Wenn es mal wieder notfallmässig Chips braucht

Der Röschibachplatz ist um eine Attraktion reicher: Die Migros hat einen eigenen Snack-Automaten aufgestellt. Rund um die Uhr sind dort nun Migros-Produkte verfügbar. Unsere Redaktorin Dagmar Schräder hat einen anonymen Testkauf durchgeführt.

Der Snack-Automat am Röschibachplatz. (Foto: das)

Selecta, das muss man sagen, hat ja irgendwie Kultstatus. Immerhin gibt es die Snack-Automaten schon seit 1957 in der Schweiz. «Kägifrett» und «Comella» jederzeit verfügbar, eine kühle Cola auf dem Bahnsteig nach einer durchzechten Nacht, das war früher ein echter Luxus. Der allerdings für die gewünschten Produkte auch seinen entsprechenden Preis forderte.

Nun zieht die Migros nach: Drei eigene Automaten hat der orange Riese neu in der Stadt Zürich aufgestellt, einen davon in Wipkingen. Und zwar, anders als Selecta, nicht bei Bahnhöfen, sondern vor Migros-Filialen. Damit auch nach Ladenschluss noch die beliebten Migros-Produkte eingekauft werden können – zu Migros-Preisen.

Fliegende Schublade

Der Automat ist modern, benutzerfreundlich und einfach zu bedienen, könnte man sagen. Auf dem Display kann man sich seine Waren aussuchen, die nach der selbstverständlich bargeldlosen Bezahlung dann von einer fliegenden Schublade abgeholt und sanft in Richtung Warenklappe befördert werden. Es poltert und holpert nicht, das Produkt landet in einwandfreiem Zustand bei der Kundschaft. Alles paletti also.

Aber doch, eine kleine Kritik gäbe es da: die Produktauswahl. Die ist irgendwie enttäuschend. Nicht unbedingt im Vergleich zu Selecta, da sind die Produkte ähnlich. Mehr so generell, angesichts der Fülle der Möglichkeiten, die so ein Migros-Sortiment zu bieten hätte.

Ob der Automat auch Hundefutter im Angebot hat? (Foto: das)

Ganze drei der sechs verfügbaren Regalreihen sind mit Kaltgetränken gefüllt. Wozu braucht man denn 24 verschiedene Süssgetränke? Daneben wirkt die Auswahl für den kleinen Hunger schon etwas bescheiden. Klar, «Maltesers» und Butterbrezel, Proteinriegel und natürlich Zweifel-Chips vermögen das schlimmste Zucker- und Salzdefizit sicherlich zu stillen. Aber ob es sich lohnt, dafür nachts die gute und warme Stube zu verlassen, das ist dann doch eher zweifelhaft.

Vorschläge an die Migros

Viel cooler wären da doch die klassischen Dinge, die man immer einzukaufen vergisst. Eine Tube Zahnpasta, eine Rolle Klopapier und Hygieneartikel wären in so manchen Situationen äusserst hilfreich. Ein Liter Milch, eine Packung Spaghetti Miracoli oder ein Laib Brot für das spontane Fondue zuhause wären auch cool.

Grossartig wäre auch ein Tütchen Katzenfutter. Wie oft sitzen die Katzen vorwurfsvoll miauend um fünf nach acht vor ihren leeren Schälchen und ich muss erkennen, dass die sorgfältig angelegten Futtervorräte doch tatsächlich schon wieder aufgebraucht sind?  

Oder, wenn schon so viele Getränke angeboten werden, warum nicht auch eine Abteilung mit Heissgetränken? So ein Kaffee geht immer. Nach dem Ausgang, mittags beim Warten auf den Bus oder in aller Herrgottsfrühe, wenn noch nicht mal die Bäckereien offen haben. Wenn es dann noch die Option auf Vanillesirup und Hafermilch gäbe, wäre ich hier Stammkundin.

Aber gut, der orange Automat in Wipkingen ja auch noch ganz frisch. Der muss sich hier erst mal einleben. Und vielleicht sein Angebot an die Nachfrage anpassen. Lassen wir ihm also noch ein wenig Zeit.

Die Gratis-Variante

Übrigens: So etwas wie einen Snack-Automaten gibt es eigentlich schon länger. Ganz und gar gratis. Die Madame Frigos, die hier und an zahlreichen weiteren Orten in der Stadt Zürich stehen, sind öffentliche Kühlschränke, jederzeit und für alle zugänglich.

Sie bieten immer wieder neue Lebensmittel an, solche, die vor dem Müll gerettet wurden. Das Tolle daran: Man weiss nie, was man hinter der Kühlschranktür finden wird. Das ist fast ein bisschen wie Weihnachten. Man riskiert allerdings dafür auch, leer auszugehen. Denn hier gilt das Prinzip: De Schnäller isch de Gschwinder.

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