Von essbaren Gärten bis zur fliegenden Bar

Anfang Jahr wurden die Siegerprojekte der «Quartieridee» erkoren. Einige der Projekte haben bereits konkrete Schritte zur Verwirklichung der Ideen unternommen. Der «Wipkinger» hat mit ihnen über Erfolge und Probleme bei der Umsetzung gesprochen.

Auf den Spaziergängen zum Thema Biodiversität konnten die interessierten Teilnehmer*innen erfahren, mit welch einfachen Mitteln sie ihren Garten aufwerten können.

Eines der acht unterstützten Projekte ist «Essbares Wipkingen», dessen erklärtes Ziel es ist, an verschiedenen Orten im Quartier im Sinne der Permakultur Waldgärten anzulegen, in denen Früchte, Beeren, Nüsse und Kräuter sowie vielfältige Blumen als Nahrung für Insekten wachsen. «Mit, statt gegen die Natur gärtnern ist die Grundidee dahinter», so Vera Briner, eine der Verantwortlichen für das Projekt. In den vergangenen Monaten wurden deshalb bereits erste Kurse zu Permakultur, zum Kompostieren sowie zum Anlegen von Hochbeeten durchgeführt. Anfang Mai konnten zudem an einem Aktionstag von 15 Freiwilligen bereits 20 Obstbäume und 35 Beerenbüsche gepflanzt werden. Sie selbst, so erklärt Briner, habe die Mitverantwortung für einen Permakultur-Garten bei der «Klimaanalage» übernommen. Doch die Umsetzung ist nicht ganz einfach: «Das Echo im Quartier war zwar super, viele fanden die Idee cool und wollten mitmachen, aber wenn es um konkrete Einsätze geht, sind leider nur wenige wirklich dabei», bedauert sie. Zudem ist Permakultur ein langjähriges Projekt, bei dem der Garten erst nach einem Jahr Beobachtung sorgfältig gestaltet wird. «Für solch ein Projekt benötigt man also einen langen Atem», führt Briner weiter aus. «Ich würde mir daher wünschen, dass unser Vorhaben im Quartier noch bekannter gemacht wird.»

«Wildnisweg» – eine Karte fürs Quartier

Zum «Essbaren Wipkingen» gehört derweil noch ein zweites Projekt: Aus der Karte zum «Wipkinger Wildnisweg» möchte Briner gerne «eine gedruckte Karte erstellen, auf der all die kleinen Gärten und Projekte verzeichnet sind, damit man sich im Quartier zielstrebig zu den Gärten bewegen kann. Doch mit dem Erstellen der Karte warte ich nun noch ab, bis die Arbeit an den Gärten etwas weiter gediehen ist», so Briner weiter.

Spaziergänge zur ökologischen Vielfalt

Mit der ökologischen Aufwertung von Grünflächen im Quartier beschäftigt sich auch das Projekt «Biodiversität – was kann ich selber tun?». Gemeinsam mit der Genossenschaft Zeitgut hat die Projektverantwortliche Christine Keller zu diesem Thema Spaziergänge organisiert, auf denen Fachleute im Gebiet des ökologischen Gartenbaus Tipps geben, wie Gärten und Grünflächen mit relativ einfachen Mitteln zu kleinen Oasen für Fauna und Flora gemacht werden können. Keller lud dazu Samuel Ochsner von Grün Stadt Zürich sowie Andreas Kunz von «Naturwert» ein, die anfangs Juni in zwei Spaziergängen anhand konkreter Beispiele aufzeigten, wie gelungene und weniger gelungene Projekte der ökologischen Aufwertung aussehen können. «Bis die Spaziergänge organisiert waren und der ganze Anlass stand, war es ein ziemlich weiter Weg», erinnert sich Christine. Doch die überaus interessierten Teilnehmer*innen und die lebhaften und fruchtbaren Diskussionen auf beiden Spaziergängen entschädigen sie für ihre Bemühungen. Als nächste Anlässe sind im August nun noch zwei weitere Spaziergänge geplant.

Den Röschibachplatz aufwerten

Ein sehr konkretes Anliegen verfolgt das Projekt «Baumtische». Um den Stamm der Bäume auf dem Röschibachplatz, die bereits mit Sitzbänken ausgestattet sind, sollen Tische errichtet werden, damit die Wipkinger*innen sich hier zum Picknicken und Verweilen treffen können. Der ursprünglich für Mitte Juni geplante Bau der Tische wurde nach Auskunft von Meret Hodel, der Projektverantwortlichen, auf den 10. Juli verschoben. Mithilfe aller interessierten und handwerklich geschickten Quartierbewohner*innen ist ausdrücklich erwünscht.

Fliegende Bar

Auch die «Fliegende Bar» und die «Quartierpavillons» nehmen nach Angaben von Stefanie Pfändler, der Projektverantwortlichen, bereits Formen an. «Wir sind inzwischen zehn Personen, die am Projekt mitplanen», erklärt sie. So habe die Gruppe das Cargo-Bike, welches die sich durchs Quartier bewegende Bar beinhalten soll, bereits erhalten, ein erster Prototyp werde nun entwickelt. Parallel dazu würden bewilligungstechnische Fragen im Dialog mit der Stadt abgeklärt. Für die «Quartierpavillons» gestaltet sich die Suche nach Standorten, so Pfändler, «etwas schwieriger. Weil es in der Stadt naturgemäss eng ist, ist die Suche nach geeigneten Standorten hier gar nicht so einfach. Wir haben demnächst einen Termin mit dem Tiefbauamt und hoffen, dass wir gemeinsam eine gute Lösung finden.» Ausserdem, so verrät Pfändler «ist noch ein dritter interessanter Projektteil entstanden». Genaueres soll an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten werden. Ziel ist, bis zum Ende des Sommers mit dem Cargo-Bike starten zu können. «Weil wir aber alle ehrenamtlich arbeiten, ist es möglich, dass wir den Starttermin noch verschieben müssen. Wir freuen uns auf alle Fälle sehr und sind höchst motiviert», erklärt Pfändler.

Umsetzung bringt neue Herausforderungen

Bei den meisten der Projekte (die Antworten der drei fehlenden Siegerprojekte war zu Redaktionsschluss noch ausstehend) ist also der Start in die Umsetzungsphase erfolgt – mit allen Herausforderungen, die dieser beinhaltet. Sabeth Tödtli von «Urban Equipe», einer der beiden Vereine, die hinter der «Quartieridee» stehen, kennt die Probleme, die bei der Projektarbeit entstehen können: «Bei einigen Projektmacher*innen ist schon viel passiert oder in Vorbereitung, und es macht Spass zu sehen, wie die Projekte Form annehmen. Andere haben etwas mehr Anlaufschwierigkeiten oder Mühe, dran zu bleiben. Einerseits liegt das einfach in der Natur von ehrenamtlichem Engagement, diese andere Art von Zeitlichkeit und Verbindlichkeit. Andererseits wirft das aber auch Fragen auf, die wir uns als Gesellschaft immer wieder stellen müssen: Wieviel ehrenamtliches Engagement erwarten wir im Rahmen von Quartierprojekten? Und wie können wir gemeinnützigen Einsatz angemessen wertschätzen, und ab wann müssen wir vielleicht eben doch entschädigen? Das bleibt immer ein Balanceakt, den wir nun auch im Rahmen der Quartieridee Wipkingen wieder erleben.»

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