Politik
Höher, breiter, hässlicher und das Ziel verfehlt?
Die Baugruben und Baukräne sind nicht zu übersehen: Es wird gebaut in Zürich. Es wird verdichtet. Alte und weniger alte Häuser, ganze Siedlungen werden zugunsten von Neubauten abgerissen.
24. März 2023 — Eingesandter Artikel
Durch Verdichtung wird weniger Fläche auf dem Land verbaut, die Stadt frisst sich weniger in die Landschaft. Wohnraum wird dort geschaffen, wo er knapp ist und die Menschen zahlbaren Wohnraum suchen. Zudem bleiben die Wege in der Stadt kurz. Mit anderen Worten: Verdichtung kann nachhaltig und sozialverträglich sein, wenn sie sanft geschieht.
«Sanft» heisst, bestehende Wohnhäuser aufstocken oder anbauen, Baulücken schliessen. Aber ist es nachhaltig ganze Quartiere niederzureissen? Ist es sozialverträglich ein Haus mit sechs mittelgrossen Wohnungen durch ein grösseres Haus mit sechs Lofts zu ersetzen? In Zürich wird nicht sanft verdichtet, es wird geklotzt. Bemerkenswert ist: Die sozialen Wohnungs- und Bauträger bilden häufig keine Ausnahme. Viele gewinnorientierte wie auch gemeinnützige Bauherrschaften haben die Idee hinter dem «Verdichten» vergessen.
Hochhausfieber senken
In diese Euphorie passt, dass sich die Zahl der Hochhäuser, mit 60 Metern und mehr, in nur zehn Jahren um 22 Stück verdoppelt hat. Der Stadtrat sieht in diesen Hochhäusern die Lösung beim «Verdichten». Entsprechend Hochhaus-freundlich fällt die aktuelle Revision der Hochausrichtlinie aus. Dabei sind Hochhäuser gar nicht zur Verdichtung gedacht. Ihr ökologischer Fussabdruck ist sehr gross. Nach der städtischen Richtlinie wären künftig zwischen Sihlquai (ab Lettenviadukt) und Hardturm ein 80-Meter-Swissôtel neben dem anderen möglich, ohne besonderen Gestaltungsplan. Vom Kloster-Fahr-Weg an der Limmat aus wäre ein Blick auf 60 Meter hoher Lochergut-Gebäude direkt am anderen Flussufer denkbar.
Initiative Uferschutz
Zur Freude des Stadtrates hält der Hochhaus-Boom weiter an. Eine Mässigung ist nicht zu erkennen. Aus diesem Grund wurde die Initiative «Uferschutz für Mensch und Natur» eingereicht: Neue Hochhäuser sollen inskünftig nur mit genügendem Abstand zu Limmat und Seeufer gebaut werden dürfen. Die Initiantinnen und Initianten wollen diese Natur- und Naherholungszonen dauerhaft zu schützen, die sonst, wenn erst einmal zubetoniert, verloren wären.
Ein Artikel von Wolfgang Kweitel, Mitglied Vorstand Die Mitte Zürich 6+10, Mitglied Initiativkomitee «Uferschutz»
1 Kommentare
Martin
12. Juni 2023 — 16:22 Uhr
Diese Initiative zielt einzig und alleine darauf ab das Projekt Ensemble zu bodigen. Im Initiativkomitee sitzen – oh Wunder – alles Stadiongegner und Fussballhasser. Für die Antidemokraten des Initiativkomitees gibts von mir die rote Karte und ein kräftiges „use mit oi us dä Stadt und zwar sofort!“.