Wipkingen wird in zwei Kirchenkreise aufgeteilt

Bettina Suter-Egli, Präsidentin der reformierten Kirchenpflege Zürich-Wipkingen im Gespräch über die Neuerungen in der Kirchgemeinde.

Die Kirchenpflege Zürich-Wipkingen (v.l.): Christa Gilgen, Verena Profos, Bettina Suter, Katariina Gaehler, Yvonne Volkart, Werner Pfister, Heidi Sommer.

Wie lange arbeiten Sie schon als Präsidentin der Kirchgemeinde und wie gefällt Ihnen Ihr Amt?

2012 habe ich das Amt der Kirchenpflegepräsidentin übernommen. Die Aufgabe ist um einiges vielfältiger, als ich je gedacht hätte. Sie gefällt mir sehr. Ich bin jedoch äusserst froh, dass ich die Erfahrungen als Leiterin eines grossen Altersheimes der Stadt Zürich mitbrachte. Die Behördenarbeit war mir als frühere Gemeinderätin und Synodale bekannt. Darum wurde ich von der Aufgabe nicht überrollt.

Wie nehmen Sie den Reformprozess der reformierten Kirche wahr?

Ich bin sehr stolz, dass die Reformierten der Stadt Zürich sich in einer Urnenabstimmung für die Reform der Strukturen entschlossen haben. Die Zeichen der Zeit wurden erkannt. Unsere Mitgliederzahlen haben sich stark verkleinert. Wir müssen unsere Strukturen dieser kleineren Zahl an Mitgliedern anpassen.

Was finden Sie besonders reizvoll an dieser Reform?

Dass wir neben Strukturfragen auch die Chance haben, Aufgaben grossräumiger anzubieten und uns zudem inhaltliche und qualitative Fragen zu stellen. Ich freue mich ausserordentlich, dass diese Reform sehr professionell begleitet und eine breite Basis in den Prozess einbezogen wird. Unsere Kirchgemeinde arbeitet auf allen Ebenen aktiv mit.

Wieviel Mehrarbeit beschert Ihnen die Reform?

Im Moment sehr viel. Unsere Kirchgemeinde teilt sich ab 2019 auf zwei Kirchenkreise auf. Wir sind darum sowohl nach Westen mit den Kirchgemeinden Höngg und Oberengstringen, als auch nach Osten mit den Kirchgemeinden des Kreises 6 in Koordinationssitzungen und Zusammenführungen von Aufgaben aktiv. Ab Sommer 2016 steigen wir mit diesen beiden neuen Kirchenkreisen in die Testphase ein. Daneben bleibt der «Courant normal», die Führung einer Kirchgemeinde mit all den damit verbundenen Aufgaben. Eine solche Belastung ist für ein Milizamt wie die Kirchenpflege grenzwertig.

Neu entstehen ja zehn Kirchenkreise auf Stadtgebiet. Was bedeutet das für die Wipkinger?

Speziell in Wipkingen wird es sein, dass wir uns in zwei Kirchenkreise aufteilen. Die Kirchenpflege befürwortet diese Aufteilung.

Warum, dachten Sie über Alternativen nach?

Ja. Die Alternativen dazu wären unserer Meinung nach jedoch schlechter gewesen. Wir wollten keinen Kirchenkreis Waidberg, welcher von Oberengstringen bis nach Oberstrass geführt hätte mit rund 20‘000 Kreismitgliedern. Wir wollten aber auch nicht als ganze Kirchgemeinde Wipkingen mit Höngg und Oberengstringen einen Kirchenkreis bilden, obwohl wir mit Höngg zusammen zum selben Stadtkreis zehn gehören. Gemeindeglieder im Osten unseres Quartiers hätten sich nie nach Höngg orientiert. Ein Gemeindeglied aus der Kornhausstrasse fühlt sich beispielsweise Unterstrass viel näher als Höngg, ein Gemeindeglied aus der Seminarstrasse orientiert sich eher nach Paulus.

Wie muss man sich die Kirchgemeinde Zürich künftig vorstellen?

Wir kennen das von der politischen Gemeinde bereits gut. Wir haben eine Stadt Zürich, welche in Schulkreise aufgeteilt ist. In den Schulkreisen stehen Schulhäuser, in welchen die eigentliche Schularbeit geleistet wird. Es gibt eine Kreisschulpflege für den Kreis und eine städtische Verantwortung, welche das Ganze im Auge behält und die strategischen und finanziellen Vorgaben bestimmt.

Sie vergleichen Schulkreis mit Kirchenkreis?

Genau, denn so ähnlich wird es auch in der reformierten Kirche künftig aussehen. Wir haben eine Kirchgemeinde Zürich. In den Kirchenkreisen wird die eigentliche Kirchenarbeit geleistet. Der Kirchenkreisvorstand übernimmt die Verantwortung für dieses Angebot. Auf der Ebene der Kirchgemeinde Zürich sorgen ein Kirchenparlament und die Kirchenpflege für die strategischen, finanziellen und verwaltungstechnischen Vorgaben. Sie verwalten auch die Immobilien.

Entlang der Rosengartenstrasse verläuft die Grenze zwischen zwei Kirchenkreisen. Müssen sich die Reformierten dann in ihren Kreisen aufhalten oder sind sie frei?

Wipkingen wurde bereits vor vielen Jahren mit der Rosengartenstrasse in zwei Teile zerschnitten. Was als Provisorium angepriesen wurde, hat unser Quartier nachhaltig auseinandergerissen. Diese Wunde ist nie verheilt. Bei der Bildung der neuen Kirchenkreise haben wir darauf Rücksicht genommen. Wipkinger östlich der Rosengartenstrasse orientieren sich eher mit unserer Kirche Letten und dem Kreis 6. Oft gehen die Kinder und Jugendlichen auch ins Letten-, Nordstrasse-, Milchbuck- oder Riedtlischulhaus zur Schule. Sie werden auch dort die Angebote für Jugendliche besuchen. Gemeindeglieder westlich der Rosengartenstrasse identifizieren sich eher mit der Kirche Wipkingen. Die Jugendlichen besuchen zusammen mit Höngger Schülern das Waidhaldenschulhaus.

Wie stark sind diese Grenzziehungen zu beachten?

Innerhalb der einen Kirchgemeinde der Stadt Zürich gibt es keine starren Kreisgrenzen. Die Reformierten sind an jedem kirchlichen Ort der Stadt Zürich herzlich willkommen. Das ist jetzt bereits so. Wir schreiben niemandem vor, wo er den Gottesdienst besuchen soll. Die Jugendlichen möchten mit ihren Kolleginnen und Kollegen konfirmiert werden. Kreisgrenzen sind ihnen nicht wichtig. Unsere Seniorinnen und Senioren werden als Gemeinschaft wahrscheinlich auch nach 2019 die Angebote, welche ihnen zusagen, zusammen besuchen, ganz gleich ob sie westlich oder östlich der Rosengartenstrasse wohnen.

Die Kirchenpflege der reformierten Kirchgemeinde Wipkingen freut sich, mit der Wipkinger Zeitung eine neue Plattform zu haben. Sie wünscht dem neuen Medium einen guten Start und eine gute Akzeptanz.

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