Umgestaltung der Kyburgstrasse – Was steckt dahinter?

Die Kyburgstrasse beim Landenbergpark soll ab Mitte Juni zusammen mit der Quartierbevölkerung zu nationalen Forschungszwecken umgestaltet und zu einem Ort der Begegnung werden. Das Vorhaben stösst bei Wipkinger*innen auf gemischte Reaktionen. Der Quartierverein hat nachgefragt.

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Vom 9. bis 11. Juni sind alle eingeladen, die Kyburgstrasse mitzugestalten.

Frau Leuba, Sie leiten das Projekt «Begegnen, Bewegen, Beleben». Weshalb wurde ausgerechnet die Kyburgstrasse ausgewählt?

Wir haben eine typische, repräsentative Quartierstrasse in Zürich gesucht, die heute schon eine offizielle Begegnungszone ist, alsomit Vortritt für Fussgängerinnen und Fussgänger und Tempo 20, die zentral ist, aber nicht mit touristischen Sehenswürdigkeiten, mit Trottoir, parkierten Autos, der üblichen Breite und nicht ganz neuem Strassenbelag. Wichtig war uns auch, dass es viele Kinder gibt. Die Kyburgstrasse erfüllt diese Bedingungen sehr gut.

Und warum gerade neben einem Park, der doch eh schon Erholungs- und Spielzone ist?

Dank des Landenbergparks ist die Kyburgstrasse sehr belebt, ein weiteres Kriterium. Und der Park ist natürlich ein grosser Gewinn,wir sehen dadurch viel Potenzial: Vielleicht übt der Park ja künftig eine noch breitere Wirkung aus und verbindet sich mit den umliegenden Strassen zu einem grossen einladenden Raum, der sich bis hoch zum Röschibachplatz erschliessen könnte.

In Ihrer Befragung der Anwohner*innen im letzten September gab es viele positive Stimmen, aber auch kritische Einwände. Insbesondere der Abbau von Parkplätzen wird moniert. Was können Sie dazu sagen?

Während der Bauaktion und der temporären Gestaltung werden tatsächlich sechs Parkplätze an der Parkseite plus zwei an der Ecke Zeunerstrasse/Landenbergstrasse aufgehoben. Die Bewegung des motorisierten Individualverkehrs wird dagegen nicht eingeschränkt, am bestehenden Verkehrsregime nichts geändert. Uns ist bewusst, dass das nicht bei allen Anwohnenden auf Gegenliebe stösst, aber wir hoffen, dass sich die Lage durch die Sommermonate, in denen ja erfahrungsgemäss weniger Pendelverkehr herrscht, etwas entschärft. Und im Gegenzug gewinnen die Anwohnenden ja hoffentlich mehr Lebensqualität in dieser Zeit.

Was passiert nach den drei Monaten?

Das Projekt ist dann abgeschlossen, wir bauen alles wieder zurück und versetzen die Kyburgstrasse in ihren ursprünglichen Zustand. Wenn Quartierbewohnerinnen und -bewohner sich inspiriert haben und einzelne  Dinge weiterführen möchten, müssten sie sich an die Stadt wenden, der Ball liegt dann beim Quartier. Wir vom Forschungsteam werden die Ergebnisse ab September auswerten und sind gespannt, ob die Leute einen Unterschied merken zu vorher, ob sie zufriedener sind und ob sie auf der Strasse auch mehr miteinander interagieren.

«Begegnen, Bewegen, Beleben» – das Projekt

Ab Mitte Juni verwandelt sich die Kyburgstrasse im Abschnitt Zeuner- bis Landenbergstrasse in einen bunten Begegnungsort. Anwohnerinnen und Anwohner sowie lokale Akteure sind eingeladen, vom 9. bis zum 11. Juni die Strasse mitzugestalten: Es darf gemalt, gebaut, gestaltet werden. Die Strasse bleibt dann so bis zum 9. September. Am 11. Juni findet ab 17 Uhr ein Einweihungsfest statt. Alle sind herzlich willkommen. Das Projekt steht unter dem Motto «Begegnen, Bewegen, Beleben in Quartieren von Bern und Zürich» und wird von «Fussverkehr Schweiz» geleitet (siehe auch «Wipkinger Zeitung» vom 23. September2021). Ziel davon ist, herauszufinden, wie mehr Aneignung in bestehenden Begegnungszonen ermöglicht werden kann, das Potenzial für mehr Lebensqualität solcher Zonen auszutesten und schlussendlich die Begegnung zwischen Menschen zu fördern. Umsetzungspartnerinnen sind die Städte Zürich und Bern, wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Berner Fachhochschule. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen auch in anderen Begegnungszonen in der Schweiz angewendet werden können. 

1 Kommentare


Daniel Münger

1. April 2022  —  12:09 Uhr

Bei sämtlichen Schulhäusern der Stadt Zürich gibt es riesige Pausenplätze die außerhalb der Schulzeiten kaum genutzt werden. Ich sehe nicht ein, weshalb man diese nicht nutzt, statt dessen immer mehr in den Straßenverkehr eingreift, um die Mobilität tausender Menschen einzuschränken. Euch geht es doch gar nie darum, Begegnungszonen zu schaffen, sondern einzig darum, den bei einigen Kurzdenkern um sich greifenden Neid auf die Automobilisten zu frönen!

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