«Darum bin ich für die Tagesschule light»

Der Gemeinderat Andreas Egli erkennt die Notwendigkeit der Tagesschulen. Der stadträtliche Vorschlag soll aber nicht unnötig überladen werden. Er erklärt, warum.

Als Familienrechtsanwalt habe ich Mütter und Väter in Beratungen, die sich fragen, wie sie nach einer Trennung oder Scheidung Beruf und Familie unter einen Hut kriegen sollen. In meinem persönlichen Umfeld erlebe ich Eltern, die im Beruf Erfüllung und Anerkennung finden, aber auch für ihre Kinder da sein wollen. Es ist offensichtlich: Der Staat kann nicht länger Schulstrukturen anbieten, die im Ergebnis einen Elternteil, meist die Mutter, an Heim und Herd binden.
Schulen mit der Möglichkeit der betreuten Mittagsverpflegung, die sogenannten «Tagesschulen light», sind die Lösung. Dazu hat die Stimmbevölkerung der Stadt Zürich ja gesagt. Nach dem unter Leitung von Stadtrat Filippo Leutenegger erfolgreich durchgeführten Pilotprojekt «Tagesschule 2025», soll diese nun unter Berücksichtigung der gemachten Erfahrungen gesamtstädtisch eingeführt werden. Eine entsprechende Änderung der Gemeindeordnung hat der Gemeinderat am 6. April 2022 zuhanden der Stimmberechtigten verabschiedet.
Was bietet die «Tagesschule light»?
In Zusammenarbeit mit den Schulpflegen hat der Stadtrat eine ausgewogene und praktikable Verordnung erarbeitet und empfiehlt diese zur Annahme. Sie bietet folgende Vorteile: Blockzeiten, eine einfache Mittagsbetreuung, die Koordination der freien Nachmittage innerhalb einer Familie und die Möglichkeit – aber nicht den Zwang –, Hausaufgaben in der Schule zu erledigen. Ausserdem die Option, Kinder auch nach Schulschluss betreuen zu lassen, bezahlbare Tarife – auch für Familien mit kleinem Budget – sowie keine Kosten der Eltern für Mittagsbetreuung. Die Schule bleibt unentgeltlich, die Verpflegung bleibt günstig.

Vernunft ist ein guter Ratgeber

Im Rahmen der Beratungen im Zürcher Gemeinderat brachten Lobbyisten verschiedenster Anspruchsgruppen ihre Zusatzwünsche, Steckenpferde und – wie immer – Vollkasko-Mentalität in die ursprünglich gute Vorlage ein.
Das Resultat ist, dass die Tagesschulen in der Version des Gemeinderats die Stadt gigantische 126 Millionen Franken pro Jahr mehr kosten würden als das heutige Hortsystem. Die Vorlage des Stadtrats wurde mit Zusatzkosten für «Spezialbetreuung» aufgebläht und damit überladen. Das alles ohne pädagogischen Mehrwert, denn letztlich geht es in der Mittagspause um Verpflegung und nicht um intellektuell-pädagogische Perfektionierung unserer Kinder.
Die Verordnung des Stadtrats ist gut. Die gemeinderätlichen Änderungen der Tagesschulverordnung verteuert diese massiv und führt zu organisatorischem Mehraufwand der Schulen. Die nachmittägliche Betreuung ist zudem weder in der Verordnung des Stadtrats noch in jener des Gemeinderats geregelt.
Wenn schon mehr Geld für pädagogischen Mehrwert ausgegeben werden soll, dann besser für diese Nachmittagsbetreuung als für die Verpflegungszeit. Die FDP steht aus den genannten Gründen für ein Ja zur stadträtlichen Verordnung ein und für ein Nein zum gemeinderätlichen Vorschlag zur Tagesschule.

Andreas Egli, Gemeinderat FDP Kreis 10

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