Übergangsvorstand im Gewerbe Wipkingen

An einer intensiven Generalversammlung trat der gesamte Vorstand des Gewerbe Wipkingen zurück. Ein Interimspräsidium übernahm die Leitung des Vereins.

Der Interimsvorstand des Gewerbe Wipkingen: Martin Bürlimann und Barbara Schürz

Im Vorfeld diskutierte der bisherige Vorstand intensiv die Fragen, wie ein moderner Gewerbeverein aufgestellt sein soll, und wie die Organisation eines Vereins in Zeiten von Internet und digitaler Vernetzung aussehen soll. Die Meinungen dazu gingen auseinander, insbesondere was Veranstaltungen und Aktivitäten betraf. Die Anhänger eines klassischen Vereins waren an Ausflügen und Aktionen verschiedener Art interessiert. Allerdings war es im Jahresverlauf sehr schwierig, Vereinsmitglieder zu finden, die solche Aktivitäten planten und durchführten. Das Gewerbe Wipkingen stand auch ein Jahr lang ohne Präsident da. Daniel Schmied hatte vor Jahresfrist das Vizepräsidium übernommen mit der Absicht, innert vernünftiger Zeit einen neuen Präsidenten zu finden und den Vorstand zu erweitern.
An der Generalversammlung im Restaurant Turbinenhaus war beabsichtigt, ein Konzept für die Weiterführung zu präsentieren. Das Spannungsfeld zwischen den klassisch aufgestellten Vereinen und der neuen Realität mit Internet und Online-Handel sollte mit kreativen Lösungsvorschlägen überbrückt werden. Ziel war es, den Gewerbeverein für bestehende und neue Mitglieder attraktiver und zeitgemässer zu gestalten. Allerdings wurde rasch klar, dass die Vorstellungen sehr weit auseinandergingen und kaum eine konkrete, praktikable Lösung hätte präsentiert werden können, die alle Interessen unter einen Hut gebracht hätte. Daher verzichtete der Vorstand auf die Präsentation und die Weiterführung des Vereins. Eine Fortführung wäre aufgrund der Meinungsdifferenzen nicht praktikabel gewesen.

Übergangspräsidium gewählt

Nach intensiver Diskussion zog der gesamte bisherige Vorstand seine Kandidatur zurück. Damit der Verein nicht führungslos und ohne Vorstand wäre, musste mindestens ein Übergangspräsidium gefunden werden. Ein Verein kann rechtlich durch zwei Personen geführt werden, in der Regel ist dies ein Präsident und der Kassier. Komplett führungslos wäre ein administratives Problem entstanden, es hätten keine Rechnungen bezahlt und auch keine weiteren Sitzungen einberufen werden können. Die Bank hätte früher oder später das Konto kündigen müssen, da keine Ansprechperson und keine Zeichnungsberechtigten hätten kontaktiert werden können. In diesem Fall wäre ein Konkursverwalter eingesetzt worden, der unter hohen Kosten den Verein liquidiert hätte.
Um dieses Szenario zu vermeiden – und allenfalls einen Neustart des Vereins zu ermöglichen – stellten sich Martin Bürlimann und Barbara Schürz zur Wahl. Martin Bürlimann ist Inhaber des Wibichinga Verlag und hat zusammen mit Kurt Gammeter die Quartiergeschichte «Wipkingen – vom Dorf zum Quartier» geschrieben. Barbara Schürz leitet ihr Optikerfachgeschäft «Schürz Brillen & Kontaktlinsen» an der Rotbuchstrasse bei der Nordbrücke. Beide sind ehemalige, langjährige Vorstandsmitglieder des Gewerbe Wipkingen.

Auslegeordnung

An der Generalversammlung kam auch klar zum Ausdruck, dass ein lebhaftes Quartier wie Wipkingen einen Gewerbeverein nötig hat. Die Interessen der Kleinunternehmer, Ladenbesitzer, Handwerker, Selbstständigen und auch der Fachgeschäfte und produzierenden Betriebe brauchen eine Interessenvertretung. Ebenso hat ein Gewerbeverein die Aufgabe, das attraktive Angebot der Mitglieder bekannt zu machen. Die Innenstädte verlieren an Attraktivität, wenn Fachgeschäfte und Kleinunternehmen dem Online-Handel zum Opfer fallen. Leere Schaufenster sind ein zunehmendes Problem für urbane Zentren und Stadtquartiere in der Schweiz.
Weiter bilden die Mitglieder des Gewerbe Wipkingen jedes Jahr um die 150 Lehrlinge aus. Auch gegenüber ihnen und den ausbildenden Firmen hat das Gewerbe eine Verpflichtung.
Die beiden Neugewählten werden nun eine Auslegeordnung vornehmen. Die administrativen Geschäfte des nicht mehr angetretenen Vorstandes waren ordentlich geführt, abgesehen von wenigen formellen Mängeln. Diese werden nun behoben und die Kasse der neuen unterschriftsberechtigten Kassiererin übergeben. Der Wunsch nach Weiterführung des Vereins, der an der Generalversammlung klar geäussert wurde, wird in Erwägung gezogen. Dazu wären jedoch weitere Vorstandsmitglieder vonnöten. Ebenso steht eine Vereinsauflösung zur Disposition. Geplant ist, innert nützlicher Frist eine ausserordentliche Generalversammlung einzuberufen, um diese Fragen zu klären.

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