«Merhaba» im «Damas»!

Kann es sein, dass der liebe Gott die Wipkinger zu seinen Lieblingen erkoren hat? Die Dichte an herausragenden Restaurants ist im trendigen Multikulti-Quartier erstaunlich hoch. So langsam gehen Höwi auch die Adjektive aus! Die Küche des «Damas» an der Kyburgstrasse ist nämlich «zum Niederknien gut», wie das Alexander Kühn vom Züritipp gerne apostrophiert, wenn er mal wieder verzweifelt einen Superlativ sucht. So weit wollen wir nicht gehen. Aber sich «sarazenisch» verwöhnen zu lassen, ist ganz klar eine gute Idee. Und es kommt einiges auf den Teller, wie Höwi feststellen konnte.

Damaszenersalat, Grillteller mit Poulet, Fleischkäse mit Spiegelei und Kartoffelsalat.
Fleischkäse vom Grill, Spiegelei, Kartoffelsalat.
Damaszenersalat mit Lattich, Frischkäse, Avocado, Granatapfelkernen und Fladenbrot-Chips.
Dessertteller mit «Muhallabaiya» (Milchpudding), «Halawe-Bil-Jibueh» (Griessteigrollen mit Ricotta), «Qatayef» (Hefeteiggebäck mit Mascarpone oder Nüssen), getoppt mit Rosenwasser.
Nizar Ben Dhafer, der Küchenchef, und Daniela Treichler, die Geschäftsführerin im «Damas».
1/6

Damaszenersalat, Grillteller mit Poulet, Fleischkäse mit Spiegelei und Kartoffelsalat – diese drei Darreichungen hat Höwi am Tag seines Besuchs im «Damas» genossen. Dazu noch eine Pizza «Principessa» und einen gut bestückten Dessertteller. Soll einer sagen, die Arbeit eines Gastrokritikers sei nicht hart! Wobei Höwi noch seine Angetraute zur «Arbeit» einlud. Zum einen, weil sie die arabische Küche von etlichen Reisen her gut kennt. Zum andern, weil sie den narrativen Anteil liebt: Aladin und seine Wunderlampe…, Agatha Christie und der Orientexpress…, Scheherazade, die in 1001 Nacht dem König Geschichten erzählt und so ihr Leben rettet…: All das schwingt in den Gewürzen, den Farben, den Düften im «Damas» mit. Aber auch in den hervorragend grillierten Fleischspezialitäten, wie dem «Schisch Diyai», das an die früheren Nomaden erinnert. Auf der ersten Seite in der Menükarte beschreiben die Betreiber des Restaurants «Die Küche unserer Mütter». Hier findet sich der rührende Satz: «Sie ist es, die uns das Heimweh vergessen lässt». Überraschend die Ausführung, dass all die Länder, die wir heute als Jordanien, Libanon, Palästina und Syrien kennen, in den Zeiten der alten Seidenstrasse eine einzige Region namens «Bilad esh-Sham» war. Transitgebiet für unzählige Karawanen. Hotspot vieler kulinarischer Einflüsse. So haben die scharfen Gerichte ihre Wurzeln in der kurdischen Küche, während aus der persischen Kochkultur die gefüllten Weinblätter oder Teigtaschen stammen. Wer die Menükarte studiert, stösst auch immer wieder auf arabische Namen wie «Schawarma», was Lammgeschnetzeltes an orientalischen Gewürzen bedeutet. Oder «Muhallabiya», das ist eine Panna cotta, die etwas fester ist und mit Pistazien dekoriert wird. Durchaus möglich, dass wir solche Namen eines Tages genauso intus haben wie Spaghetti carbonara oder Sushi.

«Damas» kommt von Damaskus

Das «Damas» wurde von einer syrischen Familie gegründet, die vor über 20 Jahren in der Schweiz mit einem Coiffeursalon startete, aus dem zwischenzeitlich eine ganze Kette mit einem Dutzend Filialen entstanden sind. Vor zehn Jahren kam der Sprung in die Gastronomie, mit dem «Damas» an der Josefstrasse. Es folgte eine Shisa-Lounge in Schaffhausen. Und im Januar 2016 das «Damas» an der Kyburgstrasse. Sechs täglich wechselnde Mittagsmenüs für zwischen 16 und 24.50 Franken stehen zur Wahl. Stets ist auch eines dabei, das «schweizerisch» ist. Am Tag des Besuchs war dies Fleischkäse vom Grill mit Spiegelei und einem knackigen, mit Olivenstücken getoppten Kartoffelsalat, bei dem sich so mancher «Hirschen» noch eine Scheibe abschneiden könnte.
Auch Ben Amor Nejib Louati beherrscht sein Handwerk. Die Pizzen, die er im Ofen mitten im Restaurant zubereitet, gibt es durchgehend von 11.30 bis 22 Uhr und werden mit dem Kurierdienst auch nach Hause geliefert. Schade, dass man im «Damas» nur auf die üblichen Klassiker setzt und nicht auch noch eine orientalische Variante wagt. Zum Beispiel mit Hackfleisch, Kreuzkümmel und Koriander. Super Idee, fand Daniela Treichler. Durchaus möglich also, dass demnächst eine «Pizza Scheherazade» auf der Karte steht.

Ein Paradies für Vegetarier

Die syrische Küche ist vor allem für ihre Grillspezialitäten bekannt, die im «Damas» auf hohem Niveau gepflegt werden. Mindestens so typisch sind aber auch die vegetarischen Darreichungen wie Hummus, «Kishke» oder die mit Reis gefüllten Weinblätter namens «Waraq Einab». Auch linienbewusste Leute müssen nicht mit einem müden Salatteller vorliebnehmen. Höwis Geheimtipp: «Fattousch», ein veganer Lattich-Tomaten-Gurkensalat an Granatapfelsauce mit Fladenbrot-Chips. Oder die vegetarische Version, der «Damaszenersalat» mit Frischkäse und Avocado für 16 Franken. So wenig Kalorien, so schön dargereicht – das macht Freude.

Aufgestelltes Team

Die meisten Mitarbeiter im «Damas» haben syrische oder libanesische Wurzeln. Einzig Daniela Treichler, die Geschäftsführerin, ist Schweizerin und dies mit eindrücklichem Palmares: Bis 2015 war sie Chef de service im Clouds-Bistro im Primetower, als noch Antonio Colaianni am Herd stand. Als das Gourmetkonzept bachab ging, machte Daniela die Fliege und jettete ein paar Monate durch die Welt. Bis dann Nizar Ben Dhafer anrief, der vorher ebenfalls im «Clouds» arbeitete und Daniela ins «Damas» holte. Und da ist sie jetzt seit einem Jahr, die sympathische Powerfrau, die sich auch bei den Weinen über profundes Wissen ausweist. Etwa beim «Blanc de Blancs» aus dem Château Ksara, einem der drei berühmten libanesischen Weingüter: «Chardonnay, Savignon blanc und Semillon sind bei dieser Assemblage dabei», erklärt sie aus dem Stegreif. «Beim roten ˂Le Bretèches˃ vom Château Kefraya sind es sogar vier Traubensorten». Höwis Einschätzung: Es sind erstaunlich körperreiche, betont fruchtige Weine, die einen Sprung auf die andere Seite des Mittelmeers durchaus lohnend machen.

Dessertteller mit Rosenwasser

Dass Höwi ein Dessertfreak ist, dürfte bekannt sein. Umso enthusiastischer die Beurteilung des Tellers, bei dem zwei Darreichungen herausstechen: Die wunderbar süssen, hellen Griessteigrollen namens «Halawe Bil Jibneh» gefüllt mit Ricotta. Die waren bei Höwis Testessen im Nu weg – gefolgt von den «Quatayef», den Hefeteiggebäcken mit Mascarpone. Etwas gar knusprig geraten waren diejenigen mit Nussfüllung. Da half auch das wundervolle Rosenwasser nicht, um die wirklich weich zu kriegen.

Kritik

Wie immer noch ein paar kritische Anmerkungen. Die erste betrifft wieder einmal den Musikteppich. Wer 1001-Nacht-Stimmung erwartet, kommt am Abend auf die Rechnung, am Mittag dagegen liegt Chillout-Musik in der Luft – dezent zwar, aber 08:15. Die Dekos an den Wänden sind Imitate von archäologischen Ausgrabungen. Da dürfte man dem Gast etwas gehobenere Wertigkeit zumuten. Generell dürfte das «Damas» mehr auf Orient machen, ohne dass gleich ausgestopfte Kamele rumliegen müssen. Jetzt sieht das Restaurant aus wie Xandere auch. Und: Schade hat Höwi nicht gemerkt, dass es nebst dem Illy-Kaffee auch noch eine arabische Variante gibt. Den haben die Gäste am Nebentisch im Silberkännchen genossen. Für Höwi eine klare Option beim nächsten Besuch. Den wird er auf der Terrasse geniessen, denn sie gehört zu den schöneren im Quartier.

Restaurant Damas
Kyburgstrasse 28, 8037 Wipkingen
Telefon 043 818 29 12
www.restaurantdamas.ch
7 Tage offen von 10 bis 23.30 Uhr, Küche von 11.30 bis 22 Uhr
Kurier täglich 17 bis 22.30 Uhr.

 

Zum Autor
Er nennt sich Höwi, ist ein stadtbekannter Gastrokritiker und Buchautor und schaut den kochlöffelschwingenden Profis im Kreis 10 in die Töpfe. Die Gastrokolumne erscheint monatlich im Höngger und alle drei Monate im Wipkinger.

0 Kommentare


Themen entdecken