Vier Jahre Lärmschutzstrategie

Der Stadtrat zieht eine Zwischenbilanz zur Lärmschutzstrategie: Tempo 30 als wirksame Lärmschutz-Massnahme lässt sich nur schleppend umsetzen. Noch immer leben 125'000 Menschen in der Stadt Zürich an lärmbelasteten Orten.

Symbolbild: Pixabay.com

Vor vier Jahren hat die Stadt Zürich ihre Lärmschutzstrategie vorgestellt. Darin wurde festgehalten, dass die grösste Herausforderung beim Strassenlärm liegt: «Trotz bereits umgesetzter Massnahmen wohnen rund 140’000 Personen in einem Gebäude mit übermässiger Strassenlärmbelastung. Das ist ein Drittel der Stadtbevölkerung.» Auch im Bereich Alltagslärm und Bauen in lärmbelasteten Gebieten bestand Handlungsbedarf.

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Wie einer Medienmitteilung der Stadt Zürich zu entnehmen ist, zieht der Stadtrat nun eine Zwischenbilanz: Noch immer leben 125’000 Menschen in der Stadt Zürich an lärmbelasteten Orten. Strassenlärm bleibt die grösste Lärmquelle.

Es ist nachgewiesen, dass Tempo 30 den Lärm auf stark befahrenen Strassen verringert und die Sicherheit auf den Strassen verbessert. Die Stadt hat deshalb 2021 einen Geschwindigkeitsplan verabschiedet, der auf Stadtgebiet weitgehend die Einführung von Tempo 30 vorsieht. Politische Bestrebungen auf nationaler und kantonaler Ebene und Rekurse gegen Tempo 30 Projekte blockieren jedoch die Umsetzung.

Zürich hält an Planungshoheit im Stadtraum fest

Im vergangenen März wurde die Mobilitätsinitiative vom Kantonsrat angenommen – daraufhin ergriff der Gemeinderat das Referendum. Dies wird in der Medienmitteilung thematisiert: Die Stadt Zürich lehnt die kantonale Mobilitätsinitiative klar ab. Der Angriff auf Tempo 30 ist ein Frontalangriff auf die kommunale Autonomie und ihre Mobilitätspolitik. Die Initiative gefährdet die Sicherheit, behindert die Erreichung der Klimaziele und greift die Gemeindeautonomie an.

Mobilitätsplanung und bauliche Entwicklung sind wichtige Bestandteile einer qualitätsvollen Siedlungsentwicklung, wie sie Zürich mit der Strategie «Stadtraum und Mobilität 2040» verfolgt.

Auch die auf nationaler Ebene beschlossene Revision des Umweltschutzgesetzes stellt eine grosse Herausforderung dar: Es zeichnet sich ab, dass lärmrechtliche Anforderungen in Planungsverfahren und Bauprojekten zu stark gelockert oder sogar ausgehebelt werden.

Stadtlärm im Blick behalten

Weiter berichtet die Medienmitteilung über den Alltagslärm: Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten und vor allem das Nachtleben sorgen für Spannungsfelder zwischen urbaner Aktivität und Ruhebedürfnis. Eine Übersicht über die Lärmklagen der letzten Jahre zeigt, dass die Balance häufig gelingt. Seit 2022 liegen die bei der Stadtpolizei eingehenden Lärmklagen aus der Bevölkerung wieder deutlich unter den Werten der beiden Ausnahmejahre 2020 und 2021 (Corona-Pandemie).

Eine massive Belästigung für die Anwohnerschaft ist Autoposing und die in diesem Zusammenhang entstehenden Lärmemissionen. Laut Medienmitteilung hat die Stadtpolizei im Jahr 2024 dazu knapp 500 Verzeigungen oder Wegweisungen vorgenommen.

Zusätzlich wird dieses Jahr ein Pilotprojekt mit Lärmradar und -displays in der Stadt Zürich durchgeführt (die «Höngger Zeitung» berichtete). Aktuell fehlen noch die gesetzlichen Grundlagen, die den Einsatz von solchen Geräten erlauben, um Bussen auszusprechen. Zürich möchte aber bereit sein, wenn die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

Akustische Qualität im Aussenraum

Bei der überprüften und aktualisierten Lärmschutzstrategie bleiben die bisherigen Handlungsfelder weiterhin wichtig. Zudem soll der akustischen Qualität von Aussenräumen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden: Natürliche Geräusche wie Vogelgezwitscher, das Rascheln von Blättern oder Wasserplätschern werden als angenehm empfunden.

Aussenräume mit einer guten Aufenthaltsqualität sorgen für die nötige Erholung und fördern in vielen Fällen gleichzeitig die Hitzeminderung und die Biodiversität in der Stadt. In ersten Pilotprojekten wird bereits getestet, wie bei der Gestaltung von Freiräumen und Plätzen die akustische Qualität verbessert werden kann.

Quelle: Medienmitteilung Stadt Zürich

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