Politik
Eine dritte Verbrennungslinie für nachhaltige Wärme in Wipkingen
In den kommenden Jahren werden Teile von Wipkingen, Unterstrass, des vorderen Kreises 5 und Aussersihl an das Zürcher Fernwärmenetz angehängt.
26. März 2020 — Eingesandter Artikel
Die Hausbesitzer können ihre bisherigen fossilen Heizsysteme durch CO2-neutrale Wärme ersetzen, welche durch das Verbrennen des Zürcher Abfalls gespiesen wird. Die dazu benötigte Verbindungsleitung wurde vom Stimmvolk im Jahr 2018 angenommen. Um dies optimal nutzen zu können, wird aber auch zusätzlicher Abfall benötigt. Andernfalls sorgt das Holzheizkraftwerk Aubrugg für die notwendige Wärme. Dank der Fernwärme in dicht bebautem Gebiet und der Stromproduktion kommt das Kehrichtheizkraftwerk (KHKW) Hagenholz in Zürich Nord zu einem energetischen Netto-Effizienz-Wert von 0,91 und ist damit die effizienteste Kehrichtverbrennungsanlage in der Schweiz.
Weil die Kapazität des Ersatzneubaus der Kehrichtverbrennungsanlage Zürich Oberland in Hinwil um einen Drittel verringert wird, empfiehlt der Kanton die Erweiterung der Anlage mit der höchsten Energieeffizienz, also das KHKW Hagenholz von Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ). Dies lässt sich mit einer dritten Ofenlinie bewerkstelligen, die 2025 fertiggestellt werden soll, was eine Erhöhung der Kapazität von 240000 Tonnen Abfall auf neu 360 000 Tonnen bedeutet. Die Stadt kann damit im dicht besiedelten Gebiet ökologisch, klimaschonend und effizient heizen. Im Jahr 2023 wird sich die Stimmbevölkerung zu diesem Geschäft äussern können.
In der zuständigen Kommission zu reden geben weniger die Kosten der Anlage, welche 120 Millionen Franken übersteigen, oder die gravierenden Regelverstösse der früheren ERZ-Direktoren bei der Umsetzung von Grossprojekten, was der Anlass für die Einsetzung der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) war. Spannender ist die Diskussion um die zu erwartenden Abfallvolumen. Wir Grünliberalen fördern die Kreislaufwirtschaft und die vermehrte Trennung und Wiederverwertung von Abfall, insbesondere auch von Kunststoff und Baumaterialien. Viele Familien kaufen bereits bewusst weniger Verpackungsmaterial ein. Daraus könnte man einen Rückgang der Abfallmenge erwarten. In diesem Fall wäre die dritte Ofenlinie nicht ausgelastet und wir müssten fossil nachheizen, was CO2-Emissionen und zusätzliche Kosten verursachen würde. Ein umweltpolitisches Dilemma.
Für seine Bedarfsplanung der künftigen Abfallverwertungskapazitäten geht der Kanton in seinem Basisszenario von weiterhin steigenden Abfallmengen aus. Er berechnet diese in erster Linie mit leicht steigenden Zahlen beim Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Sollte es später zu einem unerwarteten Rückgang der Abfallmengen kommen, kann der Kanton die Kapazitäten ab dem Jahr 2035 wieder anpassen. Dann werden verschiedene Ofenlinien im Kanton nach Ende ihrer Lebensdauer wieder ersetzt.
Ronny Siev
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