Quartierleben
Leben und arbeiten an der Rosengartenstrasse
Seit März dieses Jahres weht ein Hauch von Indien durch die Rosengartenstrasse: Mit der Übernahme des ehemaligen Kebapladens hat sich Inam ur Rehman einen langjährigen Traum erfüllt.
26. September 2018 — Dagmar Schräder
Eigentlich wollte Inam ur Rehman den heutigen frühen Nachmittag ja nutzen, um den kleinen Imbiss kurz zu schliessen und neue Waren einzukaufen. Doch er kommt nicht dazu – ständig tröpfelt neue Kundschaft in den Laden. Der erste Kunde bestellt Falafel, der nächste Espresso, der dritte schöpft sich einen Teller Reis mit Curry vom Buffet. Das Telefon klingelt, der Kioskbesitzer von weiter oben an der Rosengartenstrasse bestellt zwei Pizzen. «Lieferzeit 20 Minuten», verspricht Inam dem Kunden und macht sich gleich an die Arbeit – und das, obwohl er mittags eigentlich gar keine Hauslieferungen macht. Aber Inam ist da flexibel. So muss halt seine Frau Silke Zschech kurzerhand einspringen. Nur knapp 15 Minuten nach Erhalt des Anrufs springt sie ins Auto, um die frisch gebackenen Pizzen dem Empfänger auszuliefern.
Arbeit rund um die Uhr
Im März hat der gebürtige Pakistani Inam gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Mahfuj Ahmed den Laden übernommen und bietet hier nun unter dem Namen «Fresh Orient» hauptsächlich indische Speisen, aber auch Falafel, Döner Kebap und Pizza an – alles frisch zubereitet. Im Laden steht er meist alleine, sein Partner arbeitet hauptberuflich in einem Restaurant und kann ihn nur in seiner Freizeit unterstützen. Hilfe erhält er abends von zwei Angestellten, die als Kuriere für ihn beschäftigt sind und bei Hochbetrieb in der Küche aushelfen. Für Inam bedeutet das: jeden Tag Arbeit von 11 – 24 Uhr, oft auch länger. Freie Tage und Ferien sind für ihn Fremdwörter. «Meine Frau und ich wohnen zwar in derselben Wohnung, aber weil sie als Pflegefachkraft früh morgens aus dem Haus muss und ich bis spät abends arbeite, begegnen wir uns leider momentan nur sehr selten zu Hause», erklärt er mit leichtem Bedauern in der Stimme. Doch der Start in die Selbstständigkeit ist halt hart. Dafür besucht ihn seine Frau im Laden, wenn sie frei hat – und packt dann gleich mit an, so wie heute.
Der Standort: laut, aber lebendig
Beschweren möchte sich Inam deswegen jedoch nicht. Das Abenteuer Selbstständigkeit fühlt sich für ihn gut an. Nach jahrelanger Tätigkeit als Koch im Jelmoli-Restaurant hat er sich hier mit seinem eigenen Laden einen Traum verwirklicht. Auch mit dem Standort ist er eigentlich ganz zufrieden: die Rosengartenstrasse schätzt Inam, der privat in Meilen wohnt, einerseits wegen ihrer Nähe zur Limmat und zur Innenstadt, andererseits auch, weil hier immer etwas los ist. Gleichzeitig, so ergänzt er, sei das Quartier insgesamt sehr ruhig und sicher, er habe noch nie etwas Unangenehmes erlebt. Der Lärm der Strasse stört ihn nicht wirklich, «höchstens ab und zu mal», wie er erklärt. Wirklich nachteilig an der Lage sei lediglich, dass die vierspurige Strasse das Quartier zerschneidet und das Überqueren der Strasse nicht so einfach möglich ist. Sein Glück ist es, dass der Imbiss direkt neben der Überführung liegt, so ist der Umweg, den die Kundschaft auf sich nehmen muss, nicht allzu gross.
Wachsende Kundschaft und Rückhalt im Quartier
Von Vorteil sei zudem, dass das Angebot an indischem Essen in Wipkingen nicht so gross sei. So konnte er sich innerhalb des ersten halben Jahres bereits eine ordentliche Stammkundschaft erarbeiten: «Der Anfang war nicht ganz einfach, aber jetzt, nach einem halben Jahr, haben wir schon viele Gäste, die uns regelmässig besuchen. Über Mittag kommen hauptsächlich Handwerker oder Büroangestellte, die hier im Quartier arbeiten, abends sind dann eher die Anwohner*innen zu Gast», klärt Inam auf. Auch zu den Inhabern der anderen Geschäfte an der Rosengartenstrasse hat er einen guten Kontakt, viele holen sich ihr Mittagessen bei ihm ab. Das ist etwas, was Inam besonders an seiner Arbeit schätzt: die wachsende Vertrautheit zwischen ihm und seinen Stammkunden. Er hofft, sich hier im Quartier weiter zu etablieren und irgendwann einmal vielleicht sogar einen zweiten Standort eröffnen zu können.
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