Die Schmierereien machen fassungslos

In Höngg haben in den letzten Wochen die illegalen Sprayereien und das Anbringen von Klebern zugenommen, besonders am Meierhofplatz.

Es lässt sich nicht leugnen, dass der Schriftzug FCZ bei den Schmierereien oft zu lesen ist. (Foto: dad)

Am Meierhofplatz sind aktuell alle paar Schritte illegale Sprayereien zu entdecken. Sie prangen an Wänden, Schaufenstern oder Containern. Ebenfalls ist eine wahre Flut an Klebern zu entdecken, die an Verkehrs- und Hausschildern, aber auch an Briefkästen oder Laternen kleben. Es ist nicht neu, dass illegale Graffiti in Höngg für Unmut sorgen (die «Höngger Zeitung» berichtete im Januar zu diesem Thema), aber die Häufigkeit und das Ausmass scheinen zuzunehmen. Die neuen Sprayereien und Klebebilder sind nicht nur rund um den Meierhofplatz zu entdecken, sondern ebenso im Ried- oder Rütihof, wie auch Am Wasser. Die Redaktion erhielt in den letzten Wochen einige Meldungen aus dem Quartier. Empörung und Ratlosigkeit machen sich breit. Insbesondere rückt dabei ein populärer Fussballverein in den Fokus: der FC Zürich.

Der FCZ verurteilt die Aktionen

Es lässt sich nicht leugnen, dass der Schriftzug FCZ bei den Schmierereien oft zu lesen ist. Ebenso ist dieser auf den zahlreichen Abziehbildern zu finden. «Wir verurteilen solche Aktionen», sagt Finn Sulzer, Medienverantwortlicher des FCZ, gegenüber dem «Höngger». Man könne nachvollziehen, dass diese Sprayereien sehr ärgerlich sind, aber der Verein könne keine Verantwortung dafür übernehmen, was Fans und Sympathisanten fernab von jeglichem Spielgeschehen tun. Untätig sei der FCZ jedoch nicht. «Wir rufen regelmässig und mit Nachdruck über unsere Website und unser Matchprogramm dazu auf, solche Aktionen zu unterlassen. Wir arbeiten in diversen Präventionsprojekten an Schulen, in der Jugendarbeit sowie auch mit clubbe­zogener- und sozioprofessioneller Fanarbeit», so Sulzer. Man pflege zudem einen intensiven Kontakt mit offiziellen Fanclubs sowie inoffiziellen Fangruppen, wo solche Themen angesprochen würden.

Wie soll man reagieren?

Laut Berichten aus der Leserschaft handelte es sich oftmals um Jugendliche, die abends beobachtet wurden. Im Falle eines Graffiti nennt sich das auch taggen; als Tag wird eigentlich die Signatur eines Graffiti-Künstlers verstanden. Graffiti und Kleber, wie sie nun konzentriert am Meierhofplatz auftreten, sind in der ganzen Stadt und darüber hinaus zu entdecken. «Das Besprühen von Wänden mit Farbe wird in verschiedenen Gruppierungen ausgeübt», sagte Marc Surber, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, bereits im Januar auf Anfrage der «Höngger Zeitung».

Die Rede ist von Revierabsteckungen und Fangruppen, vom Vermitteln politischer Botschaften oder auch von Mutproben. «Die Frage des Motivs kann erst beantwortet werden, wenn ein Täter festgenommen wird und er zu seinen Beweggründen Angaben macht», so Surber damals. Auf erneute Nachfrage bei der Stadtpolizei erklärt Surber, man solle schnellstmöglich die Einsatzzentrale über die Notrufnummer 117 anrufen und den Sachverhalt schildern, sollte man eine Person beim illegalen Sprayen beobachten. «Selbst einzugreifen ist nicht empfehlenswert», sagt Surber.

Er führt weiter aus, dass die Mitarbeitenden der Stadtpolizei Zürich im Rahmen der Patrouillentätigkeit auch Ausschau nach Personen halten, die Sachbeschädigungen begehen. «In Höngg sind das Mitarbeitende der Quartierwache, die zu Fuss, mit dem E-Bike oder mit den Einsatzfahrzeugen unterwegs sind.» Zudem patrouillieren in allen Stadtkreisen die regulären Streifenwagen rund um die Uhr. Dabei komme es immer wieder vor, dass Täter in flagranti erwischt werden. Wie schon im Januar-Artikel im «Höngger» beschrieben, geht es mitnichten um ein Kavaliersdelikt. «Grundsätzlich handelt es sich bei Sprayereien um eine Sachbeschädigung und somit um ein Antragsdelikt.» Laut der Graffiti-Fachstelle der Stadt Zürich kann ein verursachter Schaden bis zu mehreren hunderttausend Franken betragen.

SVP will Postulat einreichen

Es ist eine Hilflosigkeit in der Quartierbevölkerung zu spüren, die auch in der Politik wahrgenommen wird. So erhielt Johann Widmer, Gemeinderat und Präsident der SVP Kreis 10, ebenfalls Zuschriften aus dem Quartier. Er werde ein Postulat einreichen, das den Stadtrat auffordern soll, zu prüfen, wie man diese Sprayereien eindämmen könnte, teilt er gegenüber der «Höngger Zeitung» mit. «Nur eine Ächtung der Subkultur und ein hartes Durchgreifen der Polizei würde Zürich als internationale Sprayer-Stadt uninteressanter machen», so Widmer mit Blick auf das grosse Ganze.

Auch sein Kollege im Gemeinderat, Mathias Egloff von der SP Zürich 10, erkennt das Problem: «An der Gartenmauer des Hauses in Höngg, in dem ich wohne, wurde gerade GC Zürich hin gesprayt, nur kurz darauf war der Schriftzug mit FCZ übersprayt», erzählt der Politiker. Egloff ärgert sich aber mehr über die verklebten Velowegweiser, da er sich deswegen schon verfahren habe. Das Verkleben der Schilder sei eine Unsitte. «Ich versuche die Hinterlassenschaften dieser Hohlköpfe zu ignorieren und hoffe, das ärgert sie am meisten», sagt Egloff.
Doch was denkt die bereits erwähnte Jugend über die Schmierereien, oder, in der Umgangssprache, über die Tags? Welche Konsequenzen hat der Vandalismus? Diese Fragen wird der «Höngger» in der nächsten Ausgabe beleuchten.

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