Quartierleben
Amine ist nicht zu bremsen
Als die Pandemie uns im Griff hatte, lösten sich viele Selbstverständlichkeiten in nichts auf. Amine Diare Conde, der aus einem Krisengebiet geflüchtet war, baute damals innert kurzer Zeit die Organisation «Essen für alle» auf. Die SP Zürich 10 hat nachgefragt, wie es ihm heute geht.
13. Dezember 2024 — Eingesandter Artikel
Mathias Egloff
Amine Diare Conde ist ein mittlerweile prominentes Mitglied der SP Zürich 10. Ich hatte 2020 mit ihm für den «Wipkinger» gesprochen. Sein Umgang mit seiner Situation als Flüchtling hat viele inspiriert, nicht zuletzt aufgrund des preisgekrönten Dokumentarfilms («Amine – Held auf Bewährung»).
Wobei Erfolg hier natürlich zwiespältig ist. Mit gemischten Gefühlen sehe ich, wie 1500 Menschen hier in der ersten Winterkälte zwischen Schneehaufen für Essen anstehen, mindestens anderthalb Stunden. Obwohl die Lastwagen am Samstag erst um 11 Uhr die 30 bis 40 Tonnen Lebensmittel bringen, stehen die Menschen schon um 8 Uhr an. Nichts kann sie davon abbringen.
Das Konzept ist bestechend einfach, aber erfordert die Mithilfe von über hundert Freiwilligen. Ein paar kenne ich und wage kaum, sie zu grüssen, denn hier ist sehr viel los, und stören will ich nicht.
Keine Feiertage
Auch heute ist der junge Unternehmer Amine unterwegs in Biel für seine Sache, denn «Essen für alle» soll es irgendwann in allen Kantonen geben. Seit meinem letzten Besuch während der Pandemie ist viel geschehen – die Schlange der Menschen in der Kälte ist nicht kürzer geworden.
Amine sagt nur: «Ja, es geht weiter und wir müssen weitermachen, wir haben keine Ferien oder Feiertage, die Menschen kommen trotzdem, sie haben keine Wahl. Sie stehen hier, ob die Sonne brennt oder ob es bitterkalt ist. Wir müssen uns nach ihnen richten, sonst würden wir sie im Stich lassen.»
Für Amine selber ist hingegen einiges passiert, seit meinem letzten Besuch: Er hat mittlerweile eine Aufenthaltsbewilligung und ist im letzten Lehrjahr als Hochbauzeichner. «Die Organisation ist von Altstetten nach Leimbach umgezogen und in mehreren Städten sind Ableger im Aufbau», sagt er.
Auch heute noch muss Amine ständig organisieren und Fragen aus dem Team beantworten. Später möchte er sich aber noch stärker hier einbringen und sich einbürgern lassen. «Ich will der erste schwarze Bundesrat für die SP werden», ist sein Ziel. Keine Frage: Man traut es ihm sofort zu.
Ein Beitrag von der SP Zürich 10
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