«Ich liebe Bahnhöfe!»

Im Wartsaal Wipkingen bietet Regula Fischer der Kultur eine Plattform, sie selbst ist im Quartier vielseitig engagiert. Nun wird Fischer Taufpatin einer S-Bahn namens Wipkingen – rechtzeitig zur Wiedereröffnung des Bahnhofs. Die Feier findet am Samstag, 14. Dezember, ab 16.30 Uhr statt.

Regula Fischer ist in Wipkingen wohlbekannt, insbesondere, weil sie rund zehn Jahre das Reisebüro beim Bahnhof Wipkingen leitete. Den Wartsaal gibt es dank ihr noch immer: als Ort für Kultur und Begegnungen. (Foto: dad)

Wenn diesen Samstag der neue Bahnhof Wipkingen eingeweiht wird, spielt Regula Fischer eine besondere Rolle. Zum einen ist sie wesentlich am festlichen Anlass im Wartsaal Wipkingen beteiligt, zum anderen ist der Bahnhof ihr Revier.

Regula Fischer, du agierst auf verschiedenen Bühnen. Wie beschreibst du dich genau?
Regula Fischer: Eine pauschale Beschreibung vermeide ich. Wie alle Menschen habe ich viele Facetten. Meist stelle ich mich der Situation entsprechend vor. Im Verein Wartsaal Wipkingen bin ich die Präsidentin, bei Zeitgut das aktive Vereinsmitglied oder in der Politik die ehemalige AL-Gemeinderätin. Ich bin vielseitig aufgestellt und sehr sozialpolitisch aufgewachsen.

Der Wartsaal Wipkingen spielt in deinem Werdegang eine entscheidende Rolle.
Fast zehn Jahre leitete ich das Bahnhofreisebüro Wipkingen, habe Billette verkauft und traf dabei auf unzählige Menschen. Irgendwann wurde mir bewusst, dass diese Räumlichkeiten multifunktional sein können und ich wollte das nutzen. So begann ich an Wochenenden das Reisebüro für kulturelle Veranstaltungen zu öffnen; die Kultur konnte mit dem Geschäft querfinanziert werden. Ende 2020 musste das Bahnhofreisebüro schliessen, die SBB wollten den Leistungsvertrag nicht mehr erneuern. Mit ein paar Gleichgesinnten wurde der Verein Wartsaal Wipkingen gegründet, ein Ort für Kultur im Quartier.

Wie waren die Anfänge?
Es war heftig, weil die Pandemie ausbrach. Es konnten im ersten Jahr praktisch keine Veranstaltungen durchgeführt werden; wir haben mit dem Gewinn aus dem Bahnhofreisebüro die erste Jahresmiete bezahlt, um die Räume halten zu können. Auch jetzt leben wir von der Hand in den Mund – es ist nicht ganz einfach, von der Kunst die Miete zu bezahlen. Heute finden hier regelmässig Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen und Ausstellungen statt. Wir verstehen uns als Raumvermittler*innen: Die Kunstschaffenden mieten für ihre Projekte den Raum von uns.

Fällt es dir leicht, die Menschen für deine Ideen zu begeistern?
Ja, ich glaube, meine Leidenschaft inspiriert viele Menschen. So habe ich schon zahlreiche Weggefährt*innen gefunden. Ich persönlich mag im Quartier bekannt sein und kann Themen auf den Tisch bringen, aber das gelingt mir nur, weil ich Menschen mit guter Energie und Willenskraft an meiner Seite habe.

Durch den Wartsaal musst du Bahnhöfe mögen.
Mögen? Ich liebe Bahnhöfe! Nicht jene voller Shops, sondern den Ort als Treffpunkt an sich. Der Bahnhof Wipkingen besteht nur noch dank dem Willen der Quartierbevölkerung. Hier ist Leben, das Raum einnehmen will.

Kannst du dir vorstellen, wieder Billette zu verkaufen?
Das wäre mein Traum und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Nicht selten kommen immer noch Menschen vorbei, die sich nach Reisen und Billetten erkundigen. Wir werden sehen, ich kann sehr hartnäckig sein und klopfe an viele Türen.

Wie hast du den Umbau erlebt?
Wir haben ein wenig unter dem Lärm gelitten, aber wir haben uns auch bestens mit Bauleiter Oliver Lechmann verstanden und gaben uns gegenseitig Tipps und Hinweise. Im Wartsaal wurden zudem die SBB-Quartierinformationen zum Stand der Dinge abgehalten.

Nun wirst du Taufpatin einer S-Bahn namens Wipkingen. Wie kam es dazu?
Eines Tages rief mich Oliver Lechmann an und fragte, ob ich ein Deuxpièces habe (lacht). Ich solle Taufpatin der S-Bahn Wipkingen werden. Ich sagte zu, aber wie das genau vonstattengehen soll, weiss ich noch nicht. Eine Bedingung hatte ich aber: Ich will ein paar Worte dazu sagen, darauf freue ich mich.

Bahnhof Wipkingen Reopening

Der Wartsaal Wipkingen an der Dammstrasse 54 organisiert eine Feier zur Wiedereröffnung am Samstag, 14. Dezember ab 16.30 Uhr. Mit Bar, einem Grill (Grillwaren selbst mitnehmen), Musik, Kunst und Videoshow.

Im Fächerladen am Gleis 1 wird zudem die Kunstausstellung «Bahnhof, reisen, warten (usw.)» gezeigt.

Weitere Informationen: www.wartsaal-wipkingen.ch

Der durchgehende, fahrplanmässige S-Bahn-Betrieb findet ab Sonntag, 15. Dezember, mit dem Fahrplanwechsel statt.

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