Warum sind Silos grau?

Beinwil, Nebikon und Rickenbach haben einen Silo – Zürich bekanntlich und unübersehbar auch. Gemeinsam ist diesen Silos, dass sie alle grau sind. «118 Meter Hässlichkeit» oder «ein übler Brocken» waren Schlagzeilen Anfang Jahr, als der Silo in Zürich fertiggestellt worden war.

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Es dürfte auch bunter sein.
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Ganz klar, der Silo polarisiert. In der Volksabstimmung bereits waren die Befürworter weit weg von den Gegnern. Auch innerhalb der Grünliberalen Partei gingen die Meinungen in dieser Sache auseinander. Nachdem der Gestaltungsplan nun Form angenommen hat, wurde es folglich wieder lauter um den Silo: Einige können dem Turm nichts Positives abgewinnen, während andere einen harmonisch gestalteten Zweckbau, einen Identifikationspunkt, ein Zeichen für «Industrie in der Stadt» oder eine Würdigung an den Baustoff Beton sehen. Unbestreitbar ist der Fakt, dass der Silo interessiert: Wenn es nicht die Kontraste in den Grautönen sind, dann zumindest die Kontroversen um die empfundene Wirkung auf den Betrachter.

War das nun alles?

Der Silo steht nun. Geändert werden kann das nicht und daher stellt sich automatisch die nächste Frage: War das nun alles? Oder soll die Diskussion um eine allfällige neue Gestaltung oder zusätzliche Nutzung des Silos weitergehen? Die Idee der Begrünung der Fassade wurde vom Präsidenten des Quartiervereins Wipkingen, Beni Weder, bereits vor der Fertigstellung in den Raum geworfen und damals vom Swissmill-Chef Sciaranetti für eine Abklärung der Machbarkeit wohlwollend aufgenommen. Es liegen natürlich auch weitere Ideen auf der Hand, wie die einer Dachterrasse oder das Grau der Fassade in eine andere Farbe zu verwandeln. Mit Farbe zu arbeiten, dürfte jedoch kein leichtes Unterfangen sein, nicht wegen den 118 Metern Höhe, sondern primär weil die Gestaltung des Silos und die Wirkung im Stadtgefüge von den Architekten sehr sorgfältig in Angriff genommen worden war und hochdotierte und unabhängige Fachleute im Baukollegium der Stadt die Gestaltung für «besonders gut» befunden hatten. Eine ähnliche Aussage erhält man denn auch von Ramón Gander, Mediensprecher des Eigentümers Coop, wenn man sich erkundigt, ob bereits eine Projektgruppe für eine allfällige weitere Gestaltungsrunde existiere. Eine (temporäre) Laser-Projektion auf die Fassade bei Dunkelheit ist in dieser Hinsicht vielleicht etwas chancenreicher, als mit Farbe zu spielen. Für die Nutzung als Kinoleinwand dürften zwar nur wenige Balkone um den Bahnhof Wipkingen nah genug sein. Eine Beleuchtung der Fassade mit Farbe oder Schrift, wie es Lichtkünstler Gerry Hofstetter bei 26 SAC-Hütten für das 150. Jubiläumsjahr des Schweizer Alpenclubs gemacht hat, wäre eine andere Möglichkeit.

Etwas für Outdoor-Sportler?

Der fensterlose Bau hat aber nicht nur Vorteile bei einer Beleuchtung. Die monotone Fassadengestaltung eignet sich hervorragend für House- oder Sky-Running. Bei dieser Freizeitunterhaltung rennen Teilnehmer angeseilt mit dem Gesicht nach unten senkrecht die Hauswand hinunter. Aber auch für das Einrichten einer Kletterwand mit Griffen wäre der fensterlose Bau prädestiniert. Lassen sich die zahlreichen Outdoor-Sportler unserer Stadt für ein solches Projekt begeistern? Die anfänglichen politischen und administrativen Hürden stehen womöglich im Gegensatz zu ihrer Passion, sich im Freien zu bewegen. Die Realisierung einer Kletterwand als Trainingsmöglichkeit am Silo dürfte wohl schwierig sein, aber der Blick aus einer 118 Meter hohen Kletterwand hinaus über die Stadt und in die untergehende Sonne im Westen dürfte ein einmalig schönes, urban-sportliches Erlebnis sein. Da erhielte der Spruch «Silölen ist geil!» eine neue Bedeutung. Ende 2015 waren Postkarten im Umlauf mit diesem Spruch, deren anonyme Urheber offenbar keine Freude am Silo hatten.
Wie immer die Entwicklung des Silos auch weitergehen soll, die Grünliberalen begrüssen eine Diskussion über eine mögliche zusätzliche Nutzung oder einen Gestaltungswettbewerb. In der Zwischenzeit haben Bewohner auf jeden Fall die Möglichkeit, sich auch über das Innere des Silos stärker ins Bild zu setzen: Am 27. Oktober kann die Öffentlichkeit die Mühle samt Kornhaus im Rahmen der zweiten «Langen Nacht der Unternehmen» besichtigen.

Daniel Häuptli, Kantonsrat Grünliberale

1 Kommentare


Markus Häuptli

30. Juni 2016  —  07:55 Uhr

Trifft zu; silölen wäre auch etwas für mich.
Gratuliere zum Bericht.

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