Politik
«Thurgauerstrasse West» – Nein zu diesem Gestaltungsplan!
Am 29. November stimmen wir bereits wieder ab – auch über die Vorlage «Öffentlicher Gestaltungsplan Thurgauerstrasse, Teilgebiete A und C–F Wohnen/Gewerbe».
30. September 2020 — Eingesandter Artikel
«Wo ist das?», werden Sie sich vielleicht fragen. Und die Vorlage dann als unverfänglich taxieren, denn die Stadt will auf eigenem Land Wohnraum für rund 2000 Menschen schaffen, ausserdem Gewerberäume und dringend benötigte Alterswohnungen. Alles gemeinnützig, alles ökologischen und sozialen Standards verpflichtet. Alles paletti, könnte man meinen.
Der Gestaltungsplan ist ein Flickenteppich
Bewohner*innen des angrenzenden Grubenackerquartiers ergriffen das Referendum, über 2500 Städter*innen unterschrieben trotz coronabedingter Erschwernisse. Der Gemeinderat hatte im Vorfeld turbulente Debatten geführt, die zuständige Kommission endlos lange darüber beraten. So richtig zufrieden war niemand. Es wurde an den Plänen «herumgepflästerlet» und mehrere Fraktionen – zuvorderst die AL – beantragten die Rückweisung dieses Flickenteppichs an den Stadtrat. Schliesslich schickte die selbsternannte «Achse der Vernunft» aus FDP und SP das Projekt in die nächste Phase. Und hier stehen wir jetzt.
Es braucht 26 000 neue Wohnungen
Die Stadt hat sich das vom Kanton vorgegebene Ziel gesetzt, bis 2030, also in gut zehn Jahren, rund 80 000 zusätzliche Einwohner*innen unterzubringen. Nebst Infrastruktur, die für diesen Zuwachs bereitgestellt werden muss, also Schulhäuser, Frei- und Grünräume, Verkehrswege und so weiter müssten folglich auch um die 26 000 Wohnungen gebaut werden. Eine enorme Zahl, die sich wohl nicht nur bei mir mit der ebenso grossen Frage «Woher nehmen, wenn nicht stehlen?» paart. Warum ich das hier erwähne?
Es geht nicht ohne die Menschen im Quartier
Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass Stadtrat und Verwaltung, in Panik ob der massiven Verdichtungsvorgabe durch den Kanton, auf dem stadteigenen Land an der Thurgauerstrasse – koste es, was es wolle – das bauliche Maximum herausholen wollten. Vieles blieb dabei auf der Strecke: Die Stadt hatte es zum Beispiel verpasst, den Verband der Wohnbaugenossenschaften (WBG), dessen Mitglieder das Areal bebauen sollen, bei der Ausarbeitung des Gestaltungsplans von Anfang an miteinzubeziehen. Die Skepsis darüber, ob sich die städtischen Vorgaben auch ökonomisch sinnvoll umsetzen lassen, ist dementsprechend gross. Sträflich vernachlässigt wurde zudem der ernsthafte Dialog mit dem Grubenackerquartier, dessen Menschen trotz der einen oder anderen Info-Veranstaltung nicht den Eindruck bekamen, sie würden für dieses Verdichtungsprojekt, das ihre Umgebung massiv verändern wird, mit an Bord geholt. Sollte der von der Stadt entwickelte Gestaltungsplan von einer Mehrheit der Stimmbevölkerung abgelehnt werden, würde der Stadtrat jedenfalls nicht nur gezwungen, quartierverträglichere Pläne zu präsentieren, sondern müsste endlich glaubhaft machen, dass ihm die BewohnerInnen der Stadt genauso am Herzen liegen wie das Verdichtungsziel.
Andrea Leitner, Gemeinderätin AL
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