Musicals sind seine Leidenschaft

Der Höngger Angelo Stamera ist verantwortlich, dass grosse international bekannte Musicals und Shows in die Schweiz kommen. Ab dem 23. November wird «Disneys The Lion King» im Theater 11 gezeigt. In der Reihe «Wir sind Höngg» gewährt der CEO von FBM Entertainment Einblick in seine Arbeit.

Mitten in der Welt der Musicals: Angelo Stamera in seinem Büro. (Foto: dad)

Es war im Jahr 1997, als ich in New York das Disney-Musical «The Lion King» besuchte, welches in diesem Jahr seine Uraufführung feierte. Den Zeichentrickfilm und natürlich die Musik von Elton John und Tim Rice kannten alle, doch wie würde sich die Geschichte auf der Bühne machen? Schliesslich sind die Protagonist*innen ausschliesslich Tiere. Das Resultat hat mich begeistert. Die Regisseurin Julie Taymor hat viel gewagt – und alles gewonnen. Die Symbiose mit den gewaltigen Puppen und deren Darsteller*innen, die zu sehen waren, überzeugte. 25 Jahre später sollte «The Lion King» zu den erfolgreichsten Musicals der Welt gehören.

Beginnen wir von vorne. Aufgewachsen bin ich in Altstetten nahe der Limmat, ich sah also ständig von meinem Kinderzimmer auf den Hönggerberg. Dass mein Weg in die Entertainmentbranche führen sollte – oder gar nach Höngg –, war kein Plan. Zunächst war es mein Ziel, die kaufmännische Lehre in einem Reisebüro zu absolvieren, was damals sehr begehrt war. Ich fand eine ideale Lehrstelle in Oerlikon. Lustigerweise in der Nähe jenes Ortes, wo heute das Theater 11 steht, eine unserer Spielstätten. Ein Kreis schliesst sich.

Freikarten für Konzerte

Elf Jahre blieb ich im Reisebüro, wurde berufsbegleitend eidgenössisch diplomierter Verkaufsleiter und hatte auch die Möglichkeit, ein Jahr in New York zu verbringen. Die Stadt fasziniert mich seit je. Die Showbranche «schlich» sich derweil langsam, aber stetig in mein Leben. Meine Mutter erhielt arbeitsbedingt hin und wieder Freikarten für Konzerte, die keiner haben wollte. Ich nahm die Karten dankbar an und besuchte in der Folge unzählige Konzerte. Parallel dazu war ich ein treuer Zuschauer, wenn im Fernsehen die alten Musicalschinken wie «The Sound of Music» oder «Singing in the Rain» wiederholt wurden.

Schliesslich arbeitete ich in der Versicherungsbranche und es bot sich in dieser Zeit die Möglichkeit an, Mitorganisator bei einem Open-Air-Konzert in Windisch zu sein. Unser ambitioniertes Ziel: Udo Jürgens für einen Auftritt zu gewinnen. Der plante glücklicherweise in diesem Sommer eine Open-Air-Tour und so führte eins zum anderen. Ich traf auf Freddy Burger, dem damaligen Manager von Udo Jürgens, der mir eine Aufgabe in seiner Firma FBM Entertainment anvertraute. Das war 1992.

Auf der Landkarte der Musicals

Unsere Abteilung war zu Anfangszeiten klein, ich arbeitete allein und organisierte diverse Veranstaltungen. Doch das Geschäft wuchs und wuchs. Heute zählen wir 30 Mitarbeitende und führen neben dem Theater 11 auch das Musical Theater in Basel und seit 2019 auch die Thunerseespiele. Als CEO trage ich eine grosse Verantwortung. Der Erfolg ist auch internationalen Gastspielen zu verdanken. Es gibt einen lustigen Spruch unter den englischen Produzenten, der lautet: Wer hätte gedacht, dass auf der Landkarte der englischen Produktionen je die Schweiz auftauchen würde? Denn englische Produktionen haben beispielsweise in Deutschland oder Frankreich keine Chance. Aber in der Schweiz sehr wohl.

Vor sieben Jahren trat dann «The Lion King» wieder in mein Leben: Wir konnten die Grossproduktion nach Basel holen. Das waren zähe Verhandlungen mit Disney. Wir mussten viele Garantien leisten, aber die Rechnung ging auf: Das Gastspiel wurde ein riesiger Erfolg. Bald darauf klopften «Mary Poppins», «Miss Saigon» oder «Les Misérables» an die Tür. Ab Ende November wird «The Lion King» in englischer Sprache das erste Mal im Theater 11 Zürich aufgeführt, ein bisschen später als gedacht, das ist der Pandemie geschuldet, die wir als Firma glücklicherweise ohne grösseren Schaden überstanden haben. Wir sind gespannt, wie das Zürcher Publikum reagiert.

Das Einkaufen einer Grossproduktion aus England oder den Vereinigten Staaten bedeutet weit mehr, als man denkt. Wir müssen einschätzen, wie lange wir die Produktion spielen lassen, denn nur schon eine Woche mit einem geringen Publikumsaufkommen kann den Gewinn zunichtemachen. Wir besorgen zudem die Wohnungen und Arbeitsbewilligungen für Cast und Crew, sind zudem für das Marketing, die PR und das Ticketing zuständig, es ist also ein ziemlicher Rattenschwanz.

Hinter der Bühne

Obwohl ich schon 30 Jahre in diesem Metier arbeite, ist meine Begeisterung für Musicals aller Art unverändert gross. Mein Team und ich stecken viel Herzblut in die Arbeit und freuen uns, wenn eine neue Truppe mit einer neuen Produktion die Zelte bei uns aufschlägt. Und ich versuche meine Nase im Wind zu behalten, schliesslich muss ich wissen, was in London oder am Broadway angesagt ist. Ich kaufe keine Produktion ein, die ich nicht gesehen habe.  

Das Musical «Hamilton» von Lin-Manuel Miranda hat mich fasziniert, es geht einen mutigen Schritt mit all dem Hip-Hop und Rap. «Kinky Boots» von Cyndi Lauper und Harvey Fierstein wäre eine Herausforderung für die Schweiz, was die Vermarktung betrifft. «The Book of Mormon» von Trey Parker, Matt Stone und Robert Lopez hingegen hatten wir schon und es lief wie verrückt.

Obwohl ich Musicals liebe, weiss ich wo mein Platz ist: hinter der Bühne. Sie werden mich also nie singen und tanzen sehen. Und wenn ich nicht gerade für Musicals im Einsatz bin, denn erhole ich mich zusammen mit meiner Partnerin in Höngg oder auf einem Golfplatz. Dort geniesse ich die Ruhe, das Showbusiness ist dann meilenweit weg.

Disney The Lion King I Theater 11 Zürich 2023 I Trailer

«The Lion King»

23.11.23-10.3.24

Im Theater 11, Thurgauerstrasse 7, 8050 Zürich

Weitere Informationen: www.thelionking.ch

Tickets: Ticketcorner

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