Die Vielfalt der Grünen Gemeinderatskandidierenden

Zwölf engagierte Grüne Persönlichkeiten kandidieren im Kreis 10 im März 2018 für einen Sitz im Gemeinderat. Vier von ihnen – die unterschiedlicher nicht sein könnten – schildern ihre wichtigsten politischen Anliegen und zeigen sich von ihrer privaten Seite.

Als zukünftige/r Gemeinderat/-rätin bist du die Stimme von Wipkingen und Höngg. Für welche Quartieranliegen wirst du dich einsetzen?

Marcel Bührig: Ganz konkret gegen den Rosengartentunnel und für eine ÖV-Anbindung für das Gebiet Am Wasser/Breitensteinstrasse, aber auch die Schaffung von mehr günstigem Wohnraum muss weiterhin ein Thema sein.

Monika Bätschmann: Die Bedürfnisse der älteren Bevölkerung müssen zwingend in die Planung einbezogen werden, zum Beispiel mit der Schaffung eines Seniorenrates. Im Quartier müssen Grün- und Erholungsräume erhalten und neu geschaffen werden.

Roland Hurschler: Die flächendeckende Einführung von Tempo 30 auf Quartierstrassen muss jetzt endlich realisiert werden. Für das Areal um den Bahnhof Letten braucht es einen gesamtheitlichen Gestaltungsplan, mit Mitwirkung der Anwohnerschaft.

Jeannette Büsser: Für maximale Grünflächen, einen optimalen Service Public und bezahlbaren Wohnraum für alle, insbesondere auch für ältere Menschen und Familien.

Weshalb bist du bei den Grünen? Bei der SP wären deine Wahlchancen viel höher.

Marcel: Die Grünen sind die einzige liberale, soziale und umweltfreundliche Partei, die es gibt. Bei der SP fehlt mir teilweise das Staatskritische. Denn der Staat wird es ja schon richten.

Monika: Weil sich die Grünen seit der Gründung den Umweltschutzthemen, aber auch den gesellschaftlichen und sozialen Themen engagiert annehmen. Siehe: «Grüne Politik A-Z», zu finden auf unserer Website.

Roland: Die soziale Frage wird zukünftig stark von ökologischen Themen geprägt sein, zum Beispiel, wenn durch die Klimaerwärmung gewisse Regionen nicht mehr bewohnbar sind. Zudem sind die Grünen frischer und weniger auf Machterhalt ausgerichtet.

Jeannette: An der Klimakonferenz fragte der zwölfjährige Timoci Naulusala, dessen Heimat Fidschi im Meer versinkt, die Politiker: «Seid ihr bereit für ein Leben ohne Erde?» Ich bin es nicht, darum ist meine Logik heute grün-rot.

Was ist dein persönlicher Beitrag für ein gesünderes Klima?

Marcel: Ich besitze kein Auto, fahre nur ÖV oder Velo. Ich schaue, wie ich mich ernähre, vor allem aus ökologischer Sicht, und renne durch die Wohnung, um konsequent alle Heizungen runterzuschalten.

Monika: Im Alltag kaufe ich wo immer saisonale und regionale Bioprodukte, benutze auch für Ferienreisen den öffentlichen Verkehr, vermeide wo möglich Abfall, und wenn er anfällt trenne ich ihn.

Roland: Meine Familie verzichtet konsequent aufs Fliegen. Beim Einkaufen ist mein Motto «Qualität statt Quantität», dies auch bei Anschaffungen. Mein Velo ist 20-jährig, mein Drucker funktioniert auch nach zehn Jahren noch einwandfrei. Vieles lässt sich reparieren, anstatt wegwerfen.

Jeannette: ÖV benutzen, kein Plastik beziehungsweise keine Verpackung kaufen, Secondhand-Kleider tragen. Mein persönliches Ziel ist es, die Charta von «zerowasteswitzerland», deren Mitglied ich bin, einzuhalten.

Der Schweiz geht es gut und Zürich wird immer reicher. Welche Verantwortung bringt dies mit sich und welche Chancen?

Marcel: Es bereitet mir Sorge, dass nicht alle reicher werden. Dieses Missverhältnis fördert die Verdrängung aus der Stadt, und die Gentrifizierung kann weiter um sich greifen.

Monika: Wir können Menschen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht am Topf des Reichtums bedienen können, eine menschenwürdige Existenz sichern. Weiter könnten wir eine Vorreiterrolle in den Bereichen Umweltschutz und sinnvolle Technologien einnehmen.

Roland: Beim Wohlstand stellt sich die Frage nach dem Preis, den wir dafür bezahlen. Zürich lebt auch von seinen Nischen, diese kommen durch die totale Kommerzialisierung der Stadt unter Druck. Leisten wir uns Freiräume und Freiflächen!

Jeannette: Wenn wir reicher werden, werden andere ärmer. Ökonomen mit einer nationalen Brille widersprechen dieser Logik, global ist die Ausbeutung evident. Reicher werden geht einher mit mehr Konsum, dieser zerstört Lebensgrundlagen weltweit. Wie können wir dies erkennen und einen Wertewandel bewirken? In Zürich haben wir die Chance, darauf Antworten zu finden.

Wenn du König/in von Zürich wärst, welche zwei Massnahmen würdest du zuerst umsetzen?

Marcel: Ich würde mich selber abschaffen. Denn die Konzentrierung von Macht auf einzelne Positionen ist ziemlich antiquitär.

Monika: Ich würde die Armut bekämpfen, damit alle Menschen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Und ich würde Daniel Leupi als bisherigen Stadtrat, sowie Karin Rykart als neue Stadträtin einsetzen.

Roland: Ich würde den ÖV gratis machen. Minderheiten und Benachteiligte wären viel stärker in die Gesellschaft eingebunden. Kinder, Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund könnten die Politik mitgestalten. Und Zürich würde eine komplett begrünte Stadt mit unzähligen Parks, Gärten und Spielplätzen werden.

Mit welchem/r Filmheld/in kann man dich am ehesten vergleichen und warum?

Monika: Hm… ich bin – wie alle anderen Menschen auch – nicht zu vergleichen!

Roland: Mit Sherlock Holmes. Ich gehe den Sachen gern mit vollem Einsatz auf den Grund und gebe mich nicht mit Scheinlösungen zufrieden.

Jeannette: Mit Erin Brockovich. Ihre Hartnäckigkeit, unangenehme Fragen immer wieder zu stellen, ist auch mir eigen. Mit ihrer unerschrockenen Energie ist sie mir ein Vorbild.

Wo und wie wohnst du und was hat Wohnen für dich in Zürich für einen Stellenwert?

Marcel: Ich wohne mit meinen wunderbaren Mitbewohnern in unserer kleinen Altstadt-Wohnung. Als jemand, der sein ganzes Leben hier verbracht hat, kann ich mir gar nicht vorstellen woanders zu wohnen.

Monika: Ich wohne in Höngg, in einer Genossenschaftswohnung im dritten Stock. Ich schätze die nette Nachbarschaft und die Aussicht auf den Üetliberg. Die Stadt Zürich bietet sehr viel, es ist ein Privileg, hier wohnen zu dürfen.

Roland: Ich wohne mit meiner Familie in Wipkingen in einer kleinen Genossenschaftswohnung direkt neben der Bushaltestelle des 46ers. Wohnen ist eine der ganz grossen Herausforderungen für Zürich. Die von den Grünen ins Leben gerufene Stiftung «Einfach Wohnen» wird neue ökologische und soziale Massstäbe setzen.

Jeannette: Ich bin nicht sehr häuslich und viel unterwegs. Es ist mir bewusst, dass ein Dach über dem Kopf zu haben global gesehen keine Selbstverständlichkeit ist. Ich bin dankbar, jetzt im sonnigen Höngg wohnen zu dürfen.

Bald ist Weihnachten. Was ist dir in diesen Tagen besonders wichtig?

Marcel: Ruhe. Und dass man mit Freunden und Familien Zeit verbringen und sich dabei völlig losgelöst vom Alltag entspannen kann. Geschenke sind natürlich auch nicht schlecht.

Monika: Die Zeit mit meiner Familie zu verbringen und zu schätzen, dass es uns gut geht.

Roland: Zeit zu haben für seine Liebsten, Freundschaften zu pflegen und zu sich zu kommen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Wie kann ich mich mehr darauf fokussieren und dazu beitragen, das Miteinander zu stärken?

Jeannette: Zur Besinnung kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes!

Was ist das Verrückteste, das du in deinem Leben gemacht hast?

Marcel: Ich bin mal freihändig mit dem Fahrrad eine Treppe hinuntergefahren. Das Dümmste und das Verrückteste gleichzeitig.

Monika: Das bleibt mein Geheimnis.

Roland: Ich habe vor vielen Jahren weit ab der Zivilisation auf einem Dschungel-Trekking in einer klapprigen Asthütte übernachtet. Inmitten von wilden Tieren bei Wind und Regen. Abgesehen von unzähligen Mückenstichen habe ich es heil überstanden.

Jeannette: Ich habe in Nicaragua eine Zigarre entwickelt und in die Schweiz importiert, als Ökofeministin bin ich in eine Männerdomäne eingetaucht. Lehrreich und amüsant war diese Zeit.

Wo trifft man dich, wenn man dich näher kennenlernen möchte?

Marcel: In einem Strassencafé oder einer Bar. Irgendwo, wo es nicht zu laut ist und eine friedliche Grundstimmung herrscht oder als Alternativprogramm im Fussballstadion.

Monika: Im Alterszentrum Sydefädeli.

Roland: Am Markt auf dem Röschibachplatz, an einem FCZ-Match und schon bald an unseren Wahlständen beim Coop in Wipkingen und bei der Migros in Höngg (siehe Infobox).

Jeannette: In Buchhandlungen; im Sphères oder neu auch im Kosmos. Im Canto Verde am Meierhofplatz, im Tram Nr. 13 oder auf einem Bänkli in der Waid.

Grüne Wahlstände im Kreis 10
Freitag, 26. Januar, Coop Wipkingen
Samstag, 27. Januar, Migros Höngg
Samstag, 3. Februar, Coop Wipkingen
Samstag, 10. Februar, Migros Höngg
Samstag, 17. Februar, Coop Wipkingen
Samstag, 24. Februar, Migros Höngg
Weitere Stände und Aktionen: siehe Online-Veranstaltungskalender des «Wipkingers/Hönggers» und www.gruenezuerich.ch/kreis6-10 .

Die weiteren Kandidierenden
Eticus Rozas, Online Marketing Manager
Tina Erb, Co-Geschäftsführerin
Simon Meyer, Jurist
Laura de Baan, Umweltforscherin
Mark Liniger, Klimaforscher
Christina Marchand, Geschäftsleiterin
Markus Huber Rodricks, Möbel-Upcycler
Daniel Bosshard, Treuhänder

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