Politik
Auch der Tunnel lässt den Rosengarten nicht aufblühen
Seit Jahrzehnten kämpft das Quartier Wipkingen gegen das Monstrum Rosengartenstrasse. Jetzt winkt der Kantonsrat ein neues Projekt durch. Der Rosengartentunnel verfehlt jedoch sein Ziel – für unsere Quartiere braucht es andere Lösungen.
26. März 2019 — Eingesandter Artikel
Seit ihrer Eröffnung entzweit die Westtangente das Quartier Wipkingen und belastet die Bevölkerung mit Lärm und Abgasen. Der Kanton Zürich hat deshalb in Zusammenarbeit mit der Zürcher Stadtregierung entschieden, dass die «Wunde im Quartier», der Rosengarten, endlich quartierfreundlicher gestaltet werden müsse. Nach mehreren Jahren Planung ist nun klar, wie dieses Ziel erreicht werden soll: mit einem Tunnel. Dieser soll vom Bucheggplatz in einer grossen Schleife hinunter bis zum Wipkingerplatz führen. Im Gegenzug würde auf der Rosengartenstrasse ein Tramgleis gebaut. Damit möchte man die Rosengartenachse auf dem Abschnitt Buchegg- bis Wipkingerplatz beruhigen. Autos könnten auf der Rosengartenstrasse zukünftig nur noch eine Spur pro Richtung befahren. Im ersten Moment klingt dieses Projekt deshalb auch ganz vernünftig. Weshalb soll sich jetzt das Quartier Wipkingen dagegen wehren?
Mehrverkehr, Preis und Klima
Mehrverkehr: Neben den zwei Spuren, welche den Autos in Zukunft oberirdisch bleiben, kommen neu vier Spuren im Tunnel dazu. Als wäre dies nicht schon genug, haben FDP und SVP nachträglich noch eine zusätzliche Spur in den Abschnitt zwischen Irchel und Bucheggplatz reingedrückt. Insgesamt führt dies ganz klar zu einer Kapazitätserhöhung. Für einige an der Rosengartenstrasse mag die direkte Verkehrsbelastung ein wenig abnehmen, für den Rest des Quartiers und der Stadt nimmt sie aber zu.
Preis: Sagenhafte 1,1 Milliarden Franken hat der Regierungsrat beim kantonalen Parlament für dieses Projekt beantragt. Während den ersten 50 Jahren kostet jede Autofahrt durch den Tunnel so mehr als einen Franken. Der rechtsbürgerliche Kantons- und Regierungsrat möchte über eine Milliarde dafür ausgeben, ein Problem unter den Boden zu verlegen, anstatt es zu lösen.
Klima: Bis der Rosengartentunnel eröffnet würde, schreiben wir das Jahr 2030. Bis zu diesem Jahr muss die Schweiz jedoch ihre Treibhausgasemissionen laut Pariser Klimaabkommen halbiert haben. Wir betonieren also die falsche, unökologische Verkehrspolitik für weitere 50 Jahre fest. Kaum auszudenken, welche sinnvollen Massnahmen mit einer Milliarde Franken sonst alles finanziert werden könnten.
Die SP Kreis 10 sagt Nein
Wer sich denkt, es würde wenigstens leiser und sicherer, den muss ich zum Schluss auch noch enttäuschen. An den Wipkingerplatz kommt ein doppelstöckiges Tunnelportal. Dieser jetzt schon ungemütliche Platz wird mit dem Rosengartenprojekt nie wieder zu einem Quartiertreffpunkt. Ausserdem muss während der Bauzeit von fünf bis zehn Jahren der ganze Verkehr über andere Wege zum Ziel kommen. Vermutlich herrschte in dieser Zeit auf den Quartierstrassen in Wipkingen, Unterstrass und Höngg Dauerstress. Zu guter Letzt nimmt auch die Lärmbelastung nicht genügend ab. Es ist zu erwarten, dass auch zukünftig an der Rosengartenstrasse die Lärmemissionen regelmässig überschritten werden.
Aus diesen Gründen hat die Mitgliederversammlung der SP Kreis 10 bereits im letzten Herbst das Projekt einstimmig abgelehnt und anfangs Jahr Quartierbewohner*innen und Parteien zusammengetrommelt. Bei der entstandenen Gruppe sind dabei: Viele engagierte Quartierbewohner*innen, SP, Grüne, AL, GLP, UmverkehR, VCS, Verein WesttangentePlus, Verein Velorution.
Das Monstrum muss wohl an der Urne bekämpft werden
Wir sind klar der Meinung, dass dieses Projekt nicht den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Wir fordern, dass der Stadtrat deshalb folgende Sofortmassnahmen umsetzt, um das Quartier jetzt zu entlasten: Tempo 30 auf der Strecke Bucheggplatz bis Wipkingerplatz, Veloinfrastruktur und oberirdische Querungsmöglichkeiten. Wenn dieser «Wipkinger» erscheint, hat der rechtsbürgerliche Kantonsrat das Projekt wahrscheinlich bereits angenommen. Deshalb müssen wir das Monstrum an der Urne bekämpfen.
Wer auf dem aktuellsten Stand bleiben will, kann sich auf rosengarten-nein.ch dafür einschreiben.
Eingesandt Nicola Siegrist
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