Die Tagesschule, die (noch) keine ist

Der Gemeinderat hat Anfang März der stadträtlichen Weisung für die Phase II des Pilotprojekts zum Umbau der Stadtzürcher Volksschulen – was unter dem Kürzel «TS2025» geführt wird – mit grosser Mehrheit zugestimmt. Im Juni kommt die Vorlage vors Volk.

«TS» steht für Tagesschule, 2025 für das Jahr, in dem sie flächendeckend eingeführt sein soll. Beides ist ein Etikettenschwindel, denn mangels fehlenden Schulräumen werden im Jahr 2025 noch lange nicht alle Schulkinder in der Schule Zmittag essen können. Und eine Schule, die kurz nach 15 Uhr endet, ist keine Tagesschule.

Sparvorlage

Die AL befürwortet Tagesschulen und unterstützt die Schaffung von Tagesstrukturen an allen Volksschulen. Dennoch haben wir grosse Vorbehalte zum vorliegenden Projekt, weil es sich sehr einseitig an rein quantitativen Kriterien orientiert. So sollen die Kosten für den gesamtstädtischen Ausbau der gebundenen Mittagsbetreuung möglichst tief gehalten werden – im Wesentlichen durch die Verkürzung der Mittagspause von gegenwärtig 110 auf 80 Minuten, durch die Bildung von grösseren Kindergruppen bei geringerem Betreuungsschlüssel, durch weniger gebildetes Personal und durch die «effizientere» Raumnutzung, was soviel wie Schichtbetrieb bei der Mittagsverköstigung bedeutet.

Aufgabenhilfe jetzt inklusive

Für die beiden Änderungsanträge, die das verbindliche Angebot von Aufgabenhilfe und die Verminderung der Unterrichtsdichte in der Mittelstufe verlangten, hat die AL eine Mehrheit des Gemeinderats gewinnen und damit eine massgebliche Qualitätsverbesserung erwirken können. Unsere Forderungen nach sozialgerechten Elternbeiträgen und nach der Ausstattung der Schulen mit den für eine gute Mittagsbetreuung nötigen finanziellen Mitteln blieben bedauerlicherweise erfolglos. In der Pilotphase II wird jedoch geklärt werden müssen, wie die schulergänzende Betreuung nach 15 Uhr und an unterrichtsfreien Nachmittagen organisiert und finanziert werden soll. Das ist entscheidend, wenn aus «TS2025» eine Tagesschule werden soll, die den Namen auch verdient. Die AL bleibt dran.

Rosa Maino

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