Im Garten ist Vorsicht geboten

Der Samariterverein Zürich-Höngg führte Anfang Juni eine Übung für seine Aktivmitglieder durch. Dabei trafen sie auf verschiedene Gartenunfälle und mussten sofort handeln.

Die Übungen des Samaritervereins Zürich-Höngg hatten es in sich. (Foto: dad)
Eigentlich gilt die Imbisbühlstrasse als friedlicher Ort mit schmucken Häusern und ebensolchen Gärten. An einem Montagabend im Juni änderte sich das. (Foto: dad)
Nachbesprechung: Jede der Übungen wurde im Anschluss analysiert. (Foto: dad)
Hier kam eine Spritze zum Einsatz: Der Adrenalin-Autoinjektor ist ein Notfallmedikament für Menschen, die einen allergischen Schock erleiden. (Foto: dad)
Barbara Bisko hält die Hunde fest. (Foto: dad)
Bei der ersten Übung trat eine Frau auf einen Nagel. (Foto: dad)
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Eigentlich gilt die Imbisbühlstrasse als friedlicher Ort mit schmucken Häusern und ebensolchen Gärten. An einem Montagabend im Juni änderte sich das: Gleich in vier Gärten ereigneten sich Unfälle, die Erste Hilfe verlangten. Es handelte sich dabei um eine Übung des Samaritervereins Zürich-Höngg. Das Training gehörte zu insgesamt zehn Weiterbildungsabenden pro Jahr, wobei sich die Aktivmitglieder zum Besuch von vier Abenden verpflichten.

Rund 20 Mitglieder des Samariter-vereins versammelten sich bei der Imbisbühlstrasse, unter ihnen auch Barbara Bisko, welche die Verantwortung für die Kommunikation innehat. Es ist ihr ein Anliegen, sich sozial zu engagieren. «Ich bin Samariterin aus Überzeugung, weil ich dadurch mein Erste-Hilfe-Wissen laufend auffrischen und so in einem Notfall schnell und kompetent helfen kann», so Bisko.

Die Anwesenden teilten sich in vier Gruppen auf. Entsprechend wurden vier Gartenunfälle geplant. «Gerade jetzt verbringen wir viel Zeit im Freien, daher ist diese Übung mit realitätsnahen Fallbeispielen die perfekte Auffrischung, um im Notfall richtig zu reagieren», sagte Bisko. Die Spannung stieg und so machte sich ihre Gruppe auf zum ersten Garten.

Stichwunde und Kettensäge

Dort trat eine Frau in einen Nagel, der ihren Fuss durchbohrte. Deren Hunde rannten wild umher. Während Bisko die Tiere an die Leine nahm, kümmerten sich die zwei anderen um die Frau, leisteten Erste Hilfe und alarmierten den Notarzt. Im Anschluss erhielten sie Lob und Kritik eines Samariterlehrers.

Die Teilnehmenden lernten dabei einiges über Verletzungen dieser Art: Da ist die Stichverletzung, die tief sein kann und zwingend ärztlich behandelt werden muss. Auch eine Schnittverletzung kann tief sein, wohingegen eine Schürfung zunächst beobachtet werden muss, jedoch nicht zu unterschätzen ist. Eine Quetschwunde wiederum entsteht als Folge stumpfer Gewalteinwirkung, wodurch Blutgefässe platzen und zerreissen.

Auch der zweite Gartenunfall hatte es in sich: Eine Frau hantierte mit einer Kettensäge und verletzte sich am Unterarm. Bisko und ihrem Team war es wichtig, zunächst die Situation einzuschätzen und die Säge abzuschalten – die eigene Sicherheit muss gewährleistet sein. Ein Druckverband sollte die Blutung vorerst stoppen, die Nummer 144 wurde alarmiert, doch die Frau fiel in Ohnmacht. Die Samariter*innen brachten sie in die stabile Seitenlage: So wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden. Erbrochenes oder Blut können ablaufen und Betroffene werden vor dem Ersticken bewahrt.

Später wurde die Frau mit einer Rettungsdecke umhüllt, damit die Körperwärme bestehen blieb. Dieser Vorfall wurde ebenfalls analysiert. Die Samariterlehrerin erklärte, dass die Notfallnummer weit mehr sei als «nur» eine Meldestelle: Die Mitarbeitenden dort können telefonisch Anweisungen geben, sollte jemand kein Wissen über Erste Hilfe haben. Und zumindest der Anruf müsse sein; unterlassene Hilfeleistung ist eine Straftat.

Der Sturz und ein Insekt

Beim dritten Unfall handelte es sich um einen Sturz von der Leiter; ein Mann lag ohnmächtig vor seinem Haus. Bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen ist es wichtig, den Verletzten möglichst wenig zu bewegen, den Kopf ruhig zu halten und zu stabilisieren. Auch hier musste die Nummer 144 gewählt werden. Bisko und ihr Team haben im Anschluss erfahren, dass eine kurze Analyse der Situation nie schaden kann: «10 für 10» nennt sich das im Samariter-Fachjargon: Zehn Sekunden überlegen, damit die nächsten zehn Minuten besser und koordinierter ablaufen.

Der letzte Unfall war ein «Klassiker»: Ein junger Mann wurde von einer Biene gestochen und war kurze Zeit später bewusstlos. Hier kam eine Spritze zum Einsatz: Der Adrenalin-Autoinjektor ist ein Notfallmedikament für Menschen, die einen allergischen Schock erleiden. Das Medikament macht wieder wach, allerdings muss dennoch ein Arzt gerufen werden, die Wirkung kann nachlassen. Beim anschliessenden Gespräch wurde betont, dass das Mittel in die Aussenseite des oberen Oberschenkels gespritzt werden soll, um schnellstmöglich seine Wirkung entfalten zu können.

Schliesslich meisterten alle Samariter*innen die Gartenunfälle mit Bravour und ihr Wissen für den Ernstfall wurde gefestigt. «Während den Übungen trainieren wir immer wieder diverse Schemata, wie etwa das «Ampel-Schema»: Rot – Schauen, Gelb – Denken, Grün – Handeln. Diese Gedächtnisstützen helfen uns, unser Wissen in einer realen Notfallsituation abzurufen», sagte Bisko.

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