Reminiszenz an das Landenbergfest

Das Landenbergfest ist ein Quartierfest, das zu einem grossen Teil eine ganz besondere Zielgruppe hat: Die Kinder.

Das Landenbergfest war ein Ort der Begegnung.
Gebannte Kinderaugen beim Kasperlitheater.
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Wenn man im Vorfeld des Landenbergfestes die offizielle Webseite der Organisatoren anklickte, dann war diese so hübsch gemacht, dass der nächste Klick ganz bestimmt dem Wetterbericht für Freitag und Samstag, 9. und 10. Juni galt, an denen das Fest stattfand. Das Programm hatte vor allem für Familien mit Kindern einige spannende Attraktionen zu bieten. So würde es einen Kinderflohmarkt geben, auf dem alte Spielsachen feilgeboten wurden, ein Kasperlitheater und sogar eine Zaubershow, während für die Erwachsenen abends Konzerte stattfanden. Nur das Wetter musste noch mitspielen, damit es ein schönes Fest werden könnte. So war es dann auch: Am Freitagnachmittag, gegen 18 Uhr, strömten die Besucher in den sonnendurchfluteten Park, in dem lange Holzbänke und -tische aufgestellt worden waren und ausserdem eine Bühne für die Musik- und Showeinlagen und ein grosses Festzelt, in dem Getränke angeboten wurden. Bei den Essensständen konnte man sich zum Bier eine Wurst, einen Salat, «Hörnli mit Ghacktem» oder einen Teller voll dampfend heissem thailändischen Essen holen. So waren die Bänke und Tische bald zum Brechen voll mit Leuten. Der Blasio, eine grosse Hüpfburg unter den Bäumen in der Mitte des Parks, war bei den Kindern sehr beliebt und wurde bald zum Schauplatz eines Fliegengewichts-Wrestlingturnieres, bei dem sich die Kleinen unter Anfeuerungsrufen ihrer Kameraden auf freundschaftliche Weise prügelten, wobei der zäheste unter ihnen am Schluss übrigblieb. Die Eltern, ihre wohlverdiente Auszeit geniessend, tauschten unter den letzten Sonnenstrahlen des Tages an ihren Tischen Anekdoten aus und prosteten sich zu.

Der Soundcheck

Um 19.30 erfüllte ein dumpfes Trommeln, begleitet von Gitarrenklängen, die Luft. Ein Mann betrat die Bühne und begann zu singen. Schon fingen die ersten an zu tanzen, doch dann endete die musikalische Einlage ebenso abrupt, wie sie begonnen hatte. Es handle sich nur um einen Soundcheck, dem Testen der Instrumente für die Tontechniker, sagte der Mann, der Teil des Organisationsteams ist. Die erste Band des Festes, das dieses Jahr als sehr musiklastig galt, liess aber nicht lange auf sich warten. Um halb neun traten «The Giant Robots» auf, eine Schweizer Rockgruppe, die gut ausgetüftelten, sauberen Rock spielten. Die Hauptattraktion des Abends, weswegen viele Leute aus der eingefleischten Fangemeinschaft angereist waren, war aber das «Orchestra From Hell», eine durch Trompete, Saxophon, Keyboard und einer afrikanischen Sängerin aufgewertete Version des «Trio From Hell», dem Rock’n’roll-Trio um Schlagzeuger Aad Hollander, das durch seine sonntäglichen Auftritte im Helsinki-Club zu einiger Berühmtheit gelangt ist. Sie spielten den Blues, sie spielten Soul und Rock’n’roll, anderthalb Stunden lang. Am Schluss sprach die Bassistin Bice Aeberli ins Mikrophon: «Zwei Stücke können wir noch spielen, dann kommt die Polizei». Gesagt, getan. Die Menschenmasse löste sich auf, die Nachbarn wollten schlafen, der Freitagabend war zu Ende oder wurde woanders fortgeführt. Die Samstagskonzerte begannen mit den balkanösen Jazz spielenden Suma Covjek und fanden im Anschluss mit «The Jackets» aus Bern ihren Höhepunkt. Deren aggressiver Garage-Punkrock fegte wie ein Waldbrand über den Landenbergpark und liess wohl den einen oder anderen angrenzenden Bewohner schlaflos. Den Abschluss machten die Winterthurer «The Men From S.P.E.C.T.R.E.», die ruhigen Pop ohne Gesang spielten. Alles in allem kam man am Landenbergfest also auch musikalisch auf seine Kosten, solange man sich mit der schweizerischen Musikszene anfreunden konnte.

Kasperli und Piñatas

Wenn auch die Abende ganz im Sinne der anwesenden Musik-Afficionados waren, so galten die Nachmittage der Zukunft: Den Kindern. So waren noch vor dem ersten Konzert bei der Bühne sogenannte Piñatas aufgehängt, mit Süssigkeiten gefüllte Tontöpfe mit Pappmaché umwickelt, und die Kinder, die sie zerschlagen sollten, wurden auf der Bühne ausgelost. Für das Zerschlagen der Piñatas wurden lange Holzstöcke benutzt und nur wie durch ein Wunder wurde niemand dabei verletzt. Vor dem Auftritt des «Orchestra From Hell» am Freitag fand beim Spielplatz eine Feuershow statt, bei der professionelle Feuerschlucker ihr Talent zur Schau stellten. Talent besass auch der Zauberer Jamil, der am Samstagnachmittag eine einzigartige Zaubershow hinlegte, wo er auf magische Art Gläser herumbewegte, Zaubertücher durch Kinderköpfe wandern liess und mit eingebildeten Sprüchen die Zuschauer ärgerte. Kaum ein Anlass auf dieser Erde könnte so freudig antizipiert werden, wie das Kasperlitheater am Samstagnachmittag. Bereits eine halbe Stunde vor dem «Tri-tra-trallala» hatten sich die Ränge bereits gefüllt, erwartungsfreudige Kinderaugen fixierten gespannt den kleinen, roten Vorhang, dass sie, um das Spiel zu sehen, noch so lange warten mussten, schien ihnen nicht das Geringste auszumachen. Ein grosses Dankeschön geht an die vielen Helfer und Organisatoren, die überhaupt erst möglich gemacht haben, dass das Landenbergfest so ein grosser Spass für Jung und Alt war.

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