Sofakino unter freiem Himmel

Das «Sofaopenairkino Wipkingen», das dieses Jahr vom 7. bis 9. Juli stattfinden wird, ist im Quartier seit Jahren ein bekannter und beliebter Anlass. Doch wie ist es entstanden und wer ist für die Organisation verantwortlich? Ein Gespräch mit dem Medienverantwortlichen Ricardo Achermann, Mitglied des OK-Teams.

Film ab für das Sofaopenairkino. (Foto: zvg)
Ricardo Achermann, der Medienverantwortliche des «Sofaopenairkinos Wipkingen».
Stimmungsbilder Sommer 2015.
Das Sofaopenair im Innenhof der Pfarrei Guthirt. (Foto: zvg)
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«Wipkinger»: Seit vielen Jahren findet, mit wenigen Ausnahmen, einmal jährlich das «Sofaopenairkino Wipkingen» statt. Wie ist dieses aussergewöhnliche Freiluftkino entstanden?

Ricardo Achermann: Vor rund 25 Jahren kamen Mitglieder der Pfadfinderorganisation Morgarten-Erlach auf die glorreiche Idee, an einem Wochenende im Sommer die alten Sofas aus den Jugendräumen auf den Kirchplatz der Guthirt-Kirche zu tragen und dort gemeinsam unter freiem Himmel auf einer grossen Leinwand Filme anzuschauen. Das war zunächst eine ganz spontane Idee der Jugendlichen.

Der Anlass war also ursprünglich ein interner Pfadfinder-Anlass?

Ja, zu Beginn wurden die Openair-Filmabende von Pfadfindern für Pfadfinder veranstaltet. Später wurden dann auch andere, befreundete Pfadfinderabteilungen dazu eingeladen. Mit der Zeit kamen immer mehr Aussenstehende dazu, das Publikum wurde immer grösser, es sprach sich herum, dass es diesen speziellen Anlass gibt.

Was hat sich in all den Jahren verändert?

Zu Beginn war alles noch ganz einfach, die Leinwand bestand aus einem grossen Leintuch, das von uns selbst gespannt und mit Nägeln auf einer Holzlatte befestigt worden war. Das war immer ein ziemlicher Kraftakt, zum Spannen brauchten wir rund 20 Helfer. Heute geht das etwas komfortabler vonstatten, denn wir sind mittlerweile im Besitz einer aufblasbaren Leinwand. Auch der organisatorische Aufwand rund um den ganzen Anlass hat sich natürlich vervielfacht. Weil es die Pfadi-Abteilung Morgarten-Erlach aber leider nicht mehr gibt, organisieren heute wir «Rover», also die ehemaligen Pfadfinder, gemeinsam mit dem «Blauring» die drei Abende. Momentan besteht das OK aus acht Personen: zwei vom «Blauring», sechs von der Pfadi.

Wer finanziert die Veranstaltung?

Einerseits finanzieren wir den Anlass aus unserer «Rover-Kasse», also der «Ehemaligen-Kasse». Mit diesen Pfadigeldern finanzieren wir grössere Anschaffungen, wie beispielsweise eben die aufblasbare Leinwand. Andererseits trägt sich das «Sofaopenairkino Wipkingen» selbst, wir decken unsere laufenden Kosten mit den Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Einen Gewinn machen wir mit dem Kino nicht, wenn wir mehr einnehmen, als wir ausgegeben haben, reinvestieren wir den Überschuss, etwa indem wir eine neue Soundanlage kaufen oder dergleichen. Unterstützt werden wir ausserdem von verschiedenen Sponsoren aus dem Quartier und vor allem von der Kirchgemeinde, die uns nicht nur den Platz, Wasser und Strom gratis zur Verfügung stellt, sondern uns auch ganz generell eine grosse Hilfe ist.

Und die Sofas – woher kommen die?

Ach, das sind immer noch die aus unseren Jugendräumen, die wir von Leuten erhalten haben, die sie nicht mehr brauchten. Unsere Räume sind voller Sofas, die teilweise wirklich uralt sind, aber immer noch gute Dienste tun. Genau sie machen auch das spezielle Ambiente unserer Veranstaltung aus. Weil der Anlass aber mittlerweile so gross geworden ist, mussten wir die Sofas durch Liegestühle ergänzen. Im gedeckten Bereich des Kirchplatzes befinden sich jetzt immer die Sofas, im vorderen, ungedeckten Bereich stellen wir Liegestühle auf.

Das «Sofaopenairkino Wipkingen» findet also bei jeder Witterung statt?

Ja, das findet immer statt. Wir haben in den vergangenen 18 Jahren auch schon praktisch alle Wetterphänomene erlebt – es war mal heiss, dann wieder richtig kalt und ungemütlich, hat geregnet und gehagelt. Einmal mussten wir die Filmvorführung sogar abbrechen, weil es gestürmt und gewittert hat. Das wirkt sich natürlich immer auch auf die Besucherzahlen aus.

Wie sieht es denn so aus mit den Besucherzahlen – wie viele Leute besuchen das Kino während der drei Tage?

Das ist sehr unterschiedlich und hängt wie gesagt stark vom Wetter, aber auch von der Filmauswahl und anderen Kriterien ab. Letztes Jahr war das Interesse enorm, die im Vorverkauf erhältlichen 150 Tickets pro Abend waren für alle drei Tage ausverkauft und die Leute standen lange Schlange, um an der Abendkasse noch ein Ticket zu ergattern. Insgesamt stehen pro Abend 300 Sitzplätze zur Verfügung.

Wer bekommt die Plätze auf den Sofas – sind die besonders teuer?

Nein, die Tickets kosten für alle Plätze 14 Franken, beziehungsweise zehn Franken mit einer Kulturlegi. Wer eines haben möchte, der kann sich dies reservieren, allerdings erst nach Öffnung der Abendkasse. Dann vergeben wir Karten, mit denen man sich die Sofas reservieren kann. Wer also zuerst kommt, der hat die Auswahl.

Und wie wird entschieden, welche Filme gezeigt werden?

Oh, das ist ein schwieriger demokratischer Prozess…(lacht). Jeder aus dem OK ist stimmberechtigt und darf zwei Filme vorschlagen, die er gerne zeigen würde. Gemeinsam sehen wir uns dann alle vorgeschlagenen Filme an und entscheiden per Mehrheitsdekret, welche drei Filme tatsächlich ausgestrahlt werden.

Das hört sich nach einer Menge Filmabende an.

Ja, wir haben viel zu tun, wenn wir uns alle Filme anschauen wollen. Bei unseren monatlichen Treffen im November und Dezember werden bereits erste Filmideen gesammelt und Filme gezeigt. Bis das Programm dann steht, wird intensiv diskutiert. Wichtig ist uns, dass bei der Auswahl keine Stilrichtungen und Genres von vornherein ausgeschlossen werden, sondern wirklich aufgrund des gesehenen Filmes entschieden wird, ob er gezeigt werden wird oder nicht.

Und welche Filme haben dieses Jahr das Rennen gemacht?

Am Donnerstagabend zeigen wir «Der Kreis», einen Schweizer Film über ein homosexuelles Pärchen in den 1950er-Jahren. Am Freitag folgt «Nebraska», eine Art amerikanisches Roadmovie, und am Samstag schliesslich «Wir sind die Neuen», eine deutsche Komödie über eine Senioren- und eine Studenten-WG, die nebeneinander im gleichen Haus wohnen und ziemlich unterschiedliche Auffassungen davon haben, wie man sein Leben führen sollte.

Was wird dem Publikum ausser den Filmen an den Abenden sonst noch geboten?

In den letzten Jahren hat es sich etabliert, dass wir immer auch noch ein kulturelles Rahmenprogramm zu den Filmen auf die Beine stellen. Dieses Jahr werden beispielsweise Röbi Rapp und Ernst Ostertag, die Protagonisten des ersten Films «Der Kreis», persönlich anwesend sein und den Zuschauern aus ihrem Leben berichten. Das wird sicher sehr spannend werden. Am Freitag gibt’s ein Konzert, das hat sich seit dem Jubiläum zu 15 Jahren «Sofaopenairkino Wipkingen» so eingebürgert. Dieses Jahr wird der Basler Singer/Songwriter «Baum» für uns spielen. Ausserdem ist natürlich für Essen und Trinken gesorgt, das organisieren wir selbst. Der «Blauring» ist für Grill und Salate zuständig und wir von den Pfadfindern organisieren das Getränkebuffet. Für Unterhaltung ist also in jeder Hinsicht gesorgt.

Herr Achermann, herzlichen Dank für das Gespräch.

«Sofaopenairkino Wipkingen», 7. bis 9. Juli 2016
Innenhof Pfarrei Guthirt, Guthirtstrasse 3
Donnerstag, 7. Juli: «Der Kreis»
Freitag, 8. Juli: «Nebraska»
Samstag, 9. Juli: «Wir sind die Neuen»
Filmstart jeweils 21.30 Uhr, ab 18.30 Uhr Abendkasse, Kino-Bar und -Bistro sowie Rahmenprogramm.
Tickets: 14 Franken, ermässigt zehn Franken, und Vorverkauf bei «L‘ultimo Bacio»

 

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