«Die Kirche leistet Dienst an der Bevölkerung»

Seit anfangs Jahr sind bei den Kirchenkreisen der Stadt Zürich sogenannte Betriebsleiter angestellt. Im Kirchenkreis zehn, dem Höngg angehört, hat Christoph Meier-Krebs diese Herausforderung angenommen.

Christoph Meier-Krebs ist Betriebsleiter des Kirchenkreises zehn.

Bis Ende 2018 gab es in der Stadt Zürich 34 Kirchgemeinden. 32 davon haben sich per 1. Januar 2019 zur Reformierten Kirche Stadt Zürich zusammengeschlossen. Da sich 80’000 Mitglieder nicht zentralistisch betreuen lassen, wurden neue Kirchenkreise gebildet. Die Reformierte Kirche Höngg bildet zusammen mit Wipkingen West und Oberengstringen den Kirchenkreis zehn. Auf Stadtebene ist weiterhin eine Kirchenpflege installiert, diese ist das oberste Organ der Kirche Zürich. Die Kirchenpflegen auf der Ebene der ehemaligen Kirchgemeinden wurden aufgelöst und durch eine Kirchenkreiskommission ersetzt, die sich aus Vertreter*innen der verschiedenen Quartierkirchen zusammensetzt und die die Strategie des Kirchenkreises bestimmt. Ausserdem wurde jedem Kirchenkreis ein Betriebsleiter zugewiesen, der die operativen Aufgaben übernimmt. Im Kirchenkreis zehn hat Christoph Meier-Krebs dieses neue Amt angetreten. Der gelernte Tiefbauzeichner, der sich später in Luzern zum Soziokulturellen Animator ausbilden liess, ist nun daran, sich einzuarbeiten. Er eilt von Besprechung zu Besprechung, besucht Veranstaltungen, schüttelt Hände, stellt sich vor. Eine intensive Zeit, aber auch schön. «Ich wurde sehr herzlich empfangen», erzählt Meier-Krebs bei einem Kaffee im Generationenhaus Sonnegg. Und dies, obwohl die Umstellung nicht für alle einfach gewesen sei. Schliesslich sei das ein Entscheid von unten gewesen, die Mitglieder der Kirchgemeinden haben sich 2014 für diese Änderung ausgesprochen. Doch die betroffenen Personen hätten sich entschieden, diesen Weg mitzugehen und das zeige sich nun auch: Das Arbeitsklima sei sehr gut. Welche Aufgaben genau auf die neuen Betriebsleiter*innen zukommen, wird sich für jeden Kirchenkreis im Laufe der Zeit herauskristallisieren. Was gegeben ist, ist die Funktion als Verbindungsglied zur Geschäftsstelle. Die Fäden laufen bei Meier-Krebs zusammen, in der Wirtschaft würde man von einem Geschäftsführer sprechen. Er kümmert sich um die Personalführung, die Finanzen und den gesamten operativen Bereich – ein vielseitiger und spannender Job, wie Meier-Krebs begeistert erzählt. Seine wichtigste Aufgabe aber sieht er in der Funktion als zentrale Ansprechperson. Das ist zum einen gewöhnungsbedürftig, weil jetzt auch die Pfarrer*innen eine Ansprechperson und Sozialdiakon*innen und alle anderen Mitarbeiter*innen einen Vorgesetzten haben, der immer anwesend ist. Gleichzeitig ist genau diese permanente Präsenz auch ein grosser Vorteil: Es ist klar, wohin sich die Mitarbeiter*innen mit ihren Anliegen wenden können. «Ich betrachte mich – wie eigentlich die ganze Kirche – auch als Dienstleister», meint Meier-Krebs, «mit all den positiven Bedeutungen des Wortes: wir leisten einen Dienst an der Bevölkerung».

Familie und Glaube im Zentrum

Der leidenschaftliche Fotograf lebt mit seiner Familie seit zwölf Jahren in Höngg und ist sehr verwurzelt im Quartier. «Für uns ist es selbstverständlich und wichtig, dass wir das lokale Gewerbe unterstützen und in den hiesigen Läden einkaufen». Seine neue Arbeitsstelle ermöglicht es dem Vater, über Mittag nach Hause zu gehen und etwas für seine Tochter zu kochen, oder mit seiner Frau zu essen, etwas, das der Familienmensch sehr schätzt. Dass er im selben Umfeld lebt und arbeitet, gefällt ihm, so kann er richtig in das Gemeindeleben eintauchen. Die Kirche verfüge, zumindest in Höngg, über ein grosses Angebot, alleine hier im Sonnegg würden verschiedene Bedürfnisse abgedeckt. «Unser Ziel als Kirche ist es, den Menschen aus allen Generationen und Schichten unser Angebot näher zu bringen», so Meier-Krebs. Der Glaube ist dabei immer ein Thema und für den ehemaligen Jugendarbeiter ein zentraler Anker im Leben. Dies war auch ausschlaggebend für seine Entscheidung, sich für die Stelle als Betriebsleiter zu bewerben. Dazu kam sein Interesse für Veränderungen und Neuorganisationen. «Teil von etwas zu sein, das neu entsteht und dabei mitzuwirken, finde ich spannend», sagt der erfahrene Organisator, der vor einigen Jahren selber einen Lehrbetriebsverbund und das Programm «Zweite Chance, erste Wahl» für Erwachsene zwischen 25 und 35 Jahren ohne Lehre aufgebaut hat. «Die Herausforderung, die drei doch sehr unterschiedlichen Quartiere Wipkingen West, Höngg und Oberengstringen auf einen gemeinsamen Weg zu bringen, eine gemeinsame Kultur zu entwickeln, interessiert mich sehr» meint Meier-Krebs, «2019 wird für alle ein Findungsjahr. Ich wünsche mir, dass wir am Ende als aktive und nahe Kirche wahrgenommen werden», meint er noch, bevor er an die nächste Besprechung eilt.

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