Mit viel Herzblut im Einsatz für das GZ Wipkingen

Neben den hauptamtlich angestellten Mitarbeiter*innen ist im Gemeinschaftszentrum Wipkingen eine grosse Zahl von freiwillig Engagierten aktiv. Drei von ihnen berichten in einem Gespräch über ihre Arbeit, ihre Beweggründe und das GZ-Leben.

Jafar Rezai und Prisca Ammann investieren viel Zeit und Energie für die Freiwilligenarbeit - und es lohnt sich.

Ein Gemeinschaftszentrum lebt von, durch und mit den Menschen, die in ihm arbeiten, aktiv sind und sich dort bewegen. Das sind auf der einen Seite natürlich die Mitarbeiter*innen des GZs, die ihren soziokulturellen Auftrag wahrnehmen, und auf der anderen Seite die Besucher*innen, die die verschiedenen Angebote nutzen. Dazwischen existiert aber noch eine weitere wichtige Gruppe: die Freiwilligen. Mit ihrem Engagement, ihren Ideen und ihrer Unterstützung tragen sie massgeblich dazu bei, all die Veranstaltungen, Kurse und Begegnungen zu ermöglichen. Priska Ammann, Karin Meier und Jafar Rezai sind drei von ihnen, die sich in ganz unterschiedlichen Bereichen mit grosser Leidenschaft im Gemeinschaftszentrum engagieren.

Freiwilliges Engagement als Überraschungsgeschenk

Priska ist Studentin der Umwelt-Naturwissenschaften, 26 Jahre jung, und steht kurz vor dem Master-Abschluss. Sie wohnt in Zürich-Seebach in einer WG, liebt Tiere und engagiert sich nun seit einem guten halben Jahr im GZ auf dem Kinderbauernhof. Es war ihr Freund, der den Kontakt zum GZ vermittelte – «weil ich schon immer diesen verrückten Wunsch hatte, eine eigene Ziege zu besitzen», wie sie augenzwinkernd berichtet. Per Zufall entdeckte er den Kinderbauernhof des GZs und sah einen Flyer, in dem freiwillige Helfer*innen gesucht wurden. «Also nahm er heimlich mit Terri Obrist Kontakt auf und überraschte mich nach einem längeren Auslandsaufenthalt damit, dass er uns als Mitarbeitende für das Freiwilligenteam vorgeschlagen hatte», strahlt sie. Seither ist sie eine der rund 30 Freiwilligen rund um den Kinderbauernhof und übernimmt einmal wöchentlich an einem Vormittag eine Schicht, füttert die Tiere, führt die Schweine spazieren und mistet die Ställe aus.

Von der Kursbesucherin zur Mitgestalterin

Karin ist Bauingenieurin, arbeitet Teilzeit bei der SBB und hat vier Kinder. Sie wohnt mit ihrer Familie in Höngg und ist regelmässig zu Gast im Gemeinschaftszentrum. Mit dem jüngsten Sohn im Vorkindergartenalter besucht sie das Angebot «Entdecken und Gestalten», in dem schon die Kleinsten kreativ tätig werden können; sie selbst geht abends einmal wöchentlich ins Keramikatelier. Durch ihre Kursbesuche ist sie in die Freiwilligenarbeit «reingerutscht»: «Anna Graber, die Leiterin des Kleinkinderangebots, hat mich gefragt, ob ich für sie die Stellvertretung übernehmen könne, als sie mal verhindert war. Das habe ich sehr gerne angenommen, und mittlerweile habe ich auch schon bei den Winterateliers des GZs mitgeholfen», erzählt sie.

Kochen mit und für die Asylsuchenden

In einem ganz anderen Bereich des Gemeinschaftszentrums ist Jafar Rezai tätig. Der 22jährige ist vor vier Jahren als Asylsuchender aus Afghanistan in die Schweiz gekommen und lebt in Winterthur. Ende des vergangenen Jahres hat er erstmals den neueröffneten Begegnungsraum des GZs im Bundesasylzentrum (BAZ) an der Duttweilerstrasse besucht. Der Raum soll Begegnungen zwischen den Asylsuchenden und den Nachbarn aus dem Quartier ermöglichen. «Hier habe ich Menschen getroffen, die die gleiche Sprache sprechen wie ich und konnte ihnen mit Übersetzungen behilflich sein. Durch die Gespräche kamen wir auf die Idee, einmal gemeinsam zu kochen und zu essen. So haben wir <Schawarma> gemacht, ein traditionelles Gericht aus Syrien, Afghanistan, Kurdistan und dem Iran. Das hat sehr viel Freude bereitet, so dass wir beschlossen haben, regelmässig im BAZ zu kochen. Nun organisieren wir als Gruppe alle zwei Wochen montags ein Mittagessen, kaufen ein und kochen gemeinsam mit den Asylsuchenden, vor allem mit den Jugendlichen. Dabei werden wir unterstützt vom GZ Wipkingen und von der Organisation <Architecture for Refugees> », berichtet Jafar.

Hoher Zeitaufwand und grosser Gewinn

Für ihr Engagement sind die drei bereit, viel von ihrer Freizeit zu opfern. Priska nimmt sich wöchentlich rund vier Stunden Zeit für die Tiere, Karin investiert in der intensiven Zeit der Winterateliers rund sechs bis sieben Stunden wöchentlich, und bei Jafar sind es bis zu drei ganze Tage pro Woche, die er im BAZ und mit seinen Bewohner*innen verbringt. Doch alle drei sind sich einig, dass dieser Zeitaufwand für sie kein Opfer, sondern vielmehr einen Gewinn darstellt.

Gelungener Ausgleich und Oase der Kreativität

Priska etwa hat in ihrem Studium und dem Leben in der Stadt den Kontakt zu Tieren und die körperliche Betätigung vermisst. Die Arbeit auf dem Bauernhof stelle für sie eine gelungene Abwechslung dar, so die Studentin. «Ich geniesse es, bei jedem Wetter draussen zu sein und mache hier Erfahrungen, die mir vorher nicht möglich waren. Es ist sehr faszinierend, die Tiere näher kennenzulernen und ihre Charaktereigenschaften zu entdecken, dabei lernt man unglaublich viel», führt sie weiter aus. Karin ihrerseits begeistert bei der Arbeit in der Kreativwerkstatt, vor allem zu welch kreativen Werken schon kleine Kinder fähig sind und wie befriedigend es sein kann, mit seinen eigenen Händen etwas zu erschaffen. «Toll ist auch, dass ich zu den Einsätzen in den Ateliers meine Kinder mitnehmen kann. Sie kommen alle unheimlich gerne mit und fühlen sich hier schon wie zuhause», erklärt sie.

Brückenbauer und Vermittler

Für Jafar gibt es mehrere Gründe, die ihn motivieren, sich zu engagieren: «Einerseits kann ich dank meiner Deutschkenntnisse für die Geflüchteten eine Kontaktperson darstellen und meine eigenen Erfahrungen weitergeben. Ich zeige ihnen etwa die Stadt, erkläre ihnen den öffentlichen Verkehr und vermittle Kontakte. Das ist für die Geflüchteten in ihrer schwierigen Lebenssituation eine grosse Hilfe, das weiss ich aus eigener Erfahrung». Auf der anderen Seite, so ergänzt er, bringe das Engagement ihm auch persönlich sehr viel: «Weil ich als Asylsuchender hier keiner Erwerbsarbeit nachgehen darf, schaffe ich mir durch die Freiwilligenarbeit selbst meine Tagesstrukturen und sinnvolle Beschäftigungen». Und vielleicht, so hofft er, ergebe sich ja später für ihn eine Möglichkeit, seinen leidenschaftlichen Einsatz für Menschen in schwierigen Situation zu seinem Beruf zu machen.

Freude und Anerkennung als Belohnung

Positiv beurteilen die drei Aktivist*innen auch die Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird sowie die Teamarbeit mit den anderen Freiwilligen und den Hauptamtlichen. «Die Atmosphäre im Team des Kinderbauernhofs», so erklärt etwa Priska, «ist geprägt von gegenseitigem Respekt. Wir wurden von Terri in unsere Arbeiten eingeführt, nun funktionieren wir im Team selbstverantwortlich und sind auch niemandem Rechenschaft schuldig. Wenn ich mal keine Zeit habe, dann organisiere ich innerhalb meiner Gruppe, die für den Tag zuständig ist, einen Ersatz». Auch im Begegnungsraum des BAZ funktioniert die Kommunikation und die Teamarbeit unter Hauptamtlichen und Freiwilligen nach Ansicht von Jafar einwandfrei: «Ich würde nichts daran verändern. Auch in Zukunft werde ich mein Engagement so weiterführen, wie ich es bis anhin gemacht habe». Eine finanzielle Entschädigung für ihre Arbeit, das erklären die drei Freiwilligen unisono und im Brustton der Überzeugung, erwarten sie nicht. Oder, wie Karin es formuliert: «In die GZ-Welt eintauchen zu dürfen, die Atmosphäre miterleben zu dürfen und meine Kinder hier so glücklich zu sehen, das gehört für mich zu den schönsten Erlebnissen des vergangenen Jahres und ist viel mehr wert als alles Geld der Welt».

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