Ein Tram wird kommen

Wenn am 19. August das Tram der Linie 13 wieder nach Höngg fährt, ist das «Monsterprojekt» fast beendet. Dennoch bleibt das Quartier vorerst weniger gut erschlossen, als noch vor einem Jahr. Die geplanten Kursausfälle der Linie 46 sorgen für Unmut.

Tram der Linie 13. (Foto: Archiv Höngger)

«Jetzt geht es los!», titelte die «Höngger Zeitung» vor genau einem Jahr: Das Quartier musste ab dem 16. Juli 2022 ohne das Tram der Linie 13 auskommen. Grund war das Bauprojekt Höngger- und Limmattalstrasse: Das Tiefbauamt der Stadt Zürich erneuerte zwischen dem Wipkingerplatz und der Haltestelle Schwert die Tramgleise. Mit ihnen auch die Abwasserkanäle und die Wasser-, Gas- und Stromversorgungsleitungen.

Und nicht nur das: Die Haltestellen Alte Trotte, Eschergutweg und Waidfussweg wurden hindernisfrei ausgebaut und es wurden Bäume gepflanzt. Ebenso wurde ein Velostreifen bergwärts bis zur Dorfstrasse angelegt. Dass dies alles nötig war, bestritt niemand, jedoch gab es im Quartier zunächst grosse Bedenken gegenüber den als Ersatz vorgesehenen ÖV-Verbindungen. Würde alles funktionieren?

Rückblickend funktionierte in der Tat vieles, es wird allerdings unterschieden zwischen der Baustelle und dem öffentlichen Verkehr. Die «Höngger Zeitung» berichtete laufend über die Arbeiten des «Monsterprojekts»; dieses war von Beginn weg auf Kurs. «Wir können alle Termine einhalten, damit das Tram am 19. August wieder fährt», sagt der Gesamtprojektleiter Christian Meier.

Ab dem 2. August würden bereits schienengebundene Fahrzeuge die Strecke bis zum Frankental testen, so Meier. Ganz abgeschlossen seien die Arbeiten aber nach dem 19. August nicht: Im Bereich Schwert und Waidfussweg werden noch Werkleitungserneuerungen vorgenommen.

Bei der Dorfstrasse wird ein kleiner Platz fertiggestellt und beim Wipkinger- und Escher-Wyss-Platz sowie beim Frankental beginnt der Rückbau der provisorischen Haltestellen. «Ausserdem werden noch letzte Baumbepflanzungen vorgenommen», so Meier. Die Durchfahrt für den Transitverkehr ist daher erst ab November wieder erlaubt. Neu gilt dann Tempo 30.

Das Bauprojekt hatte einen guten Stand im Quartier. So erklärt Alexander Jäger, Präsident des Quartiervereins Höngg, dass er keine Klagen über die Arbeiten erhalten habe. Selbst habe er sich immer wieder ein Bild von der Baustelle gemacht. «Ich bin einige Male die Limmattalstrasse hochgelaufen und sah mir die Fortschritte an», so Jäger. Nun freut er sich, dass in wenigen Wochen wieder alles beim Alten ist. «Das Tram gehört einfach zu Höngg», sagt er bestimmt.

Nicht nur Jäger, sondern auch viele andere fiebern dem 19. August entgegen: Während einige in den Morgenstunden das Tram willkommen heissen wollen, dürfen sich andere auf den Montag, 21. August, freuen. Das Tiefbauamt der Stadt Zürich wird gemeinsam mit den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) eine Feier bei der Tramhaltestelle Waidfussweg in Wipkingen ausrichten.

Die Ersatzlinien

Die Ersatzlinien und das «Ruf-Taxi» wurden hingegen kritisch hinterfragt. Während der Taxi-Dienst von Beginn weg rege benutzt wurde – dieser ist ausschliesslich Personen vorbehalten, die den Aufstieg zu den Ersatzhaltestellen nicht schaffen – schlängelten sich die Busse regelrecht durch Höngg. Zunächst waren es zwei Ersatzlinien, die den Wegfall des Trams kompensierten: die neue Buslinie 13 und die Buslinie 46E bis zur Wartau.

Letztere wurde im Januar jedoch gestrichen. Eine Nutzungsanalyse habe ergeben, dass die Linie 46 auch ohne Verstärkung die Kundennachfrage decke, teilten die VBZ mit. Das sieht Alexander Jäger vom Quartierverein allerdings anders: «Die Lösung mit der Linie 46E war aus meiner Sicht die bessere, folglich hat der Quartierverein Höngg den Stadtrat darauf hingewiesen.» Eine weitere negative Rückmeldung, welche die «Höngger Zeitung» oft erhalten hat, betraf den Anschluss am Escher-Wyss-Platz vom Bus auf das Tram.

Alles in allem schienen sich die Hönggerinnen aber mit den Ersatzbussen zu arrangieren. Mittlerweile steht aber die Linie 46 im Fokus, deren Kursausfälle für einigen Unmut sorgen.

Die Kursausfälle

Bereits in der letzten Ausgabe berichtete die «Höngger Zeitung» über die Wartezeiten auf die Linie 46. Der Grund: Die VBZ müssen wegen Personalmangels vereinzelte Kursausfälle einplanen. «Einzelne Kurse gezielt ausfallen zu lassen, hat den Effekt, dass nur wenige kurzfristig ungeplante Ausfälle entstehen. Ungeplante Ausfälle haben massiv mehr Auswirkungen, sind operativ deutlich aufwändiger zu handhaben und daher, wenn möglich, zu vermeiden», sagt Leo Herrmann, Mediensprecher der VBZ.

In der Stadt Zürich betreffen die Streichungen neben der Linie 46 noch vereinzelte Kurse der Tramlinien 3, 4, 9 und 15. «Die Wahl der betroffenen Linien ergibt sich aus einer Abwägung verschiedener Faktoren, insbesondere der direkt und indirekt verursachten Komforteinbussen für unsere Fahrgäste und der freigespielten personellen Ressourcen», so Herrmann. Das oberste Gebot sei stets ein stabiles und zuverlässiges Angebot.

In Höngg wird die Streichung als erneuter Nachteil für das Quartier angesehen. «Die Busse sind seither oft überfüllt und das Einsteigen am Meierhofplatz fällt schwer, wenn der zuvor fahrende Bus ausgefallen ist. Wir erhalten viele Reklamationen aus der Bevölkerung», sagt Jäger. Nach der Streichung der Linie 46E seien die Kursausfälle aus seiner Sicht keine gute Idee gewesen.

Generell wäre eine «proaktivere» Information erwünscht gewesen, so Jäger weiter. Gerade in den Morgenstunden oder am späten Abend kämen lange Wartezeiten vor, wobei die VBZ nie zwei aufeinanderfolgende Kurse streichen. «Dass dies aber ungeplant und in einzelnen Fällen passiert, ist leider möglich», so Herrmann.

Das Tram der Linie 13 soll Abhilfe schaffen, das hoffen zumindest die VBZ. «Ein Teil der Fahrgäste, die heute den Bus 46 nutzen, dürfte nach der Rückkehr des Trams wieder auf dieses umsteigen. Der Kapazitätsvorteil von Trams gegenüber Bussen dürfte zu einer zusätzlichen Entlastung führen», sagt Herrmann.

Die aktuelle Situation mit den Streichungen der Kurse wird vorerst anhalten, denn auch wenn sich die Personalsituation bei den Fahrerinnen verbessert habe, bleibe die Situation angespannt, wie Herrmann erklärt.

Meilensteinfeier

Das Tiefbauamt und die VBZ feiern die Wiederinbetriebnahme der Tramlinie 13 mit einem Apéro für die Anwohnenden und mit Ansprachen von Stadträtin Simone Brander und Stadtrat Michael Baumer. Montag, 21. August, 18 Uhr, bei der Tramhaltestelle Waidfussweg.

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