Kronenfläche der Zürcher Stadtbäume nimmt ab

Rege Bautätigkeit und Naturereignisse reduzieren die Baumkronenfläche in Zürich weiter. Dies belegen aktuelle Messdaten. Die Stadt Zürich hat verschiedene Massnahmen eingeleitet, um den Baumbestand stärker zu schützen und zu erweitern.

Ein grünes Dach. (Foto: Symbolbild Pixabay)

Alle vier Jahre wird die Fläche der Baumkronen in der Stadt durch Messflüge mittels Laserabtastung der Oberfläche (Lidar) errechnet und die Daten anschliessend mit den Vorperioden verglichen. An der Jahresmedienkonferenz hat Grün Stadt Zürich die nun vorliegende Auswertung der Daten von 2022 präsentiert.

Demnach hat die Kronenfläche, also die Summe aller von Bäumen beschatteten Flächen, im Siedlungsgebiet von 2018 bis 2022 abermals um 64 Hektar abgenommen. Der Verlust entspricht rund 90 Fussballfeldern, wie Grün Stadt Zürich mitteilt.

Markanter Baumverlust

Die Auswertungen zeigen, dass der Verlust auf Privatgrund höher ist als auf öffentlichem Grund, insbesondere weil weniger Bäume nachgepflanzt werden. Gerade bei kleineren und mittelgrossen Grundstücken kann im Randbereich des Grundstücks oft kein Baum nach-gepflanzt werden, weil der Grenzabstand eingehalten werden muss.

Die Baumanalyse Schwamendingen ermöglicht neben den Lidar-Daten einen detaillierteren Einblick in die Veränderung des Baumbestandes. Zählungen zeigten dort, dass zwischen 2006 und 2019 fast jeder fünfte grosse Baum, also mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern, verloren gegangen ist.

Bautätigkeit, ungünstige Standortbedingungen und Aufwände für den Unterhalt sind in Schwamendingen mögliche Gründe für den Baumverlust. Naturereignisse, wie starker Schneefall oder Sturm im Jahr 2021, kommen allgemein erschwerend hinzu. Im Bachwiesenpark in Altstetten ging beispielsweise ein Drittel der Kronenfläche verloren.

Vielfältige Massnahmen für vitaleren Baumbestand

«Gerade auch wegen der Klimaerwärmung sind Bäume für die Stadtökologie von enormer Bedeutung. Die Stadt Zürich will 25 Prozent Kronenfläche bis 2050 im Siedlungsgebiet erreichen. Das ist angesichts von aktuell 15 Prozent und dem anhaltenden negativen Trend ein sehr ehrgeiziges Ziel», erklärte Stadträtin Simone Brander an der Jahresmedienkonferenz von Grün Stadt Zürich.

«Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die Massnahmen der Fachplanung Stadtbäume mit Hochdruck umsetzen», betonte die Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements. Die Massnahmen reichen von Fördermöglichkeiten für Private über eine Erweiterung des Baumschutzes im Siedlungsgebiet bis hin zu Anpassungen von Baunormen. In den öffentlichen Freiräumen wird zudem in neueren Projekten darauf geachtet, mehr Bäume zu pflanzen als vorher.

Zusätzlich zu diesen Projekten und zu den jährlichen Ersatzpflanzungen werden bis Ende Jahr die seit 2021 von Stadt- und Gemeinderat in Auftrag gegebenen weiteren 1800 Bäume gepflanzt sein. Ziel ist es zudem, die Anzahl der Alleebäume zu
erhöhen und die Bäume bei Baustellen stärker zu schützen. Ausserdem soll innerhalb von städtischen Projekten der Wurzelraum pro Baum systematisch auf bis zu 35 Kubikmeter erweitert und die Wurzelräume im Untergrund verbunden werden.

Denn je grösser der durchwurzelte Raum, desto bessere Wachstumschancen hat ein Baum. Dafür hat Grün Stadt Zürich ein neues Baumsubstrat entwickelt, das sowohl die Baumbedürfnisse berücksichtigt als auch Tiefbaunormen entspricht und somit Bäumen auch unter befestigten Flächen Wurzelraum ermöglicht.

Am Beispiel des Quartierparks Pfingstweid zeigt sich, dass die eingeleiteten Massnahmen wirken: Die im Jahr 2015 gepflanzten Bäume sind gut gewachsen und beschatten heute messbar mehr Fläche als noch im Jahr 2018. Dadurch wird nicht nur der kühlende Effekt durch Schatten und Verdunstung vergrössert, sondern auch der Lebensraum der Tiere.

Podcast: Naturnaher Stadtspaziergang

Die neue Folge vom Podcast der «Höngger Zeitung» lädt zum naturnahen Spaziergang ein. Mit dabei sind der Natur- und Vogelschutzverein Höngg, die ETH Zürich Hönggerberg und der Verein «Bee’n’Bee».

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