Kirchen
Ökumene im Quartier – inspirierend und stark
«Ach so, bei euch Reformierten schüttelt man ja nicht mehr die Hände» – so eine Reaktion, als ich kürzlich beim ökumenischen Weltgebetstag mit aneinandergelegten Händen grüsste. Da waren einfach die Weisungen von der Landeskirche bezüglich des Corona-Virus etwas früher als die vom Bistum. Wir mussten uns alle daran gewöhnen und zuerst mal schmunzeln über diese Aussage.
26. März 2020 — Eingesandter Artikel
Natürlich reichen wir Evangelisch-Reformierten ebenso gern die Hände wie die römisch-katholischen Glaubensgeschwister. Auf die Ökumene im Quartier bezogen würde ich sogar sagen, wir arbeiten so gut Hand in Hand, dass eher die immer wieder zu beobachtenden Umarmungen und Küsschen ein angemessenes Bild abgeben. Im Zusammenhang mit der Aufteilung von Wipkingen auf zwei evangelische Kirchenkreise ist es zudem für KK6 und KK10 ein Gewinn, dass Guthirt als Schwesterpfarrei von beiden eine verbindende Kraft darstellt. Für diese Vertrautheit, Herzlichkeit und Verlässlichkeit bin ich sehr dankbar. Übers Händeschütteln hinaus teilen unsere beiden Kirchen sehr vieles in Leben und Glauben, was auch für den Umgang mit den Unterschieden den Boden bereitet. Wenn es nämlich möglich ist, diese nicht in ein Raster von richtig und falsch zu zwängen, sondern als Facetten einer Religion zu sehen, kann es äusserst inspirierend sein und zu spannenden Diskussionen und Denkanstössen führen, warum man so oder anders glaubt. Diese Gespräche geniesse ich jedes Mal.
Einig jedenfalls sind wir uns in der gegenseitigen Wertschätzung, die wir zum Beispiel zu Ostern ausdrücken mit dem Austausch einer selbst gestalteten Osterkerze. Ebenso teilen wir das Anliegen, für die Menschen im Quartier da zu sein mit jeweils eigenen, aber eben auch gemeinsamen Angeboten. Allein im ersten Quartal, sind dies ein Tageslager für Kinder im Frühling, ein Vortrag zum Thema Achtsamkeit Anfang Mai und ein gemeinsamer Anlass zum Nachbarschaftstag am 29. Mai ab 18 Uhr auf dem Röschibachplatz. Gerade bei diesem kleinen Fest mit Kultur und Kulinarik freuen wir uns nicht nur aufs Miteinander der Kirchen, sondern ganz besonders auch auf die Begegnung mit allen Menschen, die sich einladen lassen.
Wir beten in Guthirt und im Letten darum, dass wir als Gemeinschaft über die Konfessionen hinaus Sorge und Leid wegen des Corona-Virus gut durchstehen, die Einschränkungen bald lockern dürfen und Ende Mai wieder entspannt die Hände schütteln können.
Samuel Zahn
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