Politik
Warum ich zum Rosengartentunnel- und -tram Nein sage
10. Dezember 2019 — Eingesandter Artikel
Wenn ich an der Haltestelle unter der Bananenbrücke stehe und auf den Bus warte, präsentiert sich mir eine absurde und ohrenbetäubende Szenerie. Da jagen schwere Lastwagen in vollem Karacho die Rosengartenstrasse hinunter und ich frage mich, wohin dieser Lastwagen mit seiner schweren Fuhre denn fährt. Liegt die Baustelle grad um die Ecke, so dass die Fahrt durch ein bewohntes städtisches Quartier gerechtfertigt wäre? Oder ist es einfach ein kurzes Teil einer längeren Stecke, eine Abkürzung, mit welcher der Fahrer schlussendlich zwei Minuten Wegzeit gewinnt? Ich weiss nicht, was die Autofahrenden antreibt, welche zudem in den meisten Fällen allein in ihren Fahrzeugen sitzen, die Rosengartenstrasse zu befahren. Aber als Beobachterin am Strassenrand wird klar: unser Verkehrssystem ist irrwitzig.
Der Verkehr, der sich seit mehr als 40 Jahren täglich die Rosengartenstrasse rauf und runter wälzt, verursacht Feinstaub- und Lärmbelastung. Ich bin dezidiert gegen Feinstaub- und Lärmbelastung. Ich bin aber auch dezidiert gegen das vorgeschlagene Tunnel- und Tramprojekt, weil es keine städtebauliche Reparatur ist, sondern ein teures technokratisches Projekt, das einen definitiven Keil durch das Quartier schlägt (vorgesehen ist eine teilweise massive Verbreiterung der Strasse, dem auch diverse bestehende Gebäude zum Opfer fallen werden), hauptsächlich aber in anderen Quartieren massive Verkehrs- und städtebauliche Auswirkungen (Beispiel Albisriederplatz) haben wird. Der Strassenverkehr auf der 600 Meter langen verkehrsberuhigten Achse in Wipkingen wird abnehmen. Nicht abnehmen wird er hingegen in anderen Quartieren, im Kreis 5, im Kreis 4, nördlich von Wipkingen. Im Gegenteil: er wird zunehmen.
Es ist Aufgabe der Politik, Probleme adäquat zu lösen. Nur immer mehr teure und hässliche Infrastruktur für den motorisierten Verkehr zur Verfügung zu stellen, ist aber keine Lösung. Was wir brauchen, ist ein Betonstopp. Unsere Verkehrspolitik muss von Grund auf neu gedacht werden. Fachleute gibt es wie Sand am Meer. Es ist an der Zeit, dass sich Fachleute, Politiker*innen, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Bewohner*innen an einen runden Tisch setzen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Es kann nicht sein, dass Projekte, die in einem Hinterzimmer und ohne öffentlichen Einbezug ausgearbeitet wurden, das Rennen machen.
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