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Hierarchiefrei im WipWest Huus
Der WipWest Talk mit Organisationsentwickler Peter Wyss hat viele spannende Erkenntnisse zum Thema hierarchiefreie Organisationen gebracht. Der nächste Talk ist bereits geplant.
23. Dezember 2024 — Eingesandter Artikel
Tobias Nordmann
Bereits zum zweiten Mal haben wir im WipWest Huus zum Talk geladen. Während es beim ersten Talk-Abend um künstliche Intelligenz und deren ethische Einordnung ging, wandten wir uns diesmal einem weniger technischen Thema zu: hierarchiefreie Organisationsformen. Zu Gast im vollen Wip West Huus war der Organisationsentwickler und Coach Peter Wyss. Mitgebracht hatte er sein neues Buch «Hierarchiefrei ist besser!».
Zum Einstieg präsentierte Wyss ein paar provokative Analogien aus der Tierwelt: Er verglich das klassische hierarchische Management in Unternehmen mit der Nutztierhaltung. Die menschlichen Bedürfnisse nach Freiheit und Selbstbestimmung würden nicht ernstgenommen und Erwachsene wie Kinder behandelt. «Welcher Löwe möchte lieber in einem Käfig mit Vollversorgung statt in der freien Wildbahn leben?», fragte Wyss ins Publikum.
Dass das Konzept der Selbstorganisation bereits eine lange Geschichte hat, zeigt ein Zitat von Götz Werner, dem Gründer der Drogeriekette «dm»: «Menschen führen ist nur dann legitim, wenn das Führen der Menschen die Selbstführung zum Ziel hat.» Doch können Organisationen ohne Chef tatsächlich funktionieren?
Wyss hat dazu viele Beispiele mitgebracht – von der Pflegeorganisation Buurtzorg mit 15 000 Mitarbeitenden über den Tomatenverarbeiter Morning Star bis zum Schweizer KMU, das Wyss selbst beim Abbau der Hierarchiestufen begleitet hat.
Auf Augenhöhe
Entscheidend sei dabei immer die Unternehmenskultur. Menschen wollen ernstgenommen werden, und das nicht nur auf der rationalen Ebene. «Zusammenstösse finden meistens auf der Gefühlsebene statt», erklärte Wyss. Weil sich diese Ebene jedoch schlecht verwalten, beziehungsweise managen lässt, wird sie in hierarchischen Organisationen oft ausgeblendet.
Hierarchiefreie Organisationen dagegen müssen nebst einem neuen Mindset auch neue Formen und Praktiken entwickeln, um Gefühlen und der Intuition Raum zu geben. Nur so, sagt Wyss, könne eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gelingen. Moderiert wurde der Abend von Nina Müller.
Nach der Präsentation von Wyss fand eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum statt. Nebst interessierten Einzelpersonen waren auch viele Fachleute vor Ort, die bereits berufliche Erfahrungen mit Selbstorganisation gemacht hatten. Der Austausch hatte bereits beim Apéro begonnen und wurde auch nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch weitergeführt.
Der nächste Talk-Abend ist bereits geplant: Am Dienstag, 4. Februar, diskutiert Yvonne Meitner mit der bekannten Schweizer Weltraum-Forscherin und emeritierten Professorin für Astrophysik, Prof. Dr. Kathrin Altwegg, über «Wissenschaft und Glauben». Im Zentrum steht die Frage, ob und wie moderne, aufgeklärte Menschen glauben können.
Ein Beitrag der reformierten Kirche Kirchenkreis zehn
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