Kunst in Wipkingen: Vor dem Orakel – Ritual des Zufalls

Die Künstlerin Isabelle Hauser stellt ihre Werke Ende November im Atelier Dorfstrasse aus. Dazu präsentiert sie auch bewegte Bilder mit «cinéma – filmische Skizzen».

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Vor dem Orakel – Ritual des Zufalls. (Bild/Ausschnitt: Isabelle Hauser)

«Vor dem Orakel ist das Spiel. Der Zufall bestimmt das Entstehen des Bildes auf dem Papier», sagt Isabelle Hauser über ihre neue Ausstellung. Seit Jahren besteht ihr Konzept darin, keine visuelle Einflussnahme auf die Bildentwicklung zu nehmen. Die körperliche Bewegung sei Impulsgeberin und definiere den Entstehungsprozess. Massgebend sei, die grösstmögliche Distanz zum Zeichen- oder Malmittel ohne visuelle Kontrolle zu behalten.

«Ich gehe um das geglättete und grundierte Papier und werfe mit leichter Geste Elemente darauf. Sie fallen, zufällig verstreut, und bestimmen so den Ort von Kontur und Fläche mit Graphit, Tusche und Farbe», so Isabelle Hauser. Das Orakel finde dann im Auge der Betrachter*innen statt. Es stelle sich dabei die Frage: Ist das Orakel selbst stets kausal oder nicht etwa auch zufällig?

cinéma – filmische Skizzen

Es sind aber nicht nur Bilder, die Isabelle Hauser in Wipkingen vorstellt, sondern auch Videos: cinéma – filmische Skizzen. Das gehe auf die Jahre in der Pandemie zurück, erklärt die Künstlerin. «Das Virus löste Ohnmacht, Trauer, Angst und auch Wut aus. Wir waren auf uns selbst zurückgeworfen, fühlten uns isoliert. Die normalen Abläufe im Alltag wurden von Einschränkungen und Anpassungen geprägt.»

Also zeigt sie bewegte Bilder, in denen eine Figur die Dimensionen ihres begrenzten Raumes auslotet. Dieses sich immer wieder einrollende Papier fordert ein Spiel von Bewegung auf der sich verändernden Fläche heraus; daraus entwickeln sich verschiedene Bewegungsabläufe. «Die nicht inszenierten Aufnahmen im Zeitraffer sind von absurder Komik. Die stringenten Bewegungen, die zu klaren Formen führen, zeichnen einen Kontrapunkt zur verletzlichen und unübersichtlichen Zeit.»

Zudem sind die filmischen Skizzen in Anlehnung an die ersten Filmzeugnisse ganz in schwarz-weiss gehalten. «In den letzten 120 Jahren, seit es Film gibt, wurden Menschen immer wieder mit Bedrohungen von globalem Ausmass konfrontiert», so Isabelle Hauser. Ästhetisch positionieren sich ihre Filme bewusst anachronistisch zum heutigen Mainstream der Film und Videokunst.

Ausstellung: Vor dem Orakel — Ritual des Zufalls

Fr, 24. November, 17 – 20 Uhr
Sa, 25. November, 16 – 19 Uhr
So, 26. November, 16 – 19:00h
Jeweils um 18 Uhr: Cinéma 1+2 , Filmische Skizzen
Atelier Dorfstrasse 65, 8037 Zürich, Treppe rechts, UG
Tram 13 bis Haltestelle Waidfussweg

1 Kommentare


Zoe Tempest

24. November 2023  —  10:26 Uhr

Ein spannender Artikel über die Thematiken und Herangehensweisen von Isabelle Hauser, wecken das Interesse für einen Besuch am Open House.

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