Mehr preisgünstige Wohnungen – eine Illusion?

Der Anteil preisgünstiger Wohnungen soll auf einen Drittel erhöht werden. Das Stimmvolk befürwortet den Bau von gemeinnützigen Wohnungen auf dem Kochareal. Der Gemeinderat überweist eine Motion zur Schaffung eines Fonds für genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbau. Am guten Willen fehlt es nicht. Es fehlt an Bauland und zahlbaren Häusern. Doch wie kann der Anteil preisgünstiger Wohnungen in nützlicher Frist erhöht werden?

2011 hat die EVP zusammen mit SP und den Grünen mit mehreren Initiativen für günstigere Wohnungen gekämpft. Die Gemeindeordnung wurde dahin geändert, dass die Stadt sich verpflichtet, den Anteil an kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungen von einem Viertel auf einen Drittel zu erhöhen. Die Umsetzung dieser Vorlage gestaltet sich jedoch im überhitzten Liegenschaftenmarkt als schwierig. Immobilien sind ein einträgliches und sicheres Renditevehikel. An Geld fehlt es der Stadt zurzeit nicht – was also tun? Einen Fonds äufnen und mit dem grossen Geldbeutel auf Baulandshoppingtour gehen. Liegenschaftsbesitzer reiben sich die Hände und die Preise schnellen in die Höhe, was schädlich ist für alle, die keine Stadt- oder Genossenschaftswohnung mieten können. Mehr Geld für Wohnungen erhitzt die Preise.

Verdichten, das Zauberwort für preisgünstige Wohnungen?

Der Boden kann nicht vermehrt, aber das Bauen verdichtet werden. Mehr günstige Wohnungen ergeben sich dadurch aber nicht automatisch. Mehr Wohnfläche pro Person und höhere Ausbaustandards wie eigene Waschküche oder separates Bad verschlingen die gewonnenen Flächen im Nu. Mehr Wohnungen entstehen erst, wenn der Ausbaustandard nicht luxuriös, sondern zweckmässig umgesetzt wird. Neubauten, kommunale wie genossenschaftliche, sind immer teurer, auch wenn sie sich an der Kostenmiete orientieren. Oft bezahlen Mieter danach das Doppelte. Für jene mit kleinen Einkommen eine grosse Belastung. Günstigen Wohnraum erhalten durch sanfte Renovierung, statt immer nur zur Verdichtung einen Neubau aufziehen, würde dem kleinen Portemonnaie entgegenkommen.

Mehr Wohnungen, aber auch mehr Einwohner

Der Markt soll es richten. Werden mehr Wohnungen gebaut, steigen die Leerstände, damit sinken die Preise von allein. Diese Rechnung macht die Stadt Zürich jedoch ohne den Wirt. Tatsache ist, dass mehr Wohnungen einfach mehr Einwohner in die Stadt locken. Eine Herausforderung für die Infrastruktur, aber gut für die Stadtkasse, welche von höheren Steuereinnahmen profitiert. Preisgünstiger werden die Wohnungen jedoch nicht, auch wenn es davon mehr gibt. Der Markt allein kann es nicht richten. Es braucht ein sozialverträgliches Korrektiv!

Weniger Büros – mehr Wohnungen?

Am höchsten ist der Leerbestand heute bei den Büroflächen. Einen Teil der Büroflächen in Wohnungen umnutzen? Das wäre eine Chance! Es ist heute schon üblich, dass sich Firmen Büroflächen teilen. Homeoffice sowie mobile Arbeitsplätze werden in Grossfirmen angeboten und Arbeitsflächen multifunktional verwendet. Wieso leere Büroflächen, wenn diese für Wohnungen genutzt werden könnten? Damit günstiger Wohnraum keine Illusion bleibt, braucht es neue Ideen und Visionen!

Claudia Rabelbauer

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