Frischer Wind für die Oase in der Stadt

Das Leitungsteam des Kinderbau¬ernhofs des GZ Wipkingen hat sich neuformiert: Terri Obrist, die lang¬jährige Leiterin des Bauernhofs, hat Unterstützung erhalten. Gemeinsam mit Manuela Zehender entwickelt sie nun neue Projekte und Ideen für den Bauernhof. Ein kleines Portrait.

Manuela Zehender (links) und Terri Obrist teilen sich neu die Verantwortung über den Kinderbauernhof.

Der Kinderbauernhof beim GZ Wipkingen ist seit 2006 ein wich­tiger Bestandteil des Gemein­schaftszentrums und seines so­ziokulturellen Angebots. Nicht nur die nun in Rente gehenden Woll­scheine, auch die Minipigs, Meer­schweinchen, Zwergziegen und Hühner sind wahre Publikums­magneten. Pro Jahr besuchen et­wa 3500 Stadtbewohner*innen das Angebot. Einige von ihnen ar­beiten tatkräftig im Unterhalt mit.

Tiefe Verbundenheit zu den Tieren

Terri Obrist ist seit fünf Jahren für die Leitung des Kinderbauernhofs verantwortlich. Ursprünglich hat sie eine pädagogische Grundaus­bildung genossen, war als Werk­lehrerin tätig und hat zusätzlich Psychologie studiert. Die Liebe zu den Tieren wurde ihr gewisserma­ssen bereits in die Wiege gelegt: Ihre Eltern führten einen klei­nen Selbstversorger-Bauernhof im Kanton Aargau, wo sie schon sehr früh in Kontakt mit den ver­schiedenen Bauernhoftieren kam. «Tiere haben mich schon immer fasziniert», schwärmt sie. «Schon als Kind habe ich begonnen, mit ihnen Kunststücke einzuüben. Ausserdem habe ich ständig Tie­re aufgesammelt, die verlorenge­gangen oder entlaufen waren. Ir­gendwie habe ich oft gespürt, wo sie sich versteckt hielten. Das ist übrigens bis heute so geblieben: Wenn auf dem Bauernhof etwa die Hühner plötzlich vermisst wer­den, muss ich meist nicht lange suchen, bis ich ihr Versteck aus­findig gemacht habe», schmunzelt Obrist. Zur Intuition gesellt sich umfangreiches Fachwissen: In zahlreichen Weiterbildungen hat Obrist Sachkundenachweise über die Pflege all der Tiere erworben, die hier in Wipkingen leben.

Doch die Arbeit mit den Tieren ist nicht ihr einziges Steckenpferd: Neben ihrer 50-Prozent-Anstel­lung im GZ geht Obrist selbststän­dig ihrer zweiten Leidenschaft nach – dem Zirkus. Als Zirkuspäd­agogin organisiert sie Projektwo­chen, Workshops und Weiterbil­dungen für Kinder ebenso wie für Erwachsene – ohne Tiere zwar, aber dafür mit Akrobatik und Zau­berei.

 

Von der Tierarztpraxis bis zum Bühnentanz

Seit Juni dieses Jahres wird sie nun in der Leitung des Hofs von Manuela Zehender unterstützt. Auch Zehender kann auf fundier­tes Fachwissen zurückgreifen. Be­gonnen hat sie ihre Ausbildung als tiermedizinische Praxisassis­tentin in einer Pferdeklinik und hat anschliessend ins Tierspital zu den Nutztieren gewechselt. Doch nicht nur die Tiere, auch die Menschen hatten es Zehender an­getan, so dass sie nach einigen Jahren im Tierspital wechselte und nochmals eine neue Ausbil­dung zur Arbeitsagogin begann. Im sozialen Bereich fand sie da­raufhin die Möglichkeit, mit Men­schen und Tieren gleichermassen zu arbeiten. Damit hatte sie jedoch noch lange nicht genug von Aus- und Weiter­bildungen und begann, ihre Lei­denschaft, den Tanz, zum Beruf zu machen. So unterrichtete sie in der Folge Jazztanz, Hip Hop und House und verfolgte eigene Tanz­projekte – «das war eine lange und sehr intensive Zeit», erklärt Zehender mit einem Augenzwin­kern. Aus gesundheitlichen Grün­den musste sie allerdings nach einigen Jahren tänzerisch etwas kürzertreten und beschloss, in die soziale Arbeit zurückzukehren. Das führte sie zum GZ Wipkingen, wo zur Unterstützung von Obrist eine zweite Person für die Leitung des Kinderbauernhofs gesucht wurde. Und damit auch ja keine Langeweile aufkommt, wird sie im Herbst praxisbegleitend ein Studi­um in Sozialer Arbeit aufnehmen.

Freiwillige vor!

Gemeinsam werden die beiden nun die Leitung des Bauernhofs neu strukturieren. «Schön ist, dass wir beide uns sehr gut wer­den ergänzen können. Unsere be­ruflichen Werdegänge weisen eini­ge Parallelen auf, beide haben wir eine Kombination aus Tierpflege und Pädagogik und mit Tanz und Zirkus auch noch ausserhalb des GZs ähnliche Leidenschaften. Und dennoch kommen wir von ganz unterschiedlichen Backgrounds», erklärt Obrist.

Vorerst werden die Aufgaben so aufgeteilt werden, dass Obrist die Hauptverantwortung für die Tiere behält, während Zehen­der die Koordination der Freiwil­ligen übernehmen wird. Das ist nämlich neben der Tierpflege ei­ner der weiteren zentralen Punk­te des Kinderbauernhofs: All die alltäglichen Arbeiten im Stall, das Füttern und die Pflege der Tiere wird von einem Team von rund 25 bis 30 Freiwilligen getragen. «Die Freiwilligengruppe ist für uns ein wichtiger Teil unseres so­ziokulturellen Angebots», so Ze­hender und Obrist, «hier haben Quartierbewohner*innen, seien es Familien, Pensionierte oder auch Berufstätige die Möglichkeit, an einem Vormittag oder Nachmittag pro Woche für ein paar Stunden Stallluft zu schnuppern und Ver­antwortung für die Tiere zu über­nehmen». Weil im Team momen­tan noch einige Plätze frei sind, hat sich Zehender bereits auf die Suche nach neuen Mitgliedern ge­macht, Interessenten sind hier je­derzeit willkommen.

Bald wieder offener Stall

Natürlich wird auch das sonsti­ge Angebot des Bauernhofs nun wieder auf- und auch ausgebaut. Bis zu den Sommerferien wird weiterhin am Freitagnachmittag «Kiba-Teens» angeboten werden, ein Kurs für Kinder und Jugend­liche ab neun Jahren, in dem sie die Tiere genauer kennenlernen, Krallen schneiden, Futter zuberei­ten und vielleicht sogar ein paar Kunststücke einstudieren. Nach den Sommerferien wird zu­dem der beliebte «offene Stall» wieder stattfinden. Bei diesem niederschwelligen Angebot öffnet der Bauernhof am Freitagnach­mittag seine Türen für die Quar­tierbevölkerung. Wer Lust und Zeit hat, kann gegen ein geringes Entgelt ohne Anmeldung vorbei­kommen, die Hühner mit Körnern füttern, den Schweinen einen Zvi­eri verabreichen, beim Ausmis­ten helfen und am Lagerfeuer ein Schlangenbrot braten.

Neue Projekte in Vorbereitung

Darüber hinaus haben die bei­den Leiterinnen bereits eine Fül­le an Ideen für neue Angebote. «Ich könnte mir ganz viele span­nende Projekte vorstellen, in de­nen ich beispielsweise auch aus meinem tänzerischen Background etwas einbringen kann. Doch zu­nächst mal muss ich mich ein we­nig einarbeiten und dafür sorgen, dass das Freiwilligenteam noch etwas wächst», erklärt Zehender und lacht. «Der Kreativität sind jedenfalls bei uns kaum Grenzen gesetzt.» Eine dieser vielen Ideen können Obrist und Zehender be­reits in den Sommerferien verwirk­lichen: Im Ferienangebot «Spiel­zeit» für Primarschüler*innen wer­den sie die Pflege der Tiere mit ihrem Know-How aus Zirkus und Tanz verknüpfen. Kinder können hier eine Woche lang selber neue und spannende Spiele ausprobie­ren, Tiere beim Spielen beobach­ten sowie viel über das Leben der Tiere und ihre Bedürfnisse lernen.

Fachbereich Bildung/Tier

Das GZ Wipkingen ist eines von vier Gemeinschaftszentren in Zü­rich, welches Soziokultur mit Tie­ren anbietet. Dabei lernen Interes­sierte aller Altersstufen den rück­sichtsvollen Umgang mit Tieren. Sie werden in Tierpflege, Fütte­rung und Versorgung angeleitet, übernehmen Verantwortung und erweitern ihre Kompetenzen. Der Besuch und die Mitarbeit im Tier­bereich sind freiwillig und kos­tengünstig. Im GZ-Kinderbauern­hof nehmen pro Jahr über 2500 Personen an Veranstaltungen teil und es werden rund 1500 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet. Weite­re Informationen auf der GZ-Web­seite unter «Unsere Tiere». ”

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