Ende einer Wollschwein-Ära

Seit über 40 Jahren prägen die zotteligen Wollschweine das Stadtbild im Zürcher Quartier Wipkingen. Das hat nun ein Ende: Die beiden Wollschwein-Senioren Emma und Silvius ziehen in ihre Altersresidenz auf den Lebenshof Rosenberg. Zum Abschied gewährten die beiden dem «Wipkinger» ein Interview.

Wollschwein Emma …
… und Wollschwein Silvius verlassen das GZ Wipkingen.

… und Wollschwein Silvius verlassen das GZ Wipkingen.

 

Frau Emma und Herr Silvius, uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie das GZ Wipkingen verlassen werden. Gefällt es Ihnen nicht mehr hier an der Limmat?

Emma: Gefallen tut es uns schon, aber der Trubel und Lärm um unser Gehege wird uns langsam zu viel. Wissen Sie, wir sind jetzt im Seniorenalter.

Silvius: Obwohl man uns das nicht ansieht, oder?

Und wo soll es jetzt hingehen?

Emma: Wir ziehen aufs Land. Auf dem Lebenshof Rosenberg im Basellandschaftlichen Liestal entsteht für uns eine wunderbare Altersresidenz. Da gibt es eine grosse Wiese am Waldrand zum Stöbern, einen gemütlichen Stall zum Chillen, eine Schlammsuhle zum Wellnessen, einen Platz, um uns die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen – und viel Ruhe.

Silvius: Aber nur, wenn mit den Finanzen alles klappt. Wir werden die ersten Schweine sein auf dem Rosenberg, es wird dort noch einiges in die Infrastruktur investiert. Und jemand muss ja auch für unsere Vollpension aufkommen. Um das alles zu finanzieren, haben unsere GZ-Menschen ein Crowdfunding-Projekt lanciert. Spenden sind weiterhin willkommen.

Sie sind so etwas wie die Maskottchen des GZ. Haben Ihre Vorfahren schon hier gelebt oder wie kommt es, dass Sie in Wipkingen gelandet sind?

Emma: Wir sind beide auf einem landwirtschaftlichen Betrieb auf die Welt gekommen und durften als Jungtiere hierher nach Zürich ziehen.

Silvius: Ich wohne nun bereits seit zehn Jahren hier, Emma ist vor sieben Jahren dazu gestossen. Wir hatten beide grosses Glück, nicht auszudenken, was sonst aus uns geworden wäre!

Was war das aussergewöhnlichste Erlebnis, dass Sie in ihrem Wollschweinleben im GZ hatten?

Silvius: Das Coolste war mein Nachtspaziergang. Eines Abends hat jemand vergessen, die Tür abzuschliessen und ich konnte mitten in der Nacht auf der Wipkingerwiese spazieren gehen. Offenbar hat mich aber jemand gesehen und die Polizei benachrichtigt. Das war vielleicht ein Aufruhr!

Emma: Ich durfte an einem Fotoshooting mit dem Komiker Stefan Heuss teilnehmen.

Hand aufs Herz: Sind Sie eigentlich ein Paar?

Emma: Wie kommen Sie denn darauf? Aber nein, wir leben einfach zusammen.

Silvius: Nun, Emma ist ja eine sehr attraktive Wollschweindame … ach, vergessen Sie es.

Wieso denn nicht?

Emma: Silvius kann ganz schön nerven. Ich hoffe, dass das auf dem Rosenberg besser wird, wenn wir mehr Platz haben und uns auch mal aus dem Weg gehen können.

Wir haben gehört, dass Sie bei der Bevölkerung teilweise bekannter sind als das menschliche Team des GZ. Wie erklären Sie sich die Popularität?

Silvius: Ja, wir sind die wahren Züri-West-Stars. Das liegt daran, dass wir lauter Schmatzen können und vor dem Essen gehörig Lärm machen.

Emma: Haben Sie schon mal Wollschweine in Zürich gesehen? Sehen Sie, wir sind einfach einmalig.

Was werden Sie wohl am meisten vermissen?

Silvius: Nun, das Essen hier war ganz gut.

Emma: Mir werden die vielen Leute fehlen, die sich um uns gekümmert haben. Wissen Sie, wir wurden von einem Team aus etwa 25 freiwillig engagierten Menschen versorgt. Sie haben uns gefüttert, das Gehege sauber gehalten und uns am Bauch gekrault. Der Abschied von ihnen allen wird mir schwerfallen.

Was wird Ihnen überhaupt nicht fehlen?

Emma: Der Baulärm!

Silvius: Und die Knallerei am 1. August und an Silvester.

Nun, es ist sehr schade, dass Sie gehen! Wir wünschen Ihnen aber eine schöne Pensionierung. Haben Sie noch ein paar letzte Worte an die Wipkinger Bevölkerung zum Abschied?

Emma: Wir bedanken uns für die schöne Zeit hier! Sowohl bei allen, die uns gepflegt haben als auch bei unseren Fans. Wir freuen uns, wenn ihr uns auf dem Lebenshof Rosenberg besuchen kommt.

Silvius: Oh ja, macht mal einen Ausflug zu uns – und bringt etwas Leckeres zum Futtern mit.

Übersetzung: Terri Obrist, Bildung/Tier GZ Wipkingen

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