Kunst kennt keine Tageszeit – Kunst entsteht einfach

Mitten in Wipkingen, am Spielweg 7, befindet sich fast ein bisschen ein Tor zu einer anderen Welt. Hier werken und wirken Käthi Meister und Dani Weber in ihrem Bildhauerei-Atelier.

Käthe Meister und Dani Weber mit einer ihrer Skulpturen.

Betritt man den Spielweg 7, trifft man auf ein imposantes Künstlerhaus mitten in Zürich-Wipkingen. Gebaut wurde das unter Heimatschutz stehende Gebäude im Jahre 1912 mit Sinn und Zweck, eine Werkstätte für Künstlerinnen und Künstler zu sein. Diesem Zweck ist das Gebäude bis heute treu geblieben. Zwei der momentan im Atelierhaus werkenden und wirkenden Künstler sind das Stein- und Gips-Bildhauer-Duo Käthi Meister und Dani Weber. Bereits Dani Webers Vater betrieb hier ein Bildhaueratelier. Im Jahre 2000 übernahmen dies Dani Weber und Käthi Meister, ehemalige Mitarbeiterin von Webers Vater. «Nachdem Käthi jahrelang bei meinem Vater gearbeitet hatte und ich meine Bildhauerausbildung ebenfalls bei meinem Vater absolviert hatte, bot sich uns die Gelegenheit, in seine Fussstapfen zu treten und sein Atelier zu übernehmen. Das haben wir mit Freude gemacht und wir fühlen uns auch heute, nach 16 Jahren, noch sehr wohl hier. Die Stadt Zürich ist uns Künstlern wohlgesinnt, das ist natürlich ein gutes Gefühl», erklärt Dani Weber. Während er das Handwerk in seiner Lehre als Bildhauer erlernte, ist Käthi Meister gelernte Kindergärtnerin. Ihren Weg zu den Steinen fand sie erst später. Sie erinnert sich: «Als ich eines Tages mit meinen Kindern einkaufen ging, trafen wir einen Steinbildhauer. Wir konnten ihm beim Arbeiten zusehen und es hat mir sogleich ‹den Ärmel reingezogen›. Aufgrund des Alters meiner Kinder blieb dieser Berufswechsel jedoch erst einmal nur Wunschdenken.» Als ihre Kinder grösser wurden, traf sie auf Werner Weber, der ihr die Gelegenheit bot, das Handwerk des Steinbildhauers von der Pike auf zu lernen. «Die Bildhauerei ist genau mein Ding. Beim Arbeiten und Modellieren kann ich mich völlig vergessen und die Arbeit mit den verschiedensten Steinarten fasziniert mich», so Käthi Meister. Dani Weber ergänzt: «Mit Stein zu Arbeiten hat etwas Meditatives und dabei Skulpturen entstehen zu lassen ist ein grossartiges Gefühl.»

«Jeder Stein hat seine Faszination und Eigenheit»

In der Zürichsee-Region ist vor allem der Sandstein heimisch. Es gibt ihn in verschiedenen Härtegraden, farblich ist er grünlich bis grau. Auf die Frage, welcher ihr Lieblingsstein sei, überlegen die Künstler. Käthi Meister: «Muschelkalk finde ich sehr faszinierend. Mit seinen integrierten Muscheln ist er schon sehr eigen und speziell. Auch die Bearbeitung ist nicht einfach, ist er doch stellenweise hart und dann wieder weich. Auch kann er splittig werden.» Dani Weber meint: «Jeder Stein hat seine Faszination, aber Marmor finde ich genial mit seiner Marmorierung, die man hervorragend in eine Skulptur einfliessen lassen kann.» Fasziniert ist Käthi Meister auch vom Glarner Findling, welcher vorwiegend zur Brunnenherstellung verwendet wird. «Früher konnten wir vor allem für die Stadt Zürich viele Brunnen fertigen, heute ist dies leider eine Seltenheit geworden. Es wäre schon ein Traum, wieder einmal einen Brunnen herstellen zu können.» Heute werden die Brunnen vorwiegend aus Beton gefertigt. Doch auch darin hat das kreative Künstlerpaar Erfahrung. Dani Weber: «Wir haben auch schon einen Grabstein aus Beton hergestellt, das war eine Herausforderung und tolle Erfahrung für uns.»

Vom Grabstein bis zur exklusiven Skulptur

Das «tägliche Brot» verdienen sich die beiden Bildhauer mit dem Anfertigen von Grabsteinen. Egal, was man für Vorstellungen und Ideen hat, Käthi Meister und Dani Weber spüren genau, was sich der Kunde wünscht. Mit viel Herzblut und Engagement setzen sie sich dafür ein, dass der Kunde «seinen» ganz persönlichen und individuellen Grabstein erhält, keine Massenware, sondern Qualitätsarbeit. Die sympathisch-bescheidenen Künstler sind auch in der Grabsteinarbeit immer offen für Neues und ihre Kreativität kennt kaum Grenzen. Nebst Grabsteinen fertigt das Künstlerpaar, welches seit 16 Jahren nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Lebenspartner ist, Skulpturen in allen Farben, Formen und Grössen an. Was auffällt, ist, dass es sich immer um Menschen handelt, Gesichter, Körper und Gestalten. Mit den Skulpturen konnten sie sich in all den Jahren ihres kreativen Schaffens einen Namen machen. Zudem bieten sie in ihrem Atelier jeden Samstag Bildhauerkurse für jedermann an. Dani Weber erklärt: «Jeder ist bei uns willkommen, es soll ein Treffpunkt sein. Meistens kochen wir auch was zusammen und es entsteht eine gemütliche Atmosphäre rund um das Thema Steinbildhauerei.» Es werden auch Gruppen- und Projektwochen oder Schnupperkurse angeboten.

«Kunst ist, wenn etwas einfach entsteht»

Kunst definiert jeder auf seine eigene Weise. Käthi Meister: «Kunst soll berühren und bewegen.» Dani Weber philosophiert weiter: «Kunst liegt im Weglassen des Unnötigen.» Provozieren möchten sie mit ihrer Kunst nicht. «Wir möchten mit unserer Kunst beruhigen und bereichern. Kunst ist Ausdruck ohne künstliches Darstellen.» Im Atelier ist wahrlich gar nichts künstlich, im Gegenteil, es herrscht eine Harmonie und Ruhe in den chaotisch-gemütlichen Räumen, sodass man sich beim Betreten gleich wohlfühlt. Auch spürt man, dass sich die beiden Künstler gegenseitig mit grossem Respekt und hoher Wertschätzung begegnen. Obwohl sie fast 24 Stunden täglich zusammen sind, herrscht eine sehr harmonische Atmosphäre. Käthi Meister: «Wir fühlen uns einfach wohl, wenn wir zusammen sind, wir ergänzen uns optimal.» So kommt es durchaus auch vor, dass sie gemeinsam an einem Werk arbeiten. Nebst der Bildhauerei fertigen sie auch Bühnenbilder und Kulissen für Theater an. Hier kann es sein, dass Käthi Meister die Kulisse von links zu malen beginnt und Dani Weber von rechts. «In der Mitte treffen wir uns und es passt einfach zusammen. Manchmal male ich dann auch einfach bei Dani noch weiter oder er bei mir, das ist toll.» Dani Weber schmunzelt: «Käthi zeigt bei der Feinarbeit mehr Geduld, ich bin eher der Typ für die grossen Pinsel.» Nebst ihrer bildhauerischen Tätigkeiten frönen sie ihrem grossen Hobby, der Musik. Dani Weber spielt Klavier, Orgel und Gitarre, Käthi Meister Violine. Aus reiner Freude zur Musik wird im Atelier auch mit Freunden musiziert. Zudem sind sie Mitglied bei «Brüder Brunner & Grossmeister Weber», mit welchen sie im September ein Konzert geben werden. Wovon sie träumen? «Eine grosse Atelier-Ausstellung mit Gartenausstellung, das wäre schon wunderbar», schwärmt Käthi Meister. Bleibt zu hoffen, dass dieser Wunsch Wirklichkeit wird.

Bildhaueratelier Weber & Meister
Spielweg 7, Telefon / Fax 044 362 46 90
8037 Zürich
www.bildhauerei.ch
www.schrecklichelieder.ch

Legende Bildhauer
(Foto: Sonja Killias)

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