Im Einsatz für Otto & Co.

Das Gemeinschaftszentrum Wipkingen lebt von und mit dem Einsatz Freiwilliger. Beim «Wipkihof» ist deren Arbeit besonders wichtig: Ohne sie wäre die Versorgung der zahlreichen Tiere nicht möglich.

Macht tierisch Spass: (v.r.n.l.) Filou schäkert mit Catrin van Dyck und Christa Meier, beide vom GZ-Freiwilligenteam, und Manuela Zehender vom Fachbereich Bildung und Tier. (Foto: das)

Der «Wipkihof», der zum GZ Wipkingen gehörige Bauernhof, ist neben dem Kafi Tintenfisch fast so etwas wie das Herzstück des Gemeinschaftszentrums. Nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene besuchen den Hof und statten den Minischweinen, den Hühnern, Ziegen und Meerschweinchen einen Besuch ab.

Doch wer selber Tiere besitzt, weiss, wie viel Arbeit und Zeit hinter dem Betrieb eines solchen Hofes steckt, und zwar täglich und auch am Wochenende. Ein grosser Teil dieser Arbeit wird in Wipkingen von Freiwilligen übernommen. Wie organisiert das GZ diese Arbeit?

Manuela Zehender ist neben Terri Obrist im GZ Wipkingen im Fachbereich Bildung/Tier tätig. Gemeinsam führen sie den «Wipkihof». Im Gespräch mit Dagmar Schräder gibt Manuela Zehender einen Einblick in den Hofalltag.

Manuela, wer kümmert sich auf dem «Wipkihof» um die Tiere?
Manuela Zehender: Das Team des «Wipkihofs» besteht neben Terri Obrist und mir vor allem aus rund 32 Freiwilligen. Dazu kommen wenige Mitarbeitende in sozialen Einsatzplätzen und saisonalen Arbeitsplätzen. Während Terri die Gesamtverantwortung über das Wohlbefinden der Tiere trägt, bin ich verantwortlich für die Freiwilligenkoordination. Das heisst, ich manage die Einsätze derjenigen, die hier in ehrenamtlicher Arbeit Tag für Tag dafür sorgen, dass die Tiere ihr Futter erhalten, beschäftigt werden und die Ställe ausgemistet werden.

Wie muss man sich das vorstellen, wie habt ihr euch da organisiert?
Die täglichen Einsätze sind aufgeteilt in eine Morgen- und eine Abendschicht. Unter der Woche sind jeweils Teams mit bis zu zwei bis drei Leuten im Einsatz. Die Teams haben ihre fixen Tage und kommen wöchentlich einmal zum Einsatz.

Und was gehört konkret alles zu den Aufgaben, die erledigt werden müssen?
Die Aufgaben sind recht umfangreich, pro Schicht rechnen wir mit einem Arbeitsaufwand von mindestens zweieinhalb Stunden. Denn es gibt einiges zu tun: Morgens muss zunächst Gemüse abgeholt werden, das wir gratis als Tierfutter erhalten. Anschliessend müssen alle Tiere gefüttert und getränkt werden. Die Ställe werden nach einem fixen Turnus ausgemistet, auch der Hof muss gewischt werden. Und wer dann noch Zeit und Lust hat, kann als Sahnetüpfelchen noch ein wenig mit den Geissen trainieren oder die Schweine auf einen kleinen Spaziergang im Park mitnehmen. Am Freitagnachmittag, wenn wir den «Offenen Stall» anbieten und die Besucherinnen vorbeikommen können, ist ebenfalls ein Team von Freiwilligen vor Ort und unterstützt den Betrieb. Da gibt es einiges zu tun: Letzte Woche waren 124 Personen hier.

Das klingt anspruchsvoll. Was sind das für Leute, die sich bei euch engagieren?
Wir haben die unterschiedlichsten Menschen in unserem Team, das ist sehr spannend und schön zu sehen. Von der Studentin über Berufstätige oder IV-Bezügerinnen bis hin zum Rentner ist alles dabei. Wir haben auch Familien, die etwa am Wochenende alle zusammen vorbeikommen, um die Tiere zu versorgen. Und einige sind bereits seit sieben oder acht Jahren mit dabei.

Wie werden neue Leute in ihre Aufgaben eingeführt?
Mittlerweile haben wir unser Aufnahmeverfahren professionalisiert, es handelt sich schliesslich um sehr verantwortungsvolle Aufgaben. Deshalb führe ich mit den Neuinteressierten ein Erstgespräch. Dabei kommen wichtige Anforderungen zur Sprache, wie ausreichende Deutschkenntnisse, guter Zugang zu den Tieren, Zuverlässigkeit, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit oder auch Wetterfestigkeit. Ich gebe einen Überblick über die Tätigkeiten, die ausgeführt werden müssen. Für die Morgen- und Abendämter gibt es jeweils eine Checkliste mit den zu erledigenden Aufgaben, an denen sich die Teams orientieren können. Mir ist es zudem sehr wichtig, dass sich die Freiwilligen mindestens für ein Jahr verpflichten, hier mitzuhelfen. Das klingt nach einer langen Zeit und mag auch abschrecken – es macht jedoch Sinn, wenn man mit Tieren arbeitet. Denn es dauert eine Weile, bis man die Abläufe im «Wipkihof» kennt, die Tiere richtig kennengelernt hat und auch weiss, welche Vorlieben und Eigenschaften sie haben. Und nur dann ist es möglich, eine Beziehung aufzubauen.

Freiwilligenarbeit klingt auch ein wenig nach Unverbindlichkeit. Wie wird bei euch sichergestellt, dass die Arbeit auch wirklich verrichtet wird?
Die Teams müssen ja sehr selbstständig funktionieren. Wir haben einen eigenen Chat, in dem wir alles miteinander besprechen und auch Dienste getauscht werden können, falls mal jemand verhindert ist. Natürlich sind wir als GZ-Mitarbeiterinnen im Notfall zur Stelle, falls ein Dienst mal nicht abgedeckt werden kann. Das ist aber in den zwei Jahren, in denen ich jetzt hier beschäftigt bin, erst ein einziges Mal passiert. Die Absprachen unter den Freiwilligen klappen tatsächlich hervorragend, da bin ich sehr stolz auf mein Team. Wir sind übrigens in der Stadt das einzige GZ, das die Betreuung praktisch ausschliesslich von Freiwilligen durchführen lässt.

Gibt es auch Dinge, die für dich besonders herausfordernd sind?
Es ist schon intensiv, ein Team von 32 Freiwilligen zu koordinieren, das ist fast schon Personalmanagement (lacht). Aus Zeitgründen ist es nicht möglich, alle Teams regelmässig zu treffen. Ich habe es so eingerichtet, dass ich mir für jedes Team mindestens einmal jährlich besonders Zeit nehme. Auch die Kommunikation ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe: Weil ja alle Informationen über den Chat laufen, ist es manchmal schwierig, das richtige Mass zu finden – die Engagierten mit Nachrichten nicht zu überfrachten, aber trotzdem alles Wichtige zu kommunizieren und auch auf die Chat-Hygiene zu achten.

Die Freiwilligen machen die Arbeit, weil es ihnen persönlich wichtig ist. Gibt es dennoch vonseiten des Zentrums so etwas wie eine Entschädigung oder Belohnung für ihren Einsatz?
Die grösste Belohnung ist sicher der persönliche Zugang zu den Tieren. Dann haben sie während ihres Einsatzes Anspruch auf einen Kaffee und einen Snack als kleine Entschädigung. Daneben findet einmal jährlich unser grosses Engagiertenfest statt, zu dem alle Freiwilligen eingeladen werden. Schliesslich haben wir Teamabende eingeführt, an denen wir uns gemeinsam mit betrieblichen Themen beschäftigen, wie z.B. mit der Tiergesundheit. Hier besteht auch die Möglichkeit, sich kennenzulernen, eigene Ideen einzubringen und sich über die Arbeit auszutauschen. Und wir bieten von Zeit zu Zeit Weiterbildungskurse an, die für die Arbeit auf dem Hof hilfreich sind. Vor Kurzem hatten wir beispielsweise Besuch von einer Hundetrainerin, die uns Tipps gegeben hat, wie wir uns mit den Ziegen im Umgang mit Hunden zu verhalten haben. Schliesslich: Falls jemand für einen Job eine Bestätigung über sein Engagement hier benötigt, geben wir dies natürlich gerne.

Zu guter Letzt – wo findet man so viele Leute, die sich so intensiv engagieren wollen?
Wir inserieren regelmässig bei benevol Schweiz, der Vermittlungsplattform für Freiwilligenarbeit, und platzieren immer einen Aushang draussen beim «Wipkihof», in dem wir nach Freiwilligen suchen. Auch via Website kann man sich melden. Ich muss sagen, seit Corona haben die Anfragen von Menschen, die sich engagieren wollen, deutlich nachgelassen. Glücklicherweise konnten wir bis jetzt immer alle Dienste abdecken – es ist jedoch jede*r herzlich willkommen, die oder der mit zu unserem Team gehören möchte. Die Arbeit mit Tieren ist bereichernd und für alle ein tolles Erlebnis.

Eingesandt vom Gemeinschaftszentrum Wipkingen

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