Schulaufsicht im Wandel

Die Mitglieder der Kreisschulbehörden werden auf Sommer 2022 neu für vier Jahre gewählt. Diesmal ändert sich auch der Aufgabenkatalog.

Tagesschule Nordstrasse. (Foto: Hans-Ruedi Joss)

Am 7. März war Einsendeschluss für die Wahllisten der sieben Kreisschulbehörden der Stadt Zürich. Diese werden durch eine interparteiliche Konferenz (IPK) der im Gemeinderat vertretenen Parteien zusammengestellt und gemeinsam eingereicht. Die Zürcher Schulpflege (ZSP) besteht aus den Präsidien der sieben Schulkreise Glattal, Letzi, Limmattal, Schwamendingen, Uto, Waidberg und Zürichberg. Die Kreisschulbehörden zählen je 24 Mitglieder. Die vom Volk gewählten Schulbehörden fungieren als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Schule. Nicht umsonst sprechen wir deshalb von der Volksschule.

Neuer Aufgabenkatalog

Mit der Zustimmung des Kantonsrats vom 20. April 2020 zur Revision des Volksschul- und Lehrpersonalgesetzes kam es zu einer Anpassung des Aufgabenkatalogs für die Schulpflege. Neu werden sich die Behördenmitglieder primär auf das Beobachten und Beaufsichtigen der individuellen Entwicklung der einzelnen Schulen fokussieren. Dies wird sichergestellt durch Schulbesuche, zum Beispiel bei Weiterbildungsveranstaltungen, Schulkonferenzen, Veranstaltungen sowie in den einzelnen Schulklassen. Weiter werden Konzepte geprüft sowie genehmigt und darauf geachtet, ob die Schule Fortschritte bei den von der Behörde angeordneten Schwerpunktthemen und Legislaturzielen erreicht. Hingegen gehört die Beurteilung der einzelnen Mitarbeitenden neu nicht mehr zum Aufgabengebiet der Schulpflege.

Reorganisation der Schulaufsicht

Seit rund 16 Jahren wird in der Stadt Zürich diskutiert, ob und wie die Schulbehörde der grössten Schulgemeinde der Schweiz neu organisiert werden soll. Immer wieder wurden von verschiedenen Seiten Vorstösse zu diesem Thema unternommen, letztmals durch eine im Januar 2018 eingereichte Motion des Gemeinderats, die der Stadtrat zum Handeln verpflichtet. An zwei Grossgruppenveranstaltungen (GGV), die infolge der Corona-Lockdowns mehrmals verschoben werden mussten, versammelte der Stadtrat Schulkreispräsidien, Kreisschulbehörden, Parteien, Elternmitwirkungsgremien, Schulleitungen, Lehrpersonen sowie einzelne am Thema interessierte Bürger und Bürgerinnen zu einer grossen Diskussionsrunde.

Verschiedene Organisationsmodelle

Erfahrungen, Erkenntnisse, Anpassungswünsche und neue Ideen wurden dabei gesammelt. Diese reichen von einer sanften Revision, zum Beispiel durch eine Anpassung der Anzahl Behördenmitglieder an die effektive Schüler- und Schülerinnenzahl im Schulkreis, bis zur Streichung der Kreisschulbehörden und deren Ersatz durch sogenannte Leitungen Bildung. Letzteres Modell wird aktuell in der Stadt Winterthur umgesetzt, deren neue Gemeindeordnung eine Volksabstimmung im September 2021 mit einem Ja-Stimmenanteil von 70 Prozent passierte. Die angedachten Ideen werden in ein Konzept einfliessen, welches der Stadtrat entwickelt und dem Gemeinderat vorlegt. Letztendlich dürfte es zu einer Volksabstimmung kommen.

Stossrichtung der angedachten Neuerungen

Was sicher scheint: Die Mitglieder der Zürcher Schulpflege sollen auch in Zukunft vom Volk gewählt werden. Ein zweiter wichtiger Punkt ist der erwünschte, stärkere Einbezug der Eltern. Viel zu reden gaben an der Veranstaltung auch organisatorische Fragen zur Führungsstruktur und zur idealen Grösse von Schulteams. Aktuell ist diese vielerorts zu gross, gemessen an den Zielvorgaben.

Aufruf

Als langjähriges Geschäftsleitungsmitglied der Kreisschulbehörde Waidberg hoffe ich, dass sich sowohl innerhalb der einzelnen Parteien wie im Gemeinderat eine Gesprächskultur entwickeln wird, die für die zukünftige Organisation unserer Schulbehörden eine sinnvolle, produktive und zielorientierte Lösung ermöglichen wird, zum Wohl unserer Volksschule und damit zum Wohl unserer Kinder und Jugendlichen.

Hans-Ruedi Joss, Präsident Aufsichtskommission Wipkingen und Vizepräsident der Kreisschulbehörde Waidberg

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