Politik
Wir haben genug von der Anti-Klima-Politik
Das kleine Fach mit der Biobutter ist wieder mal leer. Daneben türmen sich Berge herkömmlicher Butter zum Aktionspreis im Doppelpack. Das Biogemüse ist aus Spanien und x-fach verpackt, das einheimische Pendant im Offenverkauf ohne Label. Auch schon ähnliches erlebt? Gut gibt’s den Bioladen – wenn man sich den leisten kann und er nicht vor dem eigenen Dienstschluss Feierabend macht. Doch es schleicht sich der Verdacht ein, dass Kundinnen und Kunden – angeblich königlich – vielleicht doch nicht gar so mächtig sind.
25. Juni 2019 — Eingesandter Artikel
Gemäss Bundesamt für Statistik hat der Anteil der Bio-Bauernhöfe 2018, ähnlich wie in den Vorjahren um 1% zugenommen, während die Zahl der Milchkühe etwa gleich viel gesunken ist. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, warten wir auf die Ökologisierung der Landwirtschaft noch fast so lange, wie auf die Lohngleichheit zwischen Mann und Frau. Aber wen wundert’s bei der bisherigen Subventionspolitik?
Der Preis für ein Generalabonnement ist seit 1990 um 80% gestiegen, fast dreimal so viel wie die Teuerung. Die Treibstoffzölle dagegen wurden nicht erhöht, auch nicht bei der Revision des Mineralölsteuergesetzes 2008, und bei den kantonalen Motorfahrzeugsteuern sieht es nur wenig anders aus. Trotzdem haben mehr als die Hälfte der Stadtzürcher Haushalte kein Auto mehr. Von der veranschlagten Milliarde für das Rosengartenprojekt sollen aber wiederum zwei Drittel für den Autotunnel verlocht werden.
Zu Recht haben die Klimastreikenden auch den Flugverkehr in den Fokus genommen. Fernweh? Auch. Nur Monate nach dem 1993 gewonnen Kampf gegen die Volksinitiative «für einen massvollen Flugverkehr» legte der Regierungsrat ein milliardenschweres Ausbauprogramm für den Flughafen vor. Und als 2002 die Flieger der Swissair am Boden blieben, bot der Bund eilig Milliarden, um die Swiss aufsteigen zu lassen. Der Käuferin Lufthansa wurde das Versprechen abgerungen, den Hub Zürich auszubauen. Trotzdem stagnierten die Passagierzahlen in Kloten lange auf deutlich tieferem Niveau: Der Stand vom Jahr 2000 wurde erst zehn Jahre später wieder erreicht. Wenn sie nun seit fünf Jahren um über eine Million jährlich steigen und sich langsam dem Vierfachen der schweizerischen Bevölkerung nähern, ist dies das Ergebnis einer klaren politischen Strategie.
Aktuell soll der Aufbau des 5G-Netzes in der Schweiz forciert werden. Noch gibt es zwar kaum Handys, welche die Technologie unterstützen und keinen Mehrwert dafür. Wenn sich aber dereinst Haushaltsgeräte nur noch via Smartphone bedienen lassen, wird das Kundenbedürfnis ausgewiesen sein…
Jahrzehntelang hat die bürgerliche Mehrheit die Weichen in Sachen Klima falsch gestellt. Und ein bewussteres Konsumverhalten darf keinesfalls das Wachstum bremsen.
Darum ist es so wichtig, dass die jungen Klima-Streikenden nicht nur auf die Strasse, sondern auch an die Urne gegangen sind. Vielen Dank! Die nächste Gelegenheit sind die nationalen Wahlen am 20. Oktober.
Peter Schneider
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