«Die Tragödie in der Ukraine führt uns allen das Privileg der Freiheit vor Augen»

Unter dem Motto «Verschiedene Hintergründe – gleiche Ziele» befragt Claudia Simon den 32-jährigen Freisinnigen Roberto Ramphos. Er ist in Höngg in einem multikulturellen Haushalt aufgewachsen und lebt mit seiner Frau in Wipkingen. Ramphos engagiert sich seit einigen Jahren in der FDP 10.

Roberto Ramphos wohnt in Wipkingen und ist im Vorstand der FDP 10. (Foto: zvg)

Roberto, was bedeuten dir deine Wurzeln?

Sehr viel. Dank meiner griechi­schen und italienischen Familien­geschichte bin ich mit mehreren Kulturen aufgewachsen. Als Kind bedeutete das einfach, dass wir in den Ferien in die entsprechenden Länder gingen und das Essen zu Hause fantastisch schmeckte. In der Schule war das Multikulturelle nie ein Thema, da ich Freunde mit allerlei Nationalitäten hatte. Erst mit der Zeit realisierte ich, was das für ein Privileg ist, mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen, Denkweisen und Geschichten aufzuwachsen.

Wie hat dich das politisch geprägt?

Zu Hause war Politik am Esstisch oft ein Thema. Die freie Meinungsbildung war meinen Eltern immer wichtig. Mein Vater ist teilweise in einer Diktatur gross geworden. Das prägt natürlich und lässt eine ganz andere Wertschätzung von Freiheit und Demokratie zu. Mit meinen Freunden habe ich früh begonnen zu politisieren und philosophieren. Da wurde mir bald klar, dass ich die individuelle Freiheit stärker gewichte als andere.

Was bedeutet denn für dich Freiheit?

Ich befasse mich schon lange mit der Bedeutung der Freiheit und bin zum Schluss gekommen, dass eine der wichtigsten Qualitäten der Schweiz die gelebte Freiheit ist. Der Krieg in der Ukraine führt uns allen im Extremen vor Augen, was für ein Privileg es ist, in Freiheit zu leben. Dafür lohnt es sich, immer und ohne zu zögern einzustehen. Die geschlossene Reaktion Zürichs zeigt, wie wichtig die Errungenschaften der liberalen Demokratie allen sind.

Die politischen Differenzen in der Stadt verblassen vor diesem Hintergrund. Gibt es aber trotzdem Bereiche, in denen es in Zürich nicht gut um die Freiheit steht?

Jeder soll selbst entscheiden können, wie er zu leben und arbeiten hat, solange andere dadurch nicht eingeschränkt oder gefährdet werden. In einer Pandemie ist es zum Beispiel richtig, die Freiheit einzuschränken. Ausserhalb davon aber nicht. Da scheiden sich in der Stadt leider die Geister. Für mich hat sich eine funktionierende und florierende Stadt möglichst für die Freiheit der Bewohnerinnen und Bewohner einzusetzen und soll nicht allen und jedem vorschreibt, wer wie zu leben hat. Zur persönlichen kommt aber auch die wirtschaftliche Freiheit. Unternehmen müssen möglichst viel Raum zum Entfalten haben.

Warum bist du Mitglied der FDP geworden?

Weil die FDP am besten zu meiner Überzeugung passte. Ich habe mich in meiner Jugend intensiv mit politischen Ideologien auseinandergesetzt und mich stark mit dem Liberalismus identifiziert. Der Sozialismus und der Konservatismus sind für mich keine Alternativen. Früh bin ich darum der FDP beigetreten, eine Entscheidung, mit der ich mich weiterhin zu 100 Prozent identifizieren kann. Die Freiheit ist ein Privileg, aber auch mühsam und muss stets von Neuem verteidigt werden.

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