Die Wipkinger Bierrevolution

Bierliebhaber aufgepasst: Wipkingen hat ein neues Quartierlädeli, «Moby Hick`s» heisst es und verkauft Biere aus aller Welt und für jeden Geschmack. Inhaber Cyrill Bättig, gewährt dem «Wipkinger» einige Einblicke in sein Geschäft, sein Leben und seine «Bier-Philosophie».

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Cyrill Bättig vor seinem Bierladen "Moby Hick's"

Cyrill ist ein eingefleischter Wipkinger. Er ist im Quartier aufgewachsen und hat, wie die meisten gebürtigen Wipkinger, eine sehr innige Beziehung zu diesem Ort. Über verschiedenste Stationen ist er schlussendlich zu seinem Geschäft gekommen. Er hat einst die Jazzschule besucht, als Klavierlehrer und Pizzabäcker gearbeitet, war Barkeeper in der legendären «Züribar» im Niederdorf, und hat ein Studium in der Politikwissenschaft «erfolgreich abgebrochen», wie er schmunzelnd hinzufügt. Nun hat er im September sein eigenes Geschäft an der Nordstrasse 245, direkt neben dem Flying Pizza, eröffnet.

Zum Quartierleben beitragen

«Die Idee zur Eröffnung eines kleinen Bierladens im Quartier hatte ich schon länger, erzählt Cyrill. «Bier ist, neben der Musik und dem Kochen, eine meiner Leidenschaften. Mir kam ausserdem zugute, dass sich die Brauszene in den letzten Jahren massiv gewandelt hat. Junge, innovative und unabhängige Craft-Bier-Brauereien rund um den Globus brauen Biere, die das Ziel verfolgen, das alte Lebensmittel neu zu erleben und neu zu brauen». Das Lokal soll die Leute auch dazu anregen, sich mehr mit dem Bier auseinanderzusetzen und zu realisieren, dass Bier extrem vielfältig sein kann und es nicht nur Mainstream-Bier wie Heineken oder Carlsberg gibt. Durch seinen engen Bezug zum Quartier kam für ihn als Standort nur Wipkingen in Frage. Diese enge Verwurzelung war auch ein weiterer Beweggrund für das Geschäft. Er wolle seinen Teil zum Quartier beisteuern und hofft damit auch, das bereits florierende Quartiersleben Wipkingens um einen weiteren schönen Ort bereichern zu können. Als dann die Räumlichkeiten frei wurden, ergriff er die Möglichkeit.

«Es soll schmecken, aber nicht immer jedem»

«Für den Erfolg eines solchen Geschäftes braucht es natürlich ein gewisses Bewusstsein und die Offenheit der Leute im Quartier, auch mal in einem Spezialitätengeschäft einkaufen zu gehen, um qualitativ hochwertige Produkte zu kaufen. Meine Erfahrungen der ersten Monate stimmen mich diesbezüglich sehr positiv. Viele meiner Kunden schätzen die persönliche Beratung und sehen meinen kleinen Laden als willkommene Alternative zu den vermehrt automatisierten und anonymisierten Grossverteilern in der Stadt. Mit den meisten bin ich per Du – was ich sehr schätze», sagt Cyrill. Dieses Bewusstsein ist in Wipkingen also durchaus vorhanden, wie man das ja auch in Bezug auf andere Lebensmittel beobachten kann, mit dem Biolädeli «Ultimo Bacio» oder dem Frischwarenmarkt am Röschibachplatz. Der grösste Unterschied zwischen einem grossen «Industriebier» und einem Spezialitäten- beziehungsweise Craftbier, wie er es in seinem Laden verkauft, sieht Cyrill dabei im Geschmack. «Bei einem Industriebier geht es in erster Linie darum, ein Bier zu entwickeln, das geschmacklich möglichst vielen Menschen gefällt. Craftbier hat hier andere Ansprüche. Angestrebt wird nicht möglichst viel Absatz, es geht vielmehr darum, ein Bier herzustellen, das geschmacklich seinen innovativen, eigenen Stempel trägt. Es soll schmecken, aber nicht immer jedem».

Essen mit Bierbegleitung

Dieser Trend ist generell seit einiger Zeit zu beobachten. Die Leute wollen wissen, was sie konsumieren, und was konsumiert wird, es sollte aus natürlichen Zutaten und ehrlich produziert sein. Überall sind vegane Restaurants oder Biogeschäfte in der Entstehung. «Auch der Stellenwert des Bieres hat sich in unseren Breitengraden in den letzten Jahren stark verändert. «Bier & Food Pairing» beispielsweise, das passende Bier zum guten Essen findet immer mehr Anklang, sei es in der Gastronomie oder auch in der heimischen Küche. Ein köstliches Stout oder einen «Doppelbock» zu einem Dessert oder Schmorgericht? Ein IPA zu einem scharf gebratenen Steak oder ein Sauerbier zu Fisch? Die Vielfalt der Bierstile und Geschmäcker bietet hier spannende Kombinationen», erzählt der Bierexperte, womit er gleich auch sein Fachwissen durchscheinen lässt. Der Trend macht sich auch darin bemerkbar, dass er seit der Eröffnung im September bereits eine kleine Stammkundschaft aufgebaut hat und das Feedback immer sehr positiv war. Viele Kunden und Kundinnen kommen natürlich aus dem Quartier selbst, es freut ihn aber auch, dass es einige gibt, die extra von anderen Stadtteilen nach Wipkingen kommen.

Grosse Auswahl aus der ganzen Welt

Das Bier-Sortiment im «Moby Hick‘s» ist sehr vielseitig. Über 300 Biersorten findet man zurzeit in seinem Geschäft an Lager, auf Bestellung kann man bei ihm gar 800 bis 1000 Biersorten entdecken. Unvorstellbar wenn man bedenkt, dass viele Leute spontan vielleicht knapp 10 bis 20 Sorten kennen… Er hat eine grosse Auswahl an Craftbieren aus kleinen Brauereien, versucht aber gleichzeitig auch den Spagat zwischen diesen neuen, jungen Wilden und alt bewährten Klassikern, wie beispielsweise dem deutschen Tegernseer-Bier oder den belgischen Abteibieren. Sein Sortiment stammt von überall auf der Welt. Egal, ob norwegisch, kanadisch, britisch, isländisch oder doch lieber aus Winti oder Züri, hier ist für jeden etwas dabei. Auch sehr wichtig für ihn ist seine breite Auswahl an alkoholfreiem Bier. Denn auch dort hat es in den letzten Jahren eine grosse Entwicklung gegeben, die mit einem Qualitätsanstieg verbunden ist. «Zudem versuche ich, wenn immer möglich, auf die Bedürfnisse meiner Kunden und Kundinnen einzugehen. Einige meiner Biere befinden sich auf explizite Empfehlung eines Kunden oder einer Kundin in meinem Sortiment. Was mir noch fehlt ist ein Wipkinger-Bier, <Vom Quartier fürs Quartier> sozusagen. Das wärs! Mal schauen, was die noch Zeit bringt».
Cyrill kennt andere Anbieter, wie das «Beers`n`more» oder auch grössere Geschäfte, wie das «Drinks of the World». Als Konkurrenten sieht er diese aber nicht. Eher als Chance, um gewisse Partnerschaften und Synergien aufzubauen, was für die ganze Branche von Vorteil ist. Sein Geschäft ist auf drei Schienen aufgebaut. Zum einen natürlich der Beershop in Wipkingen, daneben besteht sein Geschäft aus einem Getränkelieferdienst und Festservice, auf Wunsch inklusive organisiertem Biertasting. Zudem beliefert «Moby Hick‘s» auch gewisse Bars und Kaffeehäuser der Stadt mit auserwählten Hopfenperlen. Mit seinem Laden will er die Bierkultur in Wipkingen weiter vorantreiben und wer weiss: Vielleicht ist das «Moby Hick‘s» der Beginn einer neuen Bierrevolution im Quartier.

1 Kommentare


Rosmarie Gretener

22. Januar 2019  —  10:55 Uhr

Leider war gestern Ihr Geschäft geschlossen.Ab wann und wo ist wieder Eröffnung?

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