Was bedeuten die US-Zölle für den Kanton Zürich?

Direkt vom 39-Prozent-Zollsatz betroffen sind laut dem Regierungsrat Exporte aus dem Kanton Zürich von jährlich rund 2 Milliarden Franken.

(Foto: zvg)

Medienmitteilung des Zürcher Regierungsrats

Der Kanton Zürich ist auf eine offene Wirtschaft angewiesen und profitiert stark davon. Der Regierungsrat bedauert deshalb die heute in Kraft getretenen US-Zölle. Er erwartet vom Bundesrat und von den zuständigen Bundesbehörden, dass sie weiterhin mit viel Engagement mit den USA verhandeln, um doch noch substanzielle Erleichterungen oder eine deutliche Senkung der Zölle zu erreichen.

Unmittelbar nachdem US-Präsident Donald Trump Anfang April neue US-Zölle für Importe aus dem Ausland angekündigte, hat die Zürcher Volkswirtschaftsdirektion eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Volkswirtschafts- und der Finanzdirektion eingesetzt. Diese steht seither in engem Austausch mit betroffenen Zürcher Unternehmen und Verbänden und analysiert laufend die möglichen Auswirkungen auf den Kanton.

Exporte in die USA von 2 Milliarden Franken

Die Zürcher Wirtschaft ist dank ihres Branchenmixes weniger exponiert gegenüber Handelsrestriktionen aus den USA als andere Kantone oder die Gesamtschweiz. Dienstleistungen sind von den Zollsätzen nicht betroffen. Damit sind 84 % der Arbeitsplätze im Kanton Zürich von direkten Auswirkungen verschont. Hingegen treffen die Zölle die Zürcher Industrie stark.

Zahlen zeigen:
13 % des Zürcher Bruttoinlandprodukts (BIP) wird im Produktionssektor erwirtschaftet (in der Schweiz sind es 25 %), 87 % des Zürcher BIP wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet (in der Schweiz: 74 %). Gemessen am Zürcher BIP machen die Güterexporte 10 % aus (die Dienstleistungsexporte 24 %).

In der Schweiz sind es 34 % (Güterexporte) und 19 % (Dienstleistungsexporte). 12,5 % der Zürcher Exporte fliessen in die USA. Der wichtigste Handelspartner ist die EU mit über 50 % Exportanteil.

Insbesondere die Uhren-, Präzisionsinstrumente-, Metall- und Maschinenindustrie werden unter der aktuellen US-Handelspolitik leiden. Diese Industriezweige stellen 42’100 Arbeitsplätze zur Verfügung und machen 5 % der Wirtschaft im Kanton und 55 % der Zürcher Industrie aus.

«Für manche Zürcher Exportunternehmen sind die Zölle existenzbedrohend, vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen. Grössere Unternehmen können sie besser abfedern oder umgehen – etwa mit anderen Standorten ausserhalb der Schweiz», sagt Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. «In der zunehmend unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Weltlage sind Marktposition, Diversifikation und Standortstrategie entscheidend.»

Die hohen Zölle sind auch für die US-amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten nachteilig. Für sie werden Schweizer Produkte deutlich teurer. Gleiches gilt für Teile der US-Wirtschaft, die hochwertige Schweizer Produkte verwenden, welche nun teurer werden.

BIP-Verlust zwischen 0,5 und 1,2 Milliarden Franken

Auf Basis von Berechnungen der Konjunkturstelle KOF der ETH Zürich hat das Amt für Wirtschaft mögliche Auswirkungen der 39-%-Zölle auf die Zürcher Wirtschaft geschätzt. Unter der Annahme, dass die Zölle den Kanton Zürich ähnlich stark treffen wie die Gesamtschweiz, würde das BIP-Wachstum um 0,3 % bis 0,7 % tiefer ausfallen. Das entspricht einer BIP-Differenz von rund 500 Mio. Franken bis 1200 Mio. Franken pro Jahr oder rund 300 bis 700 Franken pro Kopf.

Da die Zürcher Wirtschaft aufgrund ihres Branchenmixes gegenüber den US-Zöllen weniger exponiert ist als die Gesamtschweiz, dürften die Auswirkungen jedoch in der Tendenz tiefer ausfallen. «Andererseits dürfte sich die zunehmende Unsicherheit generell dämpfend auf die Investitions- und Konsumentenstimmung auswirken – und damit auch auf die Gesamtwirtschaft», sagt Volkswirtschaftsdirektorin Walker Späh.

Kurzarbeit als bewährtes Instrument

Mit der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) steht in der Schweiz ein bewährtes Instrument zur Verhinderung von Kündigungen aufgrund von vorübergehenden und unvermeidbaren Arbeitsausfällen zur Verfügung. Der Kanton Zürich verzeichnet noch keinen grösseren Anstieg an Voranmeldungen auf Kurzarbeit.

Seit Anfang Jahr bis Ende Juli genehmigte das Amt für Arbeit insgesamt 222 Voranmeldungen auf Kurzarbeit. Bei rund 60 % betrifft dies Unternehmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Die Anzahl Voranmeldungen für Kurzarbeitsentschädigung, welche seit April 2025 die Unsicherheit aufgrund der US-Handelszölle als Mitursache nennen, liegt zurzeit bei einem mittleren zweistelligen Bereich.

Bei Voranmeldung auf Kurzarbeit gestützt auf US-Zölle wird im Einzelfall geprüft, ob ein solcher Zusammenhang gegeben ist. Das Amt für Arbeit hat zudem die nötigen Vorkehrungen getroffen, damit eine möglicherweise nun steigende Zahl von Kurzarbeitsgesuchen bewältigt werden kann.

Neben der Kurzarbeitsentschädigung ist es besonders wichtig, dass Zürcher Unternehmen gute Rahmenbedingungen vorfinden und die administrative Belastung möglichst tief gehalten wird. Der Zürcher Regierungsrat wird sich daher weiterhin für einen attraktiven Wirtschaftsstandort und mögliche Entlastungsmassnahmen einsetzen.

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