Der zukünftige Wipkingerplatz

Der Wipkingerplatz soll zum Quartierzentrum aufgewertet werden: gut so, schreibt Wolfgang Kweitel. Stadtrat und Verwaltung sollten aber nicht vergessen, dieses Zentrum für alle im Quartier zu planen. Ein Gastbeitrag der Mitte 10+6.

Der Wipkingerplatz. (Foto: jiv)

Von Wolfgang Kweitel, Vizepräsident Die Mitte Stadt Zürich, Die Mitte 10+6

Dem alten Zentrum von Wipkingen soll wieder Leben eingeflösst werden: Letzten Monat wurde bekannt, dass der Stadtrat am Wipkingerplatz ein attraktives Quartierzentrum mit mehr Grünflächen und einer angepassten Verkehrsführung schaffen will. Dazu soll die Stadt die ehemalige Post Wipkingen für 2,8 Millionen Franken kaufen – und abreissen. Den Wipkingerplatz wieder aufzuwerten ist sicherlich eine Idee, die jede und jeder unterstützt. Der Platz hat die letzten fünfzig Jahre massiv durch die Hochstrasse gelitten.

Nur für die eigene Klientel?

Der Stadtrat stellt sich einen «Begegnungs- und Aufenthaltsort mit unterschiedlichen Funktionen» vor. Auch das klingt gut, aber was genau sind «attraktive Aufenthalts- und Begegnungsräume»? Im Frühling 2025 will das Tiefbauamt das Quartier dazu zur Mitwirkung einladen. Die grosse Frage ist: Werden Verwaltung und Politik den Leuten auch wirklich zuhören oder lediglich eine Alibiübung durchführen?

Es ist zu befürchten, dass die Verwaltung bereits fixe Ideen hat, was dort mal werden soll: Dass die Stadt selber bauen will, ist ja offenbar bereits entschieden – ein weiteres Gebäude der Stadt. Man hätte sich zumindest mal überlegen können, mit der Post oder Privaten etwas zusammen zu entwickeln. Doch bereits jetzt ist klar: Eine solche Lösung ist offenbar keine Option. Wer die politische Mehrheit dieser Stadt und ihre städtische Verwaltung kennt, weiss, dass sie nicht gerne ergänzende oder gar abweichende Ideen und Meinung hört.

Vor mehr als einem Jahr schrieb ich über die Zwischennutzung des leerstehenden Gebäudes: «Die alte Post soll sinnvoll genutzt werden. Und ja, eine Nutzung, die auch den Leuten im Quartier etwas bringt, wäre schön.» Ich warnte gleichzeitig vor noch mehr Angeboten «der Bubble, für die Bubble», welche wir aber alle mitfinanzieren müssen. Diese Sorge gilt umso mehr, falls nun sogar das ganze neue Quartierzentrum von der Bubble, für die Bubble geplant wird.

Auswirkungen auf Geschäfte beachten

In den letzten Jahren hat sich unter anderem im Bereich beim Rö-schibachplatz und der Nordstrasse ein kleines aber feines Quartierleben mit Quartiergeschäften entwickelt. Ein neues Quartierzentrum kann eine willkommene Ergänzung und Unterstützung sein. Es kann aber auch zum Albtraum werden, sollte die Stadt mit «ihrem» Quartierzentrum ein subventioniertes Konkurrenzangebot aufbauen.

Wenn als Nebeneffekt davon bisherige Geschäfte eingehen würden, wäre das Quartiergewerbe letztlich geschwächt. Natürlich lasse ich mich gerne durch Verwaltung und Stadtrat in den nächsten Monaten und Jahren positiv überraschen. Noch so gerne würde ich dann auch zugeben, mich geirrt zu haben.

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