«Eine gute Chance für bezahlbaren Wohnraum»

Drei Fragen von AL-Kantonsrätin Judith Stofer zur Umsetzungs-Initiative «Hier leben, hier wohnen, hier bleiben» an Caspar Wellmann. Ein Beitrag der AL.

Caspar Wellmann. (Foto: zvg)

Caspar Wellmann, geboren 1968, ist ausgebildeter Architekt mit Zusatzausbildung im Holzbau. Er ist Inhaber von Wellmann Architekten AG in der Stadt Zürich, Schätzungsexperte der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich und Ersatzrichter beim Baurekursgericht des Kantons Zürich.

Caspar, du bist Architekt und bist seit vielen Jahren in der Baubranche tätig. Wie beurteilst du die Umsetzungs-Initiative?

Caspar Wellmann: Aufgrund des starken Preisanstiegs im freien Wohnungsmarkt der letzten Jahre sind die Mieten für weniger gut Verdienende in der Stadt Zürich kaum mehr tragbar. Kommt es bei der Revision des Bau- und Zonenplans zu einer baulichen Verdichtung, wie es im Richtplan der Stadt Zürich in vielen Quartieren vorgesehen ist, bietet die Forderung der Initiative eine gute Chance, dass bezahlbarer Wohnraum auf dem freien Wohnungsmarkt erhalten bleibt und auch zusätzlich entstehen kann.

Was kann sie deiner Meinung nach bewirken?

Die Gegner der Initiative werden argumentieren, dass dadurch die Mietpreise für Wohnungen, die nicht von der Initiative betroffen sind, steigen werden. Wird zum Beispiel eine viergeschossige Wohnzone um ein weiteres Vollgeschoss aufgezont, wären 20 Prozent der Wohnungen preisgünstig zu vermieten. Ich meine, dies ist für Vermieter eine tragbare Forderung. Die Kostenmiete, wie sie in der Stadt Zürich geregelt ist, geht ja auch von einer Verzinsung der gesamten Anlagekosten aus, das heisst auch vom Eigenkapital gemäss dem jeweils gültigen Referenzzinssatz.

Ist sie umsetzbar?

Die Details der Umsetzung müssten bei der Annahme der Initiative durch den Gemeinderat festgelegt werden. Die Grundlagen der Umsetzung sind unter anderem in der kantonalen Verordnung über den preisgünstigen Wohnraum sowie dem Mietzinsreglement der Stadt Zürich bereits gut geregelt. Wenn die betroffenen Vermieter gewillt sind, ihren Beitrag zu einer wohnbaren Stadt zu leisten und die Initiative nicht durch juristische Spitzfindigkeiten torpediert wird, sollte diese Initiative gut umsetzbar sein und wäre ein hoffnungsvolles Signal auf dem angespannten Wohnungsmarkt.

Ein Interview von Judith Stofer, Kantonsrätin AL.

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