Attraktives Quartier ohne Verdrängung?

Der entscheidende Punkt sind Massnahmen gegen Mieterhöhungen. Das schreibt Michel Makhlouf, Co-Präsident der SP Zürich 10.

Die Schlange vor der Gelateria di Berna gehört inzwischen an einem Sommerabend dazu. (Foto: Mathias Egloff)

Der Röschibachplatz hat eine lange Entwicklung hinter sich. Wenn man es sich abends unter einem der Bäume gemütlich macht und das Treiben beobachtet, scheint undenkbar, dass der Platz einst unter regem Verkehr litt. Wie so manch ein anderer Ort in Zürich erzählt der Platz eine Geschichte der erfolgreichen Verkehrsberuhigung und Aufwertung.

Die Quartierbevölkerung profitiert von einen Treffpunkt, mehr Grün und einem neuen Ort der Erholung. Ausserdem kommen weitere Angebote wie der Markt dazu. Ende gut, alles gut, also? Leider nein, der springende Punkt an der gesamten Erzählung ist die Bevölkerung.

Verdrängung durch Rendite-Kündigungen

Aufwertung nutzt einem nur so lange, wie man am gleichen Ort wohnen bleiben kann. Denn auch für Immobiliengesellschaften hat sich die Situation verändert. Für sie werden Totalsanierungen mit Leerkündigung oder Ersatzneubauten attraktiver in der Hoffnung, dass sich mit höheren Mieten mehr Profit erzielen lässt.

Dass dies nicht nur theoretische Überlegungen sind, zeigt sich rund um den Platz in Wipkingen. Auf engstem Raum sind Projekte im Gange oder sind geplant: an der Rütschistrasse, beim Landenbergpark oder der Hönggerstrasse. Ob alle Mietenden wieder einen Platz im Kreis 10 finden werden, ist zu bezweifeln.

Keine Aufwertung ohne Mietmassnahmen mehr

Natürlich ist es richtig und wichtig, dass wir unsere Quartiere lebenswerter machen. Zürich hat in dieser Hinsicht so manche Erfolgsgeschichte zu erzählen. Doch dürfen wir in Zukunft nicht Aufwertung denken, ohne dass wir Massnahmen gegen Verdrängung mitdenken.

Als Vorbild lässt sich die Stadt Genf heranziehen. Seit 1983 werden bei der Erteilung von Baugenehmigungen durch die Verwaltung auch die nach der Renovierung zulässigen Mieten berechnet. So können Rendite-Kündigungen effektiv verhindert werden und alle können von attraktiven Quartieren profitieren.

Ein Artikel von Michel Makhlouf, Co-Präsident, SP Zürich 10

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