Quartierleben
Und plötzlich klaffte ein Loch in der Wand
«Jedem Bild, das ich male, geht eine Geschichte voraus. Der Anstoss dazu ist bestimmt durch die Gestik eines Menschen, einen Charakter, den ich interessant finde oder ein Lebensereignis. Ich liebe, was ich tue und deshalb werden auch Energien und Emotionen freigesetzt. Dadurch entsteht auch eine einzigartige Bindung zu jedem Bild«, sagt die Künstlerin Jolanda Di Fede.
21. September 2021 — Patricia Senn
Ihre Bilder kann man erwerben, aber von einigen ihrer Werke will sie sich noch nicht trennen. Noch viel weniger, wenn man sie quasi entreisst. Und so fühlte es sich an, als plötzlich über Nacht ihr Bild verschwand.
Einen Tag lang hatte die Künstlerin Jolanda Di Fede an ihrem Bild gearbeitet. An der Röschibachstrasse, oberhalb des Wipkingerplatz, hatte sie die Farbe direkt auf eine Bauwand aufgetragen. Stück für Stück war das Kunstwerk entstanden. Eine neue Erfahrung für die Künstlerin war, dass man ihr beim Arbeiten zusah. Und die Reaktionen der Passant*innen blieben nicht aus, was manchmal schon herausfordernd war.
Diebstahl bleibt ein Rätsel
Etwa einen Monat lang verschönerte das farbenfrohe Bild die Baustelle. Dann klaffte an einem Samstagmorgen plötzlich ein grosses Loch in der Wand. Über Nacht war das Kunstwerk verschwunden. Unmöglich ein spontaner Streich einer einzelnen Person. Zu gross, zu schwer, zu kompliziert, es abzuschrauben. «Ich war völlig sprachlos, als ich den Diebstahl entdeckte», sagt Di Fede. Bislang waren ihre Bilder einzig auf Instagram zu sehen. Es sei ihr ein Rätsel, wie man dazu komme, eine ganze Barriere-Wand zu stehlen. Gleichzeitig scheint das Gemälde jemand anderen berührt zu haben, sosehr, dass er oder sie es haben wollte. Dennoch, so richtig verstehen kann die Künstlerin den Diebstahl nicht. Etwas mysteriös ist die ganze Geschichte schon.
In der Photobastei (siehe Infobox) stellt sie nun Ende September eine Auswahl an Bildern ihres künstlerischen Schaffens aus. «Das bedeutet für mich einen weiteren Schritt aus meiner Komfortzone rauszukommen und gleichzeitig ist es ein Perspektivenwechsel, denn früher organisierte ich Ausstellungen für die Künstler.»
Ausstellung
Beyond the Physical and the Rainbow – Jolanda Di Fede
Vom 30. September bis 10. Oktober. Photobastei 2.0
Sihlquai 125, 8005 Zürich.
Donnerstag bis Samstag, 17 bis 21 Uhr, Sonntag, 12 bis 18 Uhr.
Vernissage:
Donnerstag, 30. September, 18.30 Uhr
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