Endlich wieder eine S-Bahn zum Hauptbahnhof

Am 14. Dezember wird der Bahnhof Wipkingen nach dem Umbau wiedereröffnet. Während rund eines Jahres war nur ein eingeschränkter Zugverkehr vorhanden. Der Umbau ist planmässig verlaufen, doch es gibt auch ein paar Kritikpunkte aus dem Quartier.

Der Bahnhof Wipkingen, hier im Juni 2024, ist bald wieder vollständig in Betrieb. (Foto: Reto Walaulta)

Genau ein Jahr lang musste Wipkingen auf seine direkte Anbindung an den Hauptbahnhof verzichten: Seit dem 10. Dezember letzten Jahres ist diese Verbindung für den S-Bahnverkehr gesperrt. Sie wird nun sozusagen als verfrühtes Weihnachtsgeschenk am Sonntag, 15. Dezember, wieder eröffnet.

Dann nämlich sind die umfangreichen Bauarbeiten am Bahnhof sowie die Sanierungen des Mauerwerkviadukts und mehrerer Brücken auf der Bahnstrecke weitgehend beendet. Der S-Bahnverkehr wird dann wieder zweigleisig verkehren können.

Während des vergangenen Jahres wurde der gesamte Bahnhof stufenfrei umgebaut, das alte Mittelperron wurde durch zwei neue Aussenperrons ersetzt, die über Treppen und Lifte direkt mit der Nordbrücke und der sich darauf befindenden Bushaltestelle verbunden sind. Neu erschlossen wurde der Bahnhof im Süden zusätzlich vom Lettenfussweg. Damit wird das Lettenquartier mit den Siedlungen der verschiedenen Baugenossenschaften direkter an den Bahnhof angebunden.

Mit Wermutstropfen

Aus Sicht der SBB ist der Umbau planmässig verlaufen, wie Reto Schärli, Mediensprecher des Unternehmens, dem «Wipkinger» auf Nachfrage bestätigt. Der Bau habe innerhalb des gesteckten Kostenrahmens von rund 115 Millionen Franken abgeschlossen werden können.

Lobende Worte für das Projekt findet grundsätzlich auch Beni Weder, der Präsident des Quartiervereins Wipkingen: «Der neue Bahnhof ist ein beeindruckendes Bauwerk und stellt ein grosses und für unser Quartier sehr wichtiges Projekt dar», so Weder.

«Die S-Bahn bindet Wipkingen extrem gut an die Stadt und wichtige Stationen an – so ist man von hier aus in neun Minuten beim Flughafen, das ist toll», fährt Weder fort. Dennoch gebe es aus seiner Sicht zwei Wermutstropfen in Bezug auf das Bauprojekt: einerseits das ungeliebte Dach der Bushaltestelle auf der Nordbrücke, andererseits der S-Bahn-Takt.

Viertelstundentakt in weiter Ferne

Letzterer wird sich auch nach Wiedereröffnung und Fahrplanwechsel nicht erhöhen: Die S-Bahnen werden weiterhin lediglich im halbstündigen Takt vom Bahnhof Wipkingen verkehren. Der viertelstündliche Takt, in dem der Bahnhof früher bedient worden war, war 2014 mit Eröffnung der Durchmesserlinie eingestellt worden. Seither verkehrt nur noch die S-Bahnlinie 24 über den Bahnhof Wipkingen.

Trotz Widerstand aus dem Quartier und einer Petition mit über 6000 Unterschriften hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Zwar äusserten sowohl der Stadtrat als auch der ZVV den Willen, den Viertelstundentakt wieder einzuführen, umsetzbar scheint dies bis anhin jedoch nicht zu sein.

Und das Quartier wird sich wohl auch noch einige Jahre länger gedulden müssen, genauer, bis zum Jahr 2035: Dann nämlich, so erklärt Schärli von der SBB auf Nachfrage, werde der Viertelstundentakt zum Grundtakt für alle S-Bahnen. Zu diesem Zeitpunkt soll auch der Brüttnertunnel ausgebaut sein, was die Kapazität für den S-Bahnverkehr erhöht.

Auch der Widerstand des Quartiervereins gegen das von der SBB im Auftrag der Stadt erstellte Bushaltestellendach auf der Nordbrücke war erfolglos geblieben: «Dieses kolossale Stahlgerüst ist weder schön noch zeitgemäss», so Weder. Das Dach aus Plexiglas erhitze die Haltestelle im Sommer zusätzlich, wirklich Schatten sei hier nicht zu finden. Auch die Nachhaltigkeit des Bauwerks stellt Weder infrage. «Wir hätten uns vielmehr etwas Filigraneres und Begrüntes gewünscht», erklärt er.

Erfolg hatten die Quartierbewohner*innen jedoch in punkto barrierefreier Zugang: Die ursprünglich geplante lange Rampe beim südwestlichen Zugang zum Bahnhof wurde aufgrund der Reaktionen aus dem Quartier durch einen Lift ersetzt. So kann der Grünstreifen erhalten bleiben, der ansonsten dem Bau der Rampe zum Opfer gefallen wäre.

Und dann wäre da noch das Problem der unverrichtbaren Notdurft: Die SBB weigerten sich, so Weder, eine Toilette in den Bahnhof einzubauen. Mit der Stadt Zürich habe der Quartierverein aber nun aushandeln können, dass das bestehende Toilettenhäuschen von der SBB im Gebrauchsleihvertrag übernommen werden könne und dort im Sommer 2025 ein Züri WC einziehen werde.

Die Einweihung

Am 14. Dezember wird der Bahnhof nun in einer feierlichen Zeremonie mit geladenen Gästen offiziell eingeweiht. Auch eine S-Bahn wird auf den Namen Wipkingen getauft, Taufpatin für den Zug wird die ehemalige Geschäftsführerin des Reisebüros, Regula Fischer, sein (siehe Artikel auf Seite 3). Und dann, am Sonntag, 15. Dezember, wird am Bahnhof endlich wieder Normalität einkehren. Die letzten Arbeiten werden im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein.

Für die Anwohnerschaft mit Sicherheit eine grosse Erleichterung, denn die Bauarbeiten sind nicht unbemerkt an ihnen vorbeigegangen, wie sich etwa Joel, ein unmittelbarer Nachbar, erinnert: «Der Lärm war schlimm, teils vibrierte das ganze Haus. Gebaut wurde oft in der Nacht und jedes Mal, wenn ein Zug kam, erklang ein lauter Alarm, damit sich die Arbeiter von den Gleisen entfernen konnten. Das war insbesondere im Sommer schwierig, wenn man mit offenem Fenster schlafen wollte.»

0 Kommentare


Themen entdecken