Politik
Ein Quantensprung bei der Finanzierung der externen Kinderbetreuung
Eltern bezahlen im Kanton Zürich mit Abstand am meisten für die vorschulische Betreuung ihrer Kinder: sie bezahlen drei Viertel der Kosten. Eine Mehrheit im Kantonsrat hat dieses Malaise erkannt und Verbesserungsschritte eingefädelt. Nun muss der Regierungsrat handeln.
30. Juni 2021 — Eingesandter Artikel
Der Kantonsratsmontag vom 31. Mai war für mich als langjährige Bildungspolitikerin ein Highlight. Die Links-Grün-Mitte-Mehrheit von AL, SP, Grüne, GLP und EVP hat drei Motionen an den Regierungsrat überwiesen, die es in sich haben. Kurz auf den Nenner gebracht: Sie bedeuten eine substantielle Verbesserung bei der Finanzierung der Betreuungsangebote für Kinder im Vorschulalter und entlasten damit Eltern. So verlangt ein Vorstoss, dass sich sowohl Gemeinden wie auch der Kanton an den externen Kinderbetreuungskosten beteiligen – bis anhin hat sich der Kanton mit keinem Rappen beteiligt. Ein anderer Vorstoss verlangt, dass der Kanton ein Betreuungsgutschein-System einführt wie es beispielsweise auch der Kanton Bern kennt. Auch bei diesem System müssten Gemeinden wie auch der Kanton die Kinderbetreuung mitfinanzieren. Weil nicht alle Kitas automatisch betreuungsgutscheinberechtigt sind, könnte dieses System auch einen Schub bei der Qualität bedeuten. Und ein dritter Vorstoss verlangt, dass die tatsächlichen Kinderbetreuungskosten vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden können. Ziel dieser Vorstösse ist es, einerseits die Eltern finanziell zu entlasten, andererseits dem Kanton aber auch deutlich zu machen, dass Kinderbetreuung im Vorschulalter nicht nur eine private Angelegenheit, sondern auch eine staatliche Aufgabe ist.
Löchriges System
Mit der Überweisung der Vorstösse wird eine langjährige Forderung von Frauen erfüllt. Weil die Gemeinden für ein bedarfsgerechtes Angebot an familienergänzender Betreuung von Kindern im Vorschulalter verantwortlich sind, gibt es im Kanton Zürich kein flächendeckendes Angebot an Kita-Plätzen. Der Kinderbetreuungsbericht der Bildungsdirektion, der im vergangenen Jahr erschienen ist, zeigt auf, dass es in 31 Prozent der Gemeinden kein Betreuungsangebot für Kinder gibt. Weiter zeigt der Bericht auf, dass nicht alle Gemeinden den jährlichen Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen ermitteln – obwohl sie müssten! Der Bericht macht zudem deutlich, dass die Eltern drei Viertel der Kosten der Kinderbetreuung bezahlen und sich die Gemeinden nur mit rund einem Fünftel an den Kosten beteiligen. Der Bericht macht ebenfalls deutlich, dass die Gemeinden unterschiedlich viel für die Kinderbetreuung ausgeben. Je nachdem, wo man wohnt, kann man als Eltern also Pech oder Glück haben.
Stadt Zürich ist Vorreiterin
Vor mehr als 30 Jahren bin ich, wie so viele andere auch, wegen einer Stelle nach Zürich gekommen. Nach einem anfänglichen Kulturschock – aus der Westschweiz kommend – habe ich mich allmählich in Zürich eingelebt und die Stadt schätzen gelernt. Als ich Mutter wurde, lernte ich als berufstätige Mutter die Vorteile dieser Stadt noch mehr schätzen. Der politische Wille, bei der Kinderbetreuung einen Riesenschritt vorwärts zu machen, war mit Händen spürbar und hält bis heute an. Engagierte Männer, Frauen und die Stadt sorgen dafür, dass das Kita-, Hort- und Tagesschul-System qualitätsvoll ausgebaut wird. Sollte sich der Kanton in naher Zukunft mit einem substantiellen Beitrag an den Kosten der vorschulischen Kinderbetreuung beteiligen, werden Eltern finanziell entlastet. Das ist richtig so und längst überfällig.
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