Stillstand ist das Schlimmste.

Was würdet Ihr zum Schluss noch gerne anbringen?

Leana: Wir möchten uns noch einmal bedanken. Bei den Spendern und bei allen Wipkingerinnen und Wipkingern. Wir durften zum Beispiel im Sommer in der Badi Letten Spenden sammeln. Das war toll, dass das möglich war.

Carla: Ja. Danke an alle, die gespendet und uns auch sonst unterstützt haben!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die beiden Industriedesignerinnen leben seit einem Jahr in Mailand, wo sie ihren Master am Politecnico Milano in Service Design absolviert haben und neben ihrer Arbeit auch unter dem Namen FISCHEREGG tätig sind.

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