Schutzbedürftige(re) Menschen

Tina Erb, Geschäftsleiterin SINGA Switzerland und Grüne Stadt Zürich; Co-Präsidentin Grüne Kreis 6/10

Im Land der humanitären Hilfe gibt es Fragen zur Migrationspolitik, die sich alle stellen sollten. Der Krieg in der Ukraine ist derzeit Thema Nummer eins und berührt alle sehr. Trotz der Grausamkeit dieses Krieges hat die Bericht­erstattung und die enorme Solidarität für die Ukrai­ner*innen mich ins Grübeln gebracht.

Mich berührt diese Solidari­tät und es ist wunderbar mitzuerleben, wie sich so viele Menschen engagieren. Nichtsdestotrotz lassen mich folgende Fragen nicht in Ruhe: Wieso ist die Solidarität bei gewissen Menschen grösser als bei anderen? Ich begrüsse es, dass der Bund den Status S – schutzbedürftig, das heisst kein Durchlaufen eines ordentlichen Asylver­fahrens – so schnell in Kraft treten liess. Doch warum sind nur europäische, vorwiegend weisse Men­schen schutzbedürftig? Dieser Status stand nie­mand aus Syrien, Afghanis­tan oder aus anderen kriegsversehrten Ländern zu. Was rechtfertigt, nicht-europäische Geflüchtete zweitklassig zu behandeln? Weshalb sollen sie weniger schutzbedürftig sein?

Ich lade Sie ein, über diese Fragen nachzudenken und die eigene selektive Solida­rität zu hinterfragen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir alle gleichermas­sen verletzlich sind, egal von wo wir stammen. Denn wir sind alle Menschen.

Tina Erb, Geschäftsleiterin SINGA Switzerland und Grüne Stadt Zürich; Co-Präsidentin Grüne Kreis 6/10

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