Quartierleben
Leben und arbeiten an der Rosengartenstrasse
Svetislav Savic wohnt – mit einem kurzen Unterbruch – schon seit fast 20 Jahren an der Rosengartenstrasse. Er selbst hat hier seine Jugend verbracht, und auch seine Kinder wachsen nun am selben Ort auf. Auf lange Sicht jedoch möchte er von hier weg.
27. Juni 2018 — Dagmar Schräder
Das Haus, in dem Svetislav Savic wohnt, steht direkt an der Kreuzung zur Rosengartenstrasse. Der Hauseingang befindet sich zwar an der ruhigen Lehenstrasse, doch das Wohnzimmerfenster sowie der Balkon seiner Wohnung liegen unmittelbar zur vierspurigen Strasse hin. Unaufhörlich rauscht hier der Verkehr vorbei, während Savic ein wenig aus seinem Leben erzählt. Das Quartier rund um die Rosengartenstrasse ist ihm bestens vertraut.
Mit der Familie an die Rosengartenstrasse
1999 ist er mit seiner Mutter und zwei Geschwistern aus Serbien in die Schweiz gekommen, der Vater war bereits seit einigen Jahren hier. «Wir sind früher immer zu Besuch in die Schweiz gekommen, mein Vater hat schon lange hier gearbeitet. Weil die Situation in Serbien immer schwieriger wurde und uns keine Zukunft mehr geboten hat, haben wir schliesslich alle das Land verlassen», erinnert sich Savic. Damals war er gerade einmal 15 Jahre alt. Er besuchte in der Folge die Berufswahlschule in der Nähe des Radiostudios und absolvierte eine Lehre als Logistiker. Mittlerweile ist er als Abteilungsleiter für Logistik bei ABB beschäftigt. Bis 2005 wohnte er an der Rosengartenstrasse bei seinen Eltern, nach der Heirat und der Geburt des ersten Kindes bezog er 2008 schliesslich eine eigene Wohnung im gleichen Haus, auf dem Hausflur direkt gegenüber. Das Ehepaar hat mittlerweile drei Söhne im Alter von 13, neun und fünf Jahren.
Familie und Quartier als Pluspunkte
Die Nähe zur Familie schätzt Savic sehr, das ist auch der Grund, weswegen er hier lebt. «Bis vor kurzem haben meine Eltern immer noch in der Wohnung gleich gegenüber gewohnt, das war sehr schön. Wir haben ein sehr enges Verhältnis, sie haben viel Zeit mit unseren Kindern verbringen können. Nun sind meine Eltern pensioniert und wieder nach Serbien zurückgezogen». In der ehemaligen Wohnung der Eltern wohnt jetzt sein Bruder mit dessen Familie. Aber nicht nur innerhalb der Familie, auch im Quartier rundherum sei der Zusammenhalt wunderbar, betont Savic. Eltern und Schüler*innen des Schulhauses Waidhalde etwa, wo alle seine Kinder in den Kindergarten und zur Schule gehen, bildeten eine grosse und funktionierende Gemeinschaft, in der jeder auf den anderen Rücksicht nehme und helfe, wo es nötig sei. Die Kinder seien sehr glücklich hier, so führt Savic aus, und wollten auf keinen Fall aus dem Quartier weg.
Lärmbelastung zu gross
Savic und seine Frau wollen jedoch trotzdem in absehbarer Zukunft gerne umziehen, zumindest weg von der Rosengartenstrasse. An der Wohnlage stört ihn nicht nur der Verkehrslärm, der rund um die Uhr zu hören ist und vor allem nachts, wenn es rundherum ruhig ist, belastend sein kann. Es missfällt ihm auch, dass seine Kinder direkt an dieser gefährlichen Strasse aufwachsen müssen. Erst vor wenigen Wochen sei etwa mitten in der Nacht plötzlich ein Auto frontal in ihre Hauswand gekracht, erzählt Savic: «Um vier Uhr morgens gab es plötzlich einen lauten Knall direkt vor unserem Schlafzimmerfenster. Das ganze Haus ist aufgewacht, die Kinder haben sich sehr erschrocken», fährt er fort und zeigt Bilder des gänzlich verbeulten PKWs, der mit der Hauswand kollidiert ist. «Zum Glück ist niemandem etwas passiert, aber lustig war das nicht». Die stetigen Bauarbeiten sind ein zusätzliches Problem. «Immer wieder wird rund um unser Haus gebaut oder renoviert. Das ist natürlich stets mit weiteren Lärmbelastungen verbunden», so Savic. Eine Mietreduktion sei leider bisher jedoch noch nie ein Thema gewesen. Aus all diesen Gründen sucht er für seine Familie nach einer bezahlbaren Wohnung im Quartier. Und selbst wenn sich an der Verkehrssituation an der Strasse etwas ändern sollte, etwa indem bauliche Massnahmen wie der Rosengarten-Tunnel ergriffen würden, möchte Savic weg: «Im Moment wird die Lage aus meiner Sicht immer schlimmer. Bis jemals so etwas fertig gestellt werden kann wie der Tunnel, hätten wir wieder jahrelang den Baulärm vor der Tür. Ich hoffe, wir können vorher umziehen».
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